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Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Titel: Brunetti 06 - Sanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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zu vernehmen...« Brunetti wartete einen Sekundenbruchteil, bevor er »dottore« hinzufügte.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, behauptete Messini in einem Ton, der das Gegenteil besagte.
    »Wie Sie meinen, Dottore. Ich hatte gehofft, wir könnten darüber in aller Ruhe sprechen und die Sache vielleicht regeln, bevor sie sich zur Peinlichkeit entwickelt, aber leider scheint das ja nicht möglich zu sein. Ich bedaure die Störung«, sagte Brunetti, sehr bemüht um einen verbindlichabschließenden Ton.
    »Einen Augenblick, Commissario. Vielleicht habe ich etwas übereilt gesprochen, und wir sollten uns doch besser treffen.«
    »Wenn Sie zu beschäftigt sind, Dottore, habe ich dafür volles Verständnis«, sagte Brunetti kurz angebunden.
    »Nun ja, natürlich bin ich beschäftigt, aber ich könnte sicher die Zeit finden, vielleicht heute nachmittag. Lassen Sie mich nur eben in meinem Terminkalender nachsehen.« Der Ton wurde gedämpft, als Messini am anderen Ende die Muschel zuhielt und mit jemandem sprach. Kurz darauf meldete sich seine Stimme wieder. »Ich sehe gerade, daß meine Mittagsverabredung abgesagt wurde. Darf ich Sie zum Essen einladen, Commissario?«
    Brunetti sagte nichts, sondern wartete auf den Namen des Restaurants, aus dem die Höhe der Bestechungssumme zu ersehen wäre, die Messini wohl zahlen zu müssen glaubte.
    »Da Fiori?« schlug Messini vor. Es war nicht nur das beste Lokal in der Stadt, das Angebot verriet außerdem, daß Messini wichtig genug war, um dort jederzeit kurzfristig einen Tisch zu bekommen. Noch interessanter fand Brunetti, daß damit sein Verdacht wegen der Pässe und Arbeitserlaubnisse der ausländischen Schwestern in Messinis Pflegeheimen bestätigt wurde.
    »Nein«, sagte Brunetti im Ton eines Beamten, der es nicht gewöhnt ist, mit einem Mittagessen bestochen zu werden - nur mit einem Mittagessen.
    »Verzeihen Sie, Commissario. Ich fand nur, der Ort biete eine angenehme Atmosphäre zum Sichkennenlernen.«
    »Vielleicht können wir uns ja in meinem Büro in der Questura kennenlernen.« Brunetti wartete einen Sekundenbruchteil, dann lachte er, ganz Mann von Welt, über seinen eigenen Scherz und fügte hinzu: »Wenn Ihnen das genehm ist, Dottore.«
    »Natürlich. Würde halb drei Ihnen passen?«
    »Ausgezeichnet.«
    »Dann freue ich mich darauf, Ihre Bekanntschaft zu machen, Commissario«, sagte Messini und legte auf.
    Drei Stunden später, und noch rechtzeitig vor Dottor Messinis erwartetem Besuch, war die Liste der ausländischen Krankenschwestern in seinen Pflegeheimen fertig. Die meisten kamen, wie Brunetti sich richtig erinnert hatte, von den Philippinen, zwei aber auch aus Pakistan und eine aus Sri Lanka. Alle waren in Messinis computerisierter Gehaltsliste aufgeführt, von der Signorina Elettra sagte, man komme in das System so leicht hinein, daß sogar Brunetti selbst das von seinem privaten Telefon aus geschafft hätte. Da die Geheimnisse ihres Computers für ihn undurchdringlich waren und blieben, wußte er nie, wann sie scherzte. Und wie gewöhnlich fragte er nicht, ja er überlegte nicht einmal, ob ihre Manipulationen legal waren.
    Mit der Namensliste ging er zu Anita ins Ufficio Stranieri hinunter, und binnen einer Stunde brachte sie ihm die Akten. In allen Fällen waren die Frauen als Touristinnen eingereist und hatten ihre Visa verlängert bekommen, nachdem sie den Nachweis vorgelegt hatten, daß sie an der Universität Padua studierten. Brunetti mußte lächeln, als er die Reihe der Fächer sah, für die sie angeblich eingeschrieben waren, zweifellos um genau die Aufmerksamkeit zu vermeiden, die sie jetzt erregten: Geschichte, Jura, Politikwissenschaft, Psychologie und Agronomie. Er lachte laut über den Einfallsreichtum gerade bei diesem letzten Fach, das die Universität gar nicht anbot. Vielleicht entpuppte sich Dottor Messini als ein Mensch mit schrulligem Humor.
    Der dottore war pünktlich; Schlag halb drei öffnete Riverre die Tür zu Brunettis Dienstzimmer und meldete:
    »Dottor Messini möchte zu Ihnen, Commissario.«
    Brunetti hob den Blick von den Akten der Krankenschwestern, nickte Messini kurz zu, und als wäre es ihm gerade erst eingefallen, erhob er sich dann und zeigte auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Guten Tag, Dottore.«
    »Guten Tag, Commissario.« Messini nahm Platz und sah sich in Brunettis Zimmer um, wohl um sich ein Bild von seiner Umgebung und wahrscheinlich auch von dem Mann zu machen, zu dem er gekommen war.
    Messini hätte

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