Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Titel: Brunetti 06 - Sanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
Hörer auf und wandte sich Brunetti zu.
    »Holländische Gulden?« fragte er höflich.
    »Wenn Sie welche haben, verkaufen Sie.«
    Brunetti hatte keine, bedankte sich aber trotzdem mit einem Nicken für den Tip. »Ganz auf Erfolg getrimmt«, meinte er.
    »Wie nett, daß Sie es merken, Commissario. Gefällt es Ihnen?« Sie stand auf und trat ein paar Schritte von ihrem Schreibtisch zurück, alles komplett bis hin zu den Yuppie-Schühchen in Aschenputtelgröße.
    »Schick«, sagte er. »Für Gespräche mit dem Börsenmakler genau richtig.«
    »Eben, eben. Nur schade, daß er so ein Trottel ist. Alles muß ich ihm sagen.«
    »Und was wollten Sie mir sagen?« fragte Brunetti.
    »Ich dachte, bevor Sie zum Vice-Questore hineingehen, sollten Sie vielleicht wissen, daß wir demnächst Besuch von der Schweizer Polizei bekommen.«
    Ehe sie ins Detail gehen konnte, witzelte Brunetti mit einem verschwörerischen Blick zu Pattas Tür: »Hat er Ihre Nummernkonten entdeckt?«
    Signorina Elettra riß im ersten Moment erschrocken die Augen auf, doch ebenso schnell verschleierte Mißbilligung ihren Blick. »Nein, Commissario«, sagte sie betont sachlich. »Es hat mit der europäischen Kommission zu tun, aber dazu kann Ihnen Vice-Questore Patta vielleicht mehr sagen.« Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch, kehrte Brunetti den Rücken zu und richtete ihre Aufmerksamkeit ganz auf ihren Computer.
    Brunetti klopfte und trat auf Pattas Geheiß ein. Der Vice-Questore hatte sich im Urlaub offenbar gut erholt. Seine klassische Nase und das gebieterische Kinn waren von einer Bräune, die, da sie im März erworben war, nur noch mehr Eindruck machte. Außerdem schien der Vice-Questore ein paar Kilo abgespeckt zu haben, oder die Schneider in Bangkok verstanden seinen Embonpoint besser zu kaschieren als ihre Londoner Kollegen.
    »Guten Morgen, Brunetti«, sagte Patta durch und durch freundlich.
    Brunetti fühlte sich gewarnt und murmelte nur etwas Unverständliches zur Antwort, während er unaufgefordert Platz nahm. Daß Patta ihn nicht mit einem mißbilligenden Blick strafte, machte Brunetti nur noch vorsichtiger.
    »Ich möchte Ihnen meine Anerkennung dafür aussprechen, wie Sie mich in meiner Abwesenheit vertreten haben«, begann Patta, und in Brunettis Kopf läuteten die Alarmglocken derart Sturm, daß er sich kaum mehr auf Pattas Worte konzentrieren konnte. Er nickte.
    Patta trat ein paar Schritte von seinem Schreibtisch zurück und drehte sich dann wieder um, genau wie vorhin Signorina Elettra. Brunetti versagte es sich, den Vice-Questore ebenfalls zu fragen, ob er sich auf Erfolg getrimmt habe. Schließlich setzte Patta sich in den Sessel neben Brunetti.
    »Wie Sie wissen, Commissario, haben wir das Jahr der internationalen polizeilichen Zusammenarbeit.«
    Brunetti wußte davon eigentlich nichts. Vor allem lag ihm auch recht wenig daran, denn wie das Jahr auch immer heißen mochte, er wußte, daß es ihn unweigerlich etwas kosten würde, wahrscheinlich Zeit und Geduld.
    »Wußten Sie das, Commissario?«
    »Nein.«
    »Nun gut, es ist aber so. Ausgerufen von der Kommission der Europäischen Gemeinschaft.« Als Brunetti sich unbeeindruckt von diesem Wunder zeigte, fragte Patta: »Sind Sie nicht neugierig zu erfahren, welche Rolle uns dabei zukommt?«
    »Wer ist ›uns‹?«
    Nach einer Pause, die wohl der verqueren Grammatik galt, antwortete Patta: »Italien natürlich.«
    »Es gibt viele Städte in Italien.«
    »Ja, aber nur wenige sind so berühmt wie Venedig.«
    »Und nur wenige sind so arm an Verbrechen.«
    Patta wußte darauf momentan nichts zu erwidern, fuhr dann aber einfach fort, als hätte Brunetti alles bisher Gesagte mit einem begeisterten Kopfnicken aufgenommen: »Unsere Rolle wird sein, daß wir in den nächsten Monaten die Polizeichefs unserer Partnerstädte zu Gast haben werden.«
    »Welcher Städte?«
    »London, Paris und Bern.«
    »Zu Gast?«
    »Ja. Die Polizeichefs werden herkommen, und wir fanden es ganz sinnvoll, sie in den Tagesablauf miteinzubeziehen, um ihnen einen Eindruck von der Arbeitsweise unserer Polizei zu vermitteln.«
    »Wenn ich raten darf, Vice-Questore, wird Bern den Anfang machen. Diesen Kollegen bekomme ich zugeteilt, und nachdem er hier war, darf ich mich in den Hexenkessel von Bern stürzen, der aufregendsten aller europäischen Hauptstädte, und Sie übernehmen Paris und London.«
    Patta ließ sich nicht anmerken, ob er sich durch diese Formulierung vor den Kopf gestoßen fühlte. »Er wird morgen

Weitere Kostenlose Bücher