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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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legen. Damit hatte er Palmieri die Gelegenheit gegeben, die er brauchte, um den todbringenden Draht über Mitris Kopf zu werfen und ihn um seinen Hals zusammenzuziehen.
    Für einen Mann von Palmieris Kraft und Übung mußte das eine Sache von Sekunden gewesen sein, dann hatte er vielleicht noch eine Minute gebraucht, um die Enden festzuziehen und so zu halten, bis Mitri sein Leben ausgehaucht hatte. Die Hautfetzen unter Mitris Fingernägeln waren ein Zeichen von Gegenwehr, aber das war aussichtslos gewesen von dem Augenblick an, als Bonaventura ihn angerufen hatte, um ihm die Zustellung der Unterlagen anzukündigen, oder schon von dem Augenblick an, als Bonaventura, wann und aus welchen Gründen auch immer, beschlossen hatte, sich den Mann vom Hals zu schaffen, der seine Fabrik und ihre schmutzigen Geschäfte in Gefahr brachte.
    Brunetti wußte selbst nicht mehr, wie oft er schon gesagt hatte, daß es wenige menschliche Schlechtigkeiten gebe, die ihn noch überraschen könnten, und doch taten sie es jedesmal wieder, wenn sie ihm vor die Augen kamen. Er hatte erlebt, daß Menschen für ein paar tausend Lire oder für ein paar Millionen Dollar umgebracht wurden, aber unabhängig von der Höhe der Summe konnte er das nie begreifen, denn es setzte einen Preis für Menschenleben fest und erklärte den Erwerb von Reichtum zu einem höheren Gut - eine Grundannahme, die ihm nie einleuchtete. Und er konnte, wie er sich jetzt wieder sagen mußte, auch nie verstehen, wie jemand so etwas fertigbrachte. Er konnte noch relativ leicht verstehen, warum es einer tat - die Motive lagen auf der Hand und waren so klar wie vielgestaltig: Habsucht, Begierde, Eifersucht. Aber wie brachte einer es über sich, so etwas wirklich zu tun? Da verließ ihn seine Vorstellungskraft; ein solches Tun war zu abgründig, seine Folgen gingen über alles hinaus, was er noch nachempfinden konnte.
    In diesem Zustand der Verstörung kam er zu Hause an. Als Paola ihn hörte, kam sie aus ihrem Zimmer, und als sie auf ihn zuging, sah sie den Ausdruck in seinem Gesicht und sagte nur: »Ich mache uns einen Tee.«
    Er hängte seinen Mantel fort, ging ins Bad und wusch sich Gesicht und Hände. Dabei betrachtete er sich im Spiegel und fragte sich, wie er solches Wissen in sich herumtragen konnte, ohne daß es sich in seinem Gesicht zeigte. Ein Gedicht fiel ihm ein, das Paola ihm einmal vorgelesen hatte, etwas darüber, wie die Welt auf Katastrophen blickte und nicht davon erschüttert wurde. Die Hunde gingen, wie der Dichter seiner Erinnerung nach geschrieben hatte, weiter ihren hündischen Geschäften nach. Und er den seinen.
    In der Küche stand mitten auf dem Tisch die Teekanne seiner Großmutter auf einem Bastuntersetzer, daneben zwei große Becher und links davon ein Honigtopf. Er setzte sich, und Paola goß den aromatischen Tee ein.
    »Ist Lindenblüte recht?« fragte sie, während sie den Deckel vom Honig nahm und einen großen Löffel davon in seinen Becher tat. Er nickte, und sie schob ihm den Becher, noch mit dem Löffel darin, über den Tisch. Er rührte lange in seinem Tee, angetan von dem Duft und dem Dampf, der ihm in die Nase stieg.
    Ohne Überleitung sagte er: »Er hat jemanden geschickt, ihn umzubringen, und nach der Tat hat der Mörder ihn von Mitris Wohnung aus angerufen.« Paola sagte nichts, sondern vollführte dasselbe Ritual mit dem Honig - für sie nur etwas weniger - bei ihrem Teebecher. Während sie rührte, fuhr Brunetti fort: »Seine - Mitris - Frau hat seine Telefongespräche mit anderen Frauen aufgezeichnet.« Er blies auf seinen Tee und trank einen kleinen Schluck. Nachdem er den Becher wieder abgesetzt hatte, sprach er weiter: »Der Anruf ist auch auf dem Band; der von dem Mörder zu Bonaventura. Der sagt darauf, er wolle ihm am nächsten Tag das restliche Geld geben.«
    Paola rührte weiter, als hätte sie ganz vergessen, daß sie trinken wollte. Als sie merkte, daß Brunetti nichts weiter zu sagen hatte, fragte sie: »Reicht das? Um ihn zu verurteilen?«
    Brunetti nickte. »Ich hoffe es. Ich glaube es. Man müßte von dem Tonband einen Stimmabdruck nehmen können. Es ist ein hochmodernes Gerät.«
    »Und das Gespräch?«
    »Ist unmißverständlich.«
    »Das hoffe ich«, sagte sie, immer noch ihren Tee umrührend.
    Brunetti fragte sich, wer von ihnen es wohl zuerst sagen würde. Er blickte zu ihr hinüber, sah ihr Haar wie zwei helle Flügel ihr Gesicht umrahmen, und gerührt von dem Anblick sagte er: »Du hattest also nichts damit

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