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Brunetti 05 - Acqua alta

Brunetti 05 - Acqua alta

Titel: Brunetti 05 - Acqua alta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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hinterher kam sie doch? Als die Exponate nach China zurückgeschickt werden sollten?«
    »Sie kam für drei Wochen aus Xi'an«, sagte Brett. Dann hielt sie inne, blickte auf ihre ineinander verschränkten Hände und murmelte: »Ich glaube es nicht. Ich glaube es einfach nicht«, woraus Brunetti schloß, daß sie es sehr wohl glaubte.
    »Zwischen uns war es schon aus, als sie herkam. Ich hatte bei der Eröffnung Flavia kennengelernt. Ich habe es Matsuko gesagt, als ich etwa einen Monat nach der hiesigen Eröffnung wieder nach Xi'an zurückkam.«
    »Wie hat sie darauf reagiert?«
    »Was glauben Sie denn, Guido? Sie war lesbisch, kaum mehr als ein Kind, gefangen zwischen zwei Kulturen, aufgewachsen in Japan, ausgebildet in Amerika. Als ich nach Xi'an zurückkam - ich war fast zwei Monate fort gewesen -, hat sie geweint, als ich ihr den italienischen Katalog mit ihrem Artikel zeigte. Sie hatte an der wichtigsten Ausstellung mitgewirkt, die es auf unserem Gebiet in Jahrzehnten gegeben hatte, sie war in ihre Chefin verliebt und glaubte sich wiedergeliebt. Und dann komme ich aus Venedig angeschneit und sage ihr, daß alles vorbei ist, daß ich eine andere liebe, und als sie fragt, warum, rede ich in meiner Dämlichkeit von kulturellen Unterschieden, von der Schwierigkeit, einen Menschen aus einem anderen Kulturkreis je wirklich zu verstehen. Ich habe ihr gesagt, sie und ich hätten keine gemeinsame Kultur, Flavia und ich aber schon.« Ein erneuter Knall aus der Küche bewies, wie wenig das stimmte.
    »Und?« fragte Brunetti.
    »Wenn es Flavia gewesen wäre, sie hätte mich wohl umgebracht. Aber Matsuko war Japanerin, egal, wie lange sie in Amerika gewesen war. Sie verbeugte sich tief und verließ mein Zimmer.«
    »Und danach?«
    »Danach war sie nur noch meine perfekte Assistentin. Sehr förmlich, sehr distanziert und sehr tüchtig. Sie war begabt für ihren Beruf.« Brett schwieg lange. »Ich finde es nicht gut, was ich ihr angetan habe, Guido«, sagte sie dann leise.
    »Warum ist sie hierhergekommen, um die Sachen für China einzupacken?«
    »Ich war in New York«, antwortete Brett, als ob das alles erklärte. Brunetti genügte das nicht, aber er wollte dem jetzt nicht nachgehen. »Ich habe Matsuko angerufen und gefragt, ob sie sich hier um den Abbau und den Rücktransport kümmern wolle.«
    »Und sie hat zugesagt?«
    »Wie gesagt, sie war meine Assistentin. Die Ausstellung bedeutete ihr genausoviel wie mir.« Als ihr aufging, wie sich das anhörte, fügte Brett hinzu: »Das dachte ich zumindest.«
    »Und ihre Familie?« fragte er.
    Die Frage überraschte Brett offenbar, denn sie fragte zurück: »Wieso, was soll damit sein?«
    »Ist sie reich?«
    »Ricca sfondata«, erklärte sie. Bodenlos reich. »Warum fragen Sie?«
    »Um zu klären, ob sie es vielleicht des Geldes wegen getan hat«, sagte er.
    »Ich finde es nicht gut, wie Sie so einfach annehmen, daß sie die Finger im Spiel hatte«, protestierte Brett, aber nur schwach.
    »Kann ich jetzt wieder reinkommen?« fragte Flavia laut aus der Küche.
    »Hör doch auf, Flavia«, gab Brett unwirsch zurück.
    Flavia kam herein, in der Hand ein Glas Sprudel, in dem die Bläschen fröhlich aufstiegen. Sie stellte es Brett hin, sah auf ihre Armbanduhr und sagte: »Es ist Zeit für deine Medizin.« Schweigen. »Soll ich sie dir holen?«
    Ohne Vorwarnung schlug Brett mit der Faust auf die Marmorplatte, daß das Tablett wackelte und in allen Gläsern kleine Bläschen hochstiegen. »Ich hole mir meine Tabletten selber, verdammt noch mal.« Sie stemmte sich vom Sofa hoch und durchquerte schnell das Zimmer. Kurz darauf hallte das Echo einer weiteren zuschlagenden Tür durch die Wohnung.
    Flavia setzte sich in ihren Sessel, nahm ihr Champagnerglas und trank einen Schluck. »Ungenießbar«, bemerkte sie. Der abgestandene Champagner? Brett? Sie kippte ihren Champagner in Bretts Glas und schenkte sich den Rest aus der Flasche ein. Vorsichtig probierte sie, dann lächelte sie Brunetti zu. »Schon besser.« Sie stellte ihr Glas auf den Tisch.
    Da er nicht wußte, ob das jetzt Theater war oder nicht, beschloß Brunetti, einfach abzuwarten. Ein Weilchen nippten sie in stillem Einvernehmen an ihrem Champagner, bis Flavia endlich fragte: »Wie notwendig war die Wache vor dem Zimmer im Krankenhaus?«
    »Bevor ich ein klareres Bild davon habe, was hier eigentlich vorgeht, weiß ich nicht, wie notwendig irgend etwas ist«, antwortete er.
    Ihr Lächeln war breit. »Wie erfrischend, einen

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