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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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die offene Tür stieß. Sie riß den Mund auf, vielleicht vor Schreck, vielleicht vor Schmerz, und begann ihren Ellbogen zu reiben.
    Brunetti sprang schnell zu ihr. »Paola!« rief er. »Schon gut, Paola. Er war zu Besuch hier.« Damit ging er um Rossi herum und legte Paola die Hand auf den Arm. »Du hast uns ganz schön überrascht«, sagte er, um sie zu beruhigen.
    »Ihr mich auch«, erwiderte sie, mühsam lächelnd.
    Brunetti hörte ein Geräusch hinter sich, und als er sich umdrehte, sah er Rossi, der seine Aktentasche an die Wand gelehnt hatte, auf dem Boden knien und Orangen einsammeln, um sie wieder in die Plastiktüte zu tun.
    »Signor Rossi«, sagte Brunetti. Der junge Mann blickte auf, und da er mit den Orangen gerade fertig war, erhob er sich und stellte die Tüte auf den Tisch neben der Tür.
    »Das ist meine Frau«, erklärte Brunetti überflüssigerweise.
    Paola ließ ihren Ellbogen in Ruhe und gab Rossi die Hand. Sie tauschten die üblichen Höflichkeiten, Rossi entschuldigte sich, daß er sie erschreckt hatte, und Paola erklärte es für nicht so schlimm.
    »Signor Rossi kommt vom Katasteramt«, sagte Brunetti endlich.
    »Katasteramt?«
    »Ja, Signora«, bestätigte Rossi. »Ich wollte mit Ihrem Mann über Ihre Wohnung sprechen.«
    Paola warf einen kurzen Blick zu Brunetti, und was sie in seinem Gesicht sah, veranlaßte sie, sich mit ihrem gewinnendsten Lächeln wieder Rossi zuzuwenden. »Wie mir scheint, wollten Sie gerade gehen, Signor Rossi. Lassen Sie sich bitte durch mich nicht aufhalten. Mein Mann wird mir sicher alles erklären. Kein Grund für Sie, hier Ihre Zeit zu vergeuden, noch dazu an einem Samstag.«
    »Sehr freundlich, Signora«, sagte Rossi in herzlichem Ton. Er wandte sich Brunetti zu, dankte ihm, daß er sich Zeit für ihn genommen habe, und entschuldigte sich noch einmal bei Paola, dann verabschiedete er sich ohne erneuten Händedruck.
    Kaum hatte Paola die Tür hinter ihm zugemacht, fragte sie: »Katasteramt?«
    »Ich glaube, die wollen unsere Wohnung abreißen«, klärte Brunetti sie auf.

3
    A breißen?« wiederholte Paola, die nicht recht wußte, ob sie darauf mit Erstaunen oder mit Lachen reagieren sollte. »Wovon redest du, Guido?«
    »Er hat mir etwas davon erzählt, daß es im Katasteramt keine Unterlagen für unsere Wohnung gibt. Die haben nämlich angefangen, alle ihre Unterlagen zu computerisieren, aber nun finden sie keinen Beleg dafür, daß für diese Wohnung, als sie gebaut wurde, eine Baugenehmigung erteilt oder überhaupt beantragt worden ist.«
    »Das ist doch absurd«, sagte Paola, während sie sich nach den Zeitungen bückte und sie Brunetti gab. Dann hob sie die restlichen Plastiktüten auf und ging über den Flur in Richtung Küche. Dort stellte sie die Tüten auf den Tisch und begann den Inhalt einzeln herauszunehmen. Während Brunetti erzählte, kamen nacheinander Tomaten, Zwiebeln und fingergroße Zucchiniblüten zutage.
    Als Brunetti die Blüten sah, unterbrach er seinen Bericht über Rossi und fragte: »Was hast du damit vor?«
    »Risotto, denke ich.« Sie bückte sich, um ein in weißes Papier gewickeltes Päckchen in den Kühlschrank zu legen. »Weißt du noch, wie gut der war, den Roberta uns letzte Woche vorgesetzt hat, der mit dem Ingwer?«
    »Hmm«, antwortete Brunetti, der sich willig auf das viel angenehmere Thema Mittagessen bringen ließ. »Viel Andrang am Rialto?«
    »Als ich hinkam, noch nicht«, antwortete sie, »aber als ich wieder ging, war es gerammelt voll, meist Touristen, die, soweit ich sehen konnte, gekommen waren, um andere Touristen zu fotografieren. In ein paar Jahren werden wir schon vor Sonnenaufgang hingehen müssen, sonst können wir uns dort nicht mehr bewegen.«
    »Was zieht die Leute nur zum Rialto?« fragte er.
    »Der Markt vermutlich. Warum fragst du?«
    »Haben sie denn bei sich zu Hause keine Märkte? Gibt es da keine Lebensmittel zu kaufen?«
    »Weiß der Himmel, was sie bei sich zu Hause haben«, antwortete Paola mit leiser Entrüstung in der Stimme. »Was hat dieser Signor Rossi denn sonst noch gesagt?«
    Brunetti lehnte sich mit dem Rücken an den Küchentresen. »Er hat gesagt, in manchen Fällen verhängen sie nur eine Geldbuße.«
    »Das ist das Übliche«, meinte sie und blickte nun endlich, da alle Lebensmittel weggeräumt waren, zu ihm auf. »So war es bei Gigi Guerriero, als er dieses zusätzliche Bad einbaute. Sein Nachbar hat den Klempner eine Toilettenschüssel ins Haus tragen sehen und die Polizei

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