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Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Titel: Brunetti 06 - Sanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Commissario. Soll bis Freitag so weitergehen.«
    Brunetti schlüpfte in seinen Regenmantel und bedauerte, daß er letzte Nacht keine Gummistiefel angezogen hatte. Er hatte gehofft, noch nach Hause gehen und duschen zu können, bevor er sich in die Questura begab, aber es wäre Irrsinn gewesen, jetzt durch die ganze Stadt zurückzulaufen, wo er seiner Arbeitsstätte hier schon so nah war. Außerdem würden ein paar Tassen Kaffee es ja auch tun.
    Das war dann doch nicht der Fall, und als er in seinem Dienstzimmer ankam, war er schlecht gelaunt und ganz auf Ärger eingestellt. Dieser kam schon ein paar Stunden später, als der Vice-Questore ihn anrief und zu sich befahl.
    Signorina Elettra war nicht an ihrem Schreibtisch, und Brunetti mußte ohne die Vorwarnung, die sie ihm sonst immer gab, in Pattas Zimmer gehen. Unausgeschlafen, wie er heute morgen war, mit Sand in den Augen und zuviel Kaffee im Magen, war es ihm allerdings herzlich egal, ob er diese Vorwarnung hatte oder nicht.
    »Ich hatte ein beunruhigendes Gespräch mit meinem Tenente«, sagte Patta ohne Einleitung.
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Brunetti mit stiller, hämischer Befriedigung zur Kenntnis genommen, daß Patta unabsichtlich zugab, was die ganze Questura wußte: Tenente Scarpa war Pattas Kreatur, aber heute war er so abgestumpft von der durchwachten Nacht, daß ihm das besitzanzeigende Fürwort gar nicht weiter auffiel.
    »Haben Sie mich verstanden, Brunetti?« fragte Patta.
    »Ja, Vice-Questore. Ich kann mir nur nicht so recht vorstellen, was den Tenente beunruhigt haben könnte.«
    Patta lehnte sich auf seinem Stuhl nach hinten. »Ihr Verhalten zum Beispiel«, fauchte er.
    »Und was speziell an meinem Verhalten, Vice-Questore?«
    Brunetti sah, daß sein Vorgesetzter allmählich die Urlaubsbräune verlor. Und die Geduld. »Diesen Kreuzzug unter anderem, den Sie anscheinend gegen die Heilige Mutter Kirche führen«, sagte Patta, dann unterbrach er sich, als hätte er selbst begriffen, wie übertrieben sich diese Beschuldigung anhörte.
    »Konkret ausgedrückt?« fragte Brunetti, wobei er mit der Hand an seinem Kinn entlangfuhr und eine Stelle entdeckte, die er ausgelassen haben mußte, als er sich mit dem Elektrorasierer, den er im Schreibtisch hatte, morgenfrisch machte.
    »Wie Sie Männern nachstellen, die das Priestergewand tragen. Ihr ruppiges Betragen gegenüber der Mutter Oberin des Ordens vom Heiligen Sakrament.« Hier legte Patta eine Pause ein, als wolle er die Schwere dieses Vorwurfs erst einmal wirken lassen.
    »Und meine Fragen nach Opera Pia - stehen die auch auf Tenente Scarpas Liste?«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?« wollte Patta wissen.
    »Wenn der Tenente eine so umfassende Liste meiner Verfehlungen aufgestellt hat, nehme ich an, daß auch die darauf stehen. Zumal er, wie ich glaube, den Befehl zu so etwas von Opera Pia erhält.«
    Patta schlug mit der Hand auf den Schreibtisch. »Tenente Scarpa erhält seine Befehle von mir, Commissario.«
    »Soll ich das so verstehen, daß auch Sie dazugehören?«
    Patta zog seinen Stuhl näher an den Schreibtisch und beugte sich weit vor. »Commissario, ich glaube nicht, daß dies der Ort ist, an dem Sie die Fragen stellen.«
    Brunetti zuckte die Achseln.
    »Besitze ich Ihre Aufmerksamkeit, Commissario Brunetti?«
    »Ja, Vice-Questore«, sagte Brunetti, der sich zu seiner eigenen Überraschung gar nicht anstrengen mußte, um ruhig und gelassen zu sprechen. Ihm war das alles völlig egal, er fühlte sich frei von Patta und Scarpa.
    »Es sind Beschwerden über Sie eingegangen, Beschwerden der verschiedensten Art. Der Prior des Ordens vom Heiligen Sakrament hat angerufen und sich dagegen verwahrt, wie Sie mit Angehörigen seines Ordens umspringen. Außerdem sagt er, daß Sie eine Angehörige seines Ordens versteckt halten.«
    »Versteckt?«
    »Daß sie ins Krankenhaus gebracht wurde, inzwischen wieder bei Bewußtsein ist und nun zweifellos anfangen wird, Verleumdungen über den Orden zu verbreiten. Stimmt das?«
    »Ja.«
    »Und Sie wissen, wo sie ist?« »Sie haben es eben selbst gesagt, im Krankenhaus.«
    »Wo Sie aus und ein gehen, aber niemand anderen zu ihr lassen?«
    »Wo sie unter Polizeischutz steht.«
    »Polizeischutz?« wiederholte Patta so laut, daß Brunetti befürchtete, man könne ihn bis ins Erdgeschoß hören. »Und wer hat diesen Polizeischutz genehmigt? Warum ist davon auf den Dienstplänen nichts erwähnt?«
    »Haben Sie die Dienstpläne gesehen, Vice-Questore?«
    »Es soll nicht

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