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Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Titel: Brunetti 06 - Sanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Ihre Sorge sein, wer die Dienstpläne gesehen hat, Brunetti. Sagen Sie mir nur, warum der Name dieser Frau nicht darauf erscheint.«
    »Wir haben es als ›Überwachung‹ eingetragen.«
    »Seit vier Tagen sitzen Polizisten in diesem Krankenhaus herum und tun nichts, und Sie wagen es, das als ›Überwachung‹ zu bezeichnen?«
    Brunetti konnte sich gerade noch davon abhalten, Patta zu fragen, ob er eine Abänderung in »Bewachung« wünsche.
    »Und wer ist jetzt dort?« wollte Patta wissen.
    »Gravini.«
    »Also, dann holen Sie ihn da raus. Die Polizei in dieser Stadt hat Besseres zu tun, als vor dem Zimmer einer davongelaufenen Nonne herumzusitzen, die es irgendwie geschafft hat, im Krankenhaus zu landen.«
    »Ich glaube, daß sie in Lebensgefahr ist, Vice-Questore.«
    Patta fuchtelte wütend mit der Hand durch die Luft. »Ich weiß nichts von Gefahr. Es ist mir auch egal, ob sie in Gefahr ist. Wenn sie sich imstande gesehen hat, den Schutz der Mutter Kirche zu verlassen, sollte sie auch bereit sein, in dieser Welt, auf die sie so wild ist, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.« Er sah, daß Brunetti widersprechen wollte, und wurde noch lauter. »Gravini hat in zehn Minuten aus dem Krankenhaus und wieder hier im Wachraum zu sein.« Erneut setzte Brunetti zu einer Erklärung an, aber Patta schnitt ihm das Wort ab. »Es hat kein Polizist vor diesem Zimmer zu sitzen. Wenn doch, wenn einer trotzdem hingeht, wird er unverzüglich vom Dienst suspendiert.« Patta beugte sich noch weiter über den Schreibtisch und fügte drohend hinzu: »Dasselbe erwartet den, der ihn hingeschickt hat. Haben Sie verstanden, Commissario?«
    »Ja, Vice-Questore.«
    »Und ich wünsche, daß Sie sich von den Angehörigen des Ordens vom Heiligen Sakrament fernhalten. Der Prior erwartet keine Entschuldigung von Ihnen, wenngleich ich das, nach allem, was ich über Ihr Betragen gehört habe, schon außergewöhnlich finde.«
    Brunetti kannte dergleichen bei Patta, aber so außer sich hatte er ihn noch nie erlebt. Während Patta weiterredete und sich immer mehr in seinen eigenen Zorn hineinsteigerte, begann Brunetti über den Grund für diese extreme Reaktion seines Vorgesetzten zu spekulieren, und ihm fiel als einzige befriedigende Erklärung ein, daß der Mann Angst hatte. Wenn Patta lediglich als Staatsdiener fungierte, würde er sich kaum mehr als entrüsten; Brunetti hatte das bei Patta oft genug erlebt, um zu wissen, daß es sich bei dem, was da zutage trat, um etwas völlig anderes handelte, etwas viel Gewichtigeres. Also Angst. Konnte es sein, daß Patta noch jemand anderem als dem Staat zu Diensten war?
    Pattas Stimme holte ihn zurück. »Haben Sie verstanden, Brunetti?«
    »Ja, Vice-Questore«, sagte Brunetti, schon im Aufstehen. »Ich rufe Gravini an«, sagte er und ging zur Tür.
    »Wenn Sie jemand anderen hinschicken, Brunetti, sind Sie erledigt. Verstanden?«
    »Ja, Vice-Questore. Ich habe verstanden«, sagte er. Patta hatte nichts davon gesagt, daß jemand nicht in seiner Freizeit dort sitzen dürfe, aber für Brunetti hätte das sowieso nichts geändert.
    Er rief von Signorina Elettras Vorzimmer aus im Krankenhaus an und verlangte Gravini. Es folgte ein längeres Hin und Her, weil der Polizist sich weigerte, das Zimmer zu verlassen und an den Apparat zu kommen, selbst als Brunetti ihm ausrichten ließ, es sei ein Befehl vom Commissario. Nach über fünf Minuten kam Gravini endlich ans Telefon und sagte als erstes: »Es ist jetzt ein Arzt bei ihr im Zimmer. Er bleibt, bis ich wiederkomme.« Erst dann fragte er, ob er mit Brunetti spreche.
    »Ja, Gravini, ich bin's. Sie können jetzt zurückkommen.« »Ist es vorbei, Commissario?« fragte Gravini. »Sie können in die Questura zurückkommen«, wiederholte Brunetti. »Aber gehen Sie zuerst nach Hause, und ziehen Sie Ihre Uniform an.«
    »Ja, Commissario«, sagte der junge Mann, durch Brunettis Ton von weiteren Fragen abgehalten, und legte auf.
    Bevor Brunetti in sein Dienstzimmer zurückkehrte, ging er kurz in den Wachraum und nahm sich den neuesten Gazzettino von einem der Tische. Er schlug den Venediger Lokalteil auf, fand aber darin keine Meldung über Maria Testa. Er nahm sich den Hauptteil vor, aber da war auch nichts. Er zog sich einen Stuhl heraus, breitete die Zeitung auf dem Tisch aus und ging Spalte für Spalte die ganze Zeitung durch. Nichts. Die Meldung war gar nicht erschienen, und dennoch hatte jemand, der mächtig genug war, um Patta Angst einzujagen, von

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