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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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werden sollte.
    So setzten sie nach und nach ihr makabres Puzzle zusammen.
    Hin und wieder ließ der Arzt sich von einem der Männer einen Knochen geben und betrachtete ihn kurz; bevor er sich bückte und ihm auf der Folie seinen Platz zuwies. Zweimal korrigierte er sich, einmal, indem er ein Knöchelchen von der rechten auf die linke Seite legte, das andere Mal verschob er mit einer leisen Unmutsäußerung eines vom unteren Ende des Mittelfußknochens ans Ende eines ehemaligen Handgelenks.
    Um zehn Uhr traf Doktor Litfin ein, der am Abend zuvor von der Entdeckung in seinem Garten unterrichtet worden und die ganze Nacht von München durchgefahren war. Er parkte vor dem Haus und stieg steifbeinig aus. Hinter dem Haus sah er die unzähligen tiefen Reifenspuren auf dem frischen Rasen, den er vor drei Wochen mit solcher Freude eingesät hatte. Dann bemerkte er die drei Männer weiter hinten auf dem Grundstück, etwa da, wo er zur selben Zeit die aus Deutschland mitgebrachten Himbeersträucher gesetzt hatte. Er wollte über den verwüsteten Rasen gehen, blieb aber wie angewurzelt stehen, als irgendwo von rechts ein Kommandoruf ertönte. Er blickte um sich, sah aber nur die drei alten Apfelbäume um die Reste des früheren Brunnens und schickte sich an, weiter auf die drei Männer zuzugehen. Er hatte kaum ein paar Schritte gemacht, als unter dem nächsten Apfelbaum zwei Männer in der drohenden schwarzen Uniform der Carabinieri hervorgestürmt kamen, die Maschinenpistolen im Anschlag.
    Doktor Litfin hatte die russische Besetzung Berlins miterlebt, und obwohl das gut fünfzig Jahre her war, erinnerte sein Körper sich an den Anblick bewaffneter Männer in Uniform. Er hob beide Hände über den Kopf und blieb stocksteif stehen.
    Nun traten sie ganz aus dem Schatten, und es kam dem Doktor wie eine Halluzination vor, als er ihre todesschwarzen Uniformen vor dem unschuldigen Rosa der Apfelblüten sah. Ihre glänzenden Stiefel zertrampelten einen Teppich frisch herabgefallener Blütenblätter, Während die Männer auf ihn zukamen.
    »Was machen Sie hier?« fragte der erste barsch.
    »Wer sind Sie?« blaffte der zweite im selben Ton.
    Die Angst machte Litfins Italienisch unbeholfen: »lo sono... dottor Litfin, sono il padrone...«
    Die Carabinieri wußten schon, daß der neue Besitzer ein Deutscher war, und der Akzent paßte, also ließen sie ihre Waffen sinken, behielten aber den Finger in der Nähe des Abzugs. Litfin verstand das als Erlaubnis, die Hände herunterzunehmen, was er aber ganz langsam tat. Von früher wußte er, daß Waffengewalt stets vor Recht ging, und so wartete er, bis sie bei ihm waren, jedoch nicht ohne kurz zu den drei Männern auf dem frisch gepflügten Feld hinüberzuspähen, die ebenso versteinert dastanden wie er und nur Augen für ihn und die näherkommenden Carabinieri hatten.
    Angesichts des Mannes, der es sich leisten konnte, dieses Haus und das ganze Grundstück drumherum wiederherzurichten, wurden die Carabinieri plötzlich ganz klein, und während sie näherkamen, verschoben sich die Machtverhältnisse. Litfin merkte das und machte es sich zunutze.
    »Was soll das hier eigentlich?« fragte er, wobei er über das Grundstück zeigte und es den beiden Carabinieri überließ, ob sie das auf seinen ruinierten Rasen oder die drei Männer im Hintergrund bezogen.
    »Auf Ihrem Acker liegt ein Skelett«, antwortete der eine.
    »Das weiß ich schon, aber was soll diese ganze...« Er suchte nach dem passenden Wort, und ihm fiel nur »distruzione« ein.
    Die Reifenspuren schienen unter den Blicken der drei Männer immer tiefer zu werden, bis schließlich einer der Carabinieri sagte: »Wir mußten ja auf den Acker fahren.«
    Obwohl das eindeutig eine Ausrede war, ging Litfin darüber hinweg. Er wandte sich von den beiden Carabinieri ab und schritt so rasch auf die anderen drei zu, daß keiner der beiden ihn aufzuhalten versuchte. Als er das Ende der ersten Furche erreicht hatte, rief er zu dem Mann, der hier offensichtlich das Kommando führte, hinüber: »Was ist es?«
    »Sind Sie Doktor Litfin?« fragte der Arzt, der schon von dem Deutschen gehört hatte und wußte, was er für das Haus bezahlt und wieviel er bisher für die Renovierung ausgegeben hatte. Litfin nickte, und als die Antwort des anderen auf sich warten ließ, fragte er noch einmal: »Was ist es?«
    »Ein junger Mann in den Zwanzigern, würde ich sagen«, antwortete Dr. Bortot.
    Er gab seinen Gehilfen gleichzeitig ein Zeichen

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