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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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ab, was ich noch finde.«
    »In was für einem Zustand war die Leiche?«
    »Meinen Sie, wieviel noch davon übrig war?«
    »Ja.«
    »Genug um Gewebe- und Blutproben entnehmen zu können. Vom Gewebe war zwar nicht mehr viel übrig - Tiere, wie gesagt - aber einige der kräftigeren Bänder und Muskeln, besonders die an Ober- und Unterschenkeln sind in gutem Zustand.«
    »Wann werden Sie die Ergebnisse haben, Dottore?«
    »Ist das denn so eilig, Commissario? Schließlich war er über ein Jahr in der Erde.«
    »Ich denke an die Familie, Dottore, nicht an die Polizeiarbeit.«
    »Sie meinen den Ring?«
    »Ja. Wenn es sich wirklich um den vermißten Lorenzoni-Jungen handelt, finde ich, sie sollte es so bald wie möglich erfahren.«
    »Commissario, abgesehen von dem, was ich Ihnen schon sagte, stehen mir nicht genug Informationen zur Verfügung, um ihn als eine bestimmte Person identifizieren zu können. Bevor ich nicht die ärztlichen und zahnärztlichen Unterlagen des jungen Lorenzoni haben kann ich mich außer auf Alter, Geschlecht und eventuelle Todesursache nicht festlegen. Höchstens noch darauf, wie lange er schon tot ist.«
    »Haben Sie da schon eine Vorstellung?«
    »Wann ist er denn verschwunden?«
    »Vor ungefähr zwei Jahren.«
    Es folgte eine lange Pause. »Dann wäre es möglich. Nach dem bisherigen Augenschein. Aber ich brauche trotzdem noch diese Unterlagen, um ihn mit einiger Sicherheit zu identifizieren.«
    »Dann setze ich mich gleich mit der Familie in Verbindung und versuche die zu bekommen. Sobald ich sie habe, faxe ich sie Ihnen.«
    »Danke, Commissario. Für beides. Es ist mir nicht angenehm, mit den Familien sprechen zu müssen.«
    Brunetti konnte sich niemanden vorstellen, dem das angenehm wäre, aber er sagte nichts, außer daß er am Abend noch einmal anrufen werde, um zu erfahren, ob die Autopsie die Vermutungen des Arztes bestätigt habe.
    Brunetti legte auf und wandte sich an Vianello. »Alles mitbekommen?«
    »Genug. Wenn Sie das mit der Familie erledigen wollen, rufe ich in Belluno an und frage, ob die Carabinieri das Geschoß gefunden haben. Wenn nicht, sage ich ihnen, sie sollen noch mal zu dem Acker gehen, wo die Leiche lag, und so lange suchen, bis sie es haben.«
    Brunettis Nicken war Zustimmung und Dank zugleich. Als Vianello gegangen war, nahm er das Telefonbuch aus seiner untersten Schreibtischschublade und schlug bei L auf. Der Name Lorenzoni war dreimal vertreten, alle unter derselben Adresse in San Marco: Ludovico, awocato, Maurizio, ingegnere, und Cornelia, ohne Berufsangabe.
    Er griff schon zum Hörer, aber statt ihn abzunehmen, erhob er sich und ging nach unten, um mit Signorina Elettra zu sprechen.
    Als er in das kleine Vorzimmer von Vice-Questore Giuseppe Patta kam, der sein Chef war, sprach die Sekretärin gerade am Telefon. Sie sah ihn, lächelte und hob einen Finger mit magentarotem Nagel. Er ging zu ihrem Schreibtisch, und während sie ihr Gespräch zu Ende führte, hörte er zu und las dabei die Schlagzeilen des Tages, obwohl sie für ihn auf dem Kopf standen; daß er das konnte, war ihm schon oft zugute gekommen. »L'esule di Hammamet« lautete die eine, und Brunetti fragte sich, warum ehemalige Politiker, die aus dem Land flohen, um der Verhaftung zu entgehen, immer »Exilanten« und nie »Untergetauchte« waren.
    »Also, wir sehen uns dann um acht«, sagte Signorina Elettra und fügte noch »Ciao, caro« hinzu, bevor sie auflegte. Welcher junge Mann hatte dieses aufreizende abschließende Lachen ausgelöst und würde heute abend diesen dunklen Augen gegenübersitzen? »Eine neue Flamme?« fragte Brunetti, ehe er sich überlegen konnte, was das für eine dreiste Frage war.
    Aber Signorina Elettra schien keinen Anstoß daran zu nehmen. »Schön wär's«, sagte sie resigniert. »Nein, das war mein Versicherungsagent. Wir treffen uns einmal im Jahr: Er spendiert mir etwas zu trinken, und ich spendiere ihm ein ganzes Monatsgehalt.«
    Sosehr Brunetti an Elettras Übertreibungen gewöhnt war, fand er das doch recht erstaunlich. »Ein ganzes Monatsgehalt?«
    »Na ja, fast«, schränkte sie ein.
    »Und was lassen Sie da versichern, wenn Sie mir die Frage gestatten?«
    »Mein Leben bestimmt nicht«, antwortete sie lachend, und als Brunetti merkte, wie aufrichtig er es so empfand, verkniff er sich die galante Erwiderung, daß ein solcher Verlust ja auch gar nicht Zu ersetzen wäre, »Meine Wohnung samt Einrichtung, mein Auto, und seit drei Jahren habe ich eine private

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