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Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Titel: Brunetti 06 - Sanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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nicht guten Willens wäre.«
    »Stimmt«, sagte Brunetti. »Das scheint nur im Parlament so zu sein.«
    Vianello lachte, zog seinen Regenmantel an und wünschte Brunetti gute Nacht.
    Ins Zimmer zurückgekehrt, ging Brunetti ganz nah an das Bett und betrachtete die schlafende Frau. Ihre Wangen waren noch tiefer eingefallen, und die einzigen Lebenszeichen waren die helle Flüssigkeit, die aus einer über ihr hängenden Flasche durch einen Schlauch langsam in ihren Arm lief, und das unbarmherzig langsame Heben und Senken ihres Brustkorbs.
    »Maria?« rief er, und dann: »Suor Immacolata?« Ihre Brust hob und senkte sich, hob und senkte sich, und die Flüssigkeit tröpfelte, aber sonst geschah nichts.
    Brunetti knipste die Deckenlampe an, zog seinen Marc Aurel aus der Tasche und begann zu lesen. Um zwei kam eine Krankenschwester, fühlte Marias Puls und notierte ihn auf dem Krankenblatt. »Wie geht es ihr?« fragte Brunetti.
    »Ihr Puls ist schneller geworden«, sagte die Schwester. »Das passiert manchmal, wenn eine Veränderung bevorsteht.«
    »Heißt das, sie wird aufwachen?«
    Die Schwester lächelte nicht. »Das wäre eine Möglichkeit«, sagte sie und verließ das Zimmer, ehe Brunetti fragen konnte, welches die andere Möglichkeit wäre.
    Um drei knipste er das Licht aus und schloß die Augen, doch als ihm der Kopf auf die Brust fiel, zwang er sich aufzustehen und lehnte sich an die Wand hinter dem Stuhl. Er legte den Kopf zurück und schloß die Augen.
    Einige Zeit später ging die Tür wieder auf, und eine andere Schwester kam in das abgedunkelte Zimmer. Wie die in der vorigen Nacht hatte sie ein zugedecktes Tablett bei sich. Brunetti beobachtete schweigend, wie sie durchs Zimmer ging, bis sie vor dem Bett stand, gerade in dem kleinen Lichtkegel der Nachttischlampe. Sie griff nach der Bettdecke und zog sie fort, und Brunetti, der es unschicklich gefunden hätte, bei dem zuzusehen, was sie mit der schlafenden Frau machen würde, senkte den Blick.
    Und da sah er die Spur, die ihre Schuhe auf dem Fußboden hinterlassen hatten, eine gerade Reihe nasser Abdrücke. Noch ehe er selbst richtig wußte, was er tat, machte Brunetti einen Satz durchs Zimmer, die rechte Hand über den Kopf erhoben. Er war noch nicht bei ihr, als das Handtuch von dem Tablett zu Boden fiel und er das lange Messer sah, das darunter versteckt gewesen war. Er stieß einen lauten Schrei aus, wortlos, bedeutungslos, und sah das Gesicht von Signorina Lerini, als sie sich nach der aus dem Dunkel auf sie zuschießenden Gestalt umdrehte.
    Das Tablett krachte zu Boden, und sie wandte sich gegen Brunetti, ließ das Messer in einer instinktiven Bewegung durch die Luft sausen. Brunetti versuchte auszuweichen, aber er war noch zu sehr in Bewegung und geriet so in ihre Reichweite. Die Klinge schnitt durch seinen linken Ärmel und quer in die Muskeln seines Oberarms. Sein Schrei war ohrenbetäubend, und er schrie wieder und wieder in der Hoffnung, daß jemand herbeikäme.
    Die rechte Hand auf der Schnittwunde, wandte er sich ihr zu, voller Angst, sie könnte sich auf ihn stürzen. Aber sie war zurückgewichen zu der Frau im Bett, und vor seinen Augen zog sie das Messer auf Hüfthöhe zurück. Brunetti zwang sich erneut zu ihr hin und nahm die Hand von dem verletzten Arm. Noch einmal gab er diesen wortlosen Schrei von sich, doch sie ignorierte ihn und ging noch einen Schritt näher an Maria heran.
    Brunetti ballte die rechte Hand zur Faust, hob sie hoch über den Kopf und ließ sie auf ihren Ellbogen sausen, um ihr das Messer aus der Hand zu schlagen. Er fühlte zuerst, dann hörte er das Zerbrechen von Knochen, wußte aber nicht, ob es ihr Arm oder seine Hand war.
    Da drehte sie sich um, den Arm schlaff an der Seite, das Messer noch in der Hand, und begann zu kreischen: »Antichrist! Ich muß den Antichrist töten. Die Feinde Gottes sollen in den Staub getreten werden und nicht mehr sein. Seine Rache ist mein. Den Dienern Gottes soll kein Leid geschehen durch die Worte des Antichristen.« Vergebens versuchte sie die Hand zu heben, doch nun öffneten sich ihre Finger, und das Messer fiel zu Boden.
    Mit der rechten Hand packte er ihren Pullover und riß sie vom Bett weg. Sie leistete keinen Widerstand. Er stieß sie zur Tür, die gerade in diesem Moment aufging. Ein Arzt und eine Krankenschwester kamen ins Zimmer gestürzt.
    »Was geht hier vor?« verlangte der Arzt zu wissen. Er knipste die Deckenlampe an.
    »Auch das Licht des Tages soll es Seinen Feinden

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