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Brunetti 05 - Acqua alta

Brunetti 05 - Acqua alta

Titel: Brunetti 05 - Acqua alta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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hereinzulassen.
    Beide murmelten höflich: »Permesso«, als sie die Wohnung betraten. Der erste, der unter dem kurzgeschnittenen blonden Haar zwei sehr hübsche dunkle Augen hatte, streckte ihr den Umschlag hin. »Das hier sind die Unterlagen, dottoressa.« Und als er ihn ihr aushändigte, fügte er hinzu: »Dottor Semenzato bittet Sie, sich das gleich anzusehen.« Sehr sanft, sehr höflich. Der Große lächelte und drehte sich zur Seite, abgelenkt von einem Spiegel links neben der Tür.
    Brett senkte den Kopf und begann den Umschlag zu öffnen, der mit rotem Lack versiegelt war. Der Blonde kam einen Schritt näher, als ob er ihr den Umschlag abnehmen wollte, um ihr beim Aufmachen zu helfen, doch ganz plötzlich trat er hinter sie, packte sie brutal und hielt sie an beiden Armen fest.
    Der Umschlag fiel zuerst auf ihre nackten Füße und landete dann zwischen ihr und dem zweiten Mann auf dem Boden. Er schob ihn mit dem Fuß beiseite, wie um den Inhalt nicht zu beschädigen, und stellte sich dicht vor sie. Während er dies tat, verstärkte der andere den Klammergriff um ihre Arme. Der Große beugte sich aus seiner beträchtlichen Höhe zu ihr hinunter und sagte mit leiser, sehr tiefer Stimme: »Sie wollen doch Ihre Verabredung mit Dottor Semenzato nicht einhalten, oder?«
    Der Zorn packte sie noch vor der Angst, und ersterer sprach aus ihr. »Lassen Sie mich los, und verschwinden Sie.« Dabei versuchte sie sich mit einer abrupten Drehung aus der Umklammerung zu befreien, doch der Mann packte sie nur noch fester und preßte ihr die Arme an den Körper.
    Hinter ihr wurde die Musik lauter, und Flavias doppelte Stimme erfüllte den Raum. So perfekt sang sie die Stelle, man hätte nicht sagen können, daß es zwei Stimmen waren, nicht eine, die da von Schmerz und Liebe und Verlust sangen. Brett drehte den Kopf nach der Musik um, hielt aber dann mit einer bewußten Willensanstrengung mitten in dieser Bewegung inne und fragte den Mann, der vor ihr stand: »Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
    Seine Stimme veränderte sich wie sein Gesicht, das häßlich wurde. »Keine Fragen, du Schlampe.«
    Erneut versuchte sie sich aus dem Griff herauszuwinden, aber es war unmöglich. Sie verlagerte ihr Gewicht auf einen Fuß und stieß mit dem anderen nach hinten, doch ihr nackter Fuß konnte dem Mann, der sie festhielt, nichts anhaben.
    Hinter sich hörte sie ihn sagen: »Los schon, mach's.«
    Sie wollte gerade den Kopf zu ihm hindrehen, als der erste Schlag sie traf, genau in den Magen. Der plötzliche, explodierende Schmerz warf ihren Körper mit solcher Wucht nach vorn, daß sie beinah freigekommen wäre, aber der Mann riß sie zurück und richtete sie wieder auf. Der andere schlug erneut zu, traf sie diesmal unter der linken Brust, und sie reagierte wie zuvor mit einer unwillkürlichen Bewegung, die ihren Körper nach vorn krümmte, um ihn vor diesem gräßlichen Schmerz zu schützen.
    Dann begann er in so schneller Folge, daß sie die Schläge gar nicht mehr mitzählen konnte, auf ihren Körper einzudreschen, wobei er immer wieder Brüste und Rippen traf.
    Hinter ihr sang Flavias Stimme von der glückseligen Zukunft, der sie entgegensah, da sie bald Arturos Braut sein werde, und dann traf der Mann sie an der Schläfe. Ihr rechtes ohr dröhnte, und sie konnte die Musik nur noch mit dem linken hören.
    Sie war sich nur eines Gedankens bewußt: Sie durfte keinen Laut von sich geben, weder schreien noch rufen, noch wimmern. Die Sopranstimmen hinter ihr verschmolzen in jubelnder Freude, und ihre Lippe platzte unter der Faust des Mannes.
    Der hinter ihr ließ ihren rechten Arm los. Er brauchte sie nicht mehr festzuhalten, aber er hielt sie mit einer Hand aufrecht und drehte sie herum, bis sie ihm das Gesicht zuwandte. »Sie werden Ihre Verabredung mit Dottor Semenzato nicht einhalten«, sagte er mit immer noch sehr tiefer, höflicher Stimme.
    Aber sie nahm ihn nicht mehr wahr, hörte seinen Worten nicht mehr zu, nur entfernt noch war sie sich der Musik bewußt, der Schmerzen und der dunklen Angst, daß diese Männer sie umbringen könnten.
    Ihr Kopf hing vornüber, und sie sah nur die Füße. Sie ahnte mehr, wie der Große sich plötzlich auf sie zubewegte, und spürte etwas Warmes an ihren Beinen und im Gesicht. Sie hatte die Kontrolle über ihren Körper verloren, und der scharfe Geruch ihres eigenen Urins stieg ihr in die Nase. Das andere Warme war Blut, sie schmeckte es und sah es auf den Boden tropfen und an die Schuhe der Männer

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