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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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würde. Als aber nichts kam, fragte er: »Und warum sind Sie zu mir gekommen, Signorina?«
    »Weil ich Ihnen helfen möchte, die zu finden, die ihn umgebracht haben.«
    Brunetti verzog keine Miene. Sie mußte das Mädchen sein, von dem Signor Landi gesagt hatte, sie habe Marco aus Venedig angerufen. »Sind Sie demnach das zweite Häschen?« fragte er freundlich.
    Seine Frage erschreckte sie. Sie nahm die zusammengelegten Hände vor die Brust und schürzte automatisch die Lippen zu einem engen Kreis, wodurch sie wirklich große Ähnlichkeit mit einem Hasen bekam.
    »Wieso wissen Sie denn davon?« fragte sie.
    »Ich habe mir seine Zeichnungen angesehen«, erklärte Brunetti. »Dabei ist mir erstens sein Talent und zweitens seine offensichtliche Vorliebe für kleine Hasen aufgefallen.«
    Sie senkte den Kopf, und Brunetti dachte schon, sie hätte zu weinen angefangen. Aber sie weinte nicht; vielmehr hob sie den Kopf wieder und sah ihn an. »Als Kind hatte ich ein zahmes Häschen. Als ich das einmal Marco erzählte, hat er zu mir gesagt, wie er es immer verabscheut hat, wenn sein Vater sie auf seinen Feldern abschoß oder vergiftete.« Sie zögerte einen Moment, bevor sie weitersprach: »Wenn sie frei herumlaufen, sind sie eine Plage, meinte sein Vater.«
    »Aha«, sagte Brunetti.
    Schweigen trat ein, aber er wartete. Dann sagte sie, als wäre von Hasen nie die Rede gewesen: »Ich weiß, wer sie sind.« Sie knetete ihre Hände im Schoß, daß es weh tun mußte, aber ihre Stimme blieb ruhig, fast verführerisch. Brunetti hatte den Eindruck, daß sie von der Macht dieser Stimme und ihrer Schönheit nichts ahnte.
    Er nickte, um sie zum Weiterreden zu ermuntern, und sie fuhr fort: »Das heißt, ich weiß von einem von ihnen den Namen, nämlich von dem, der es Marco verkauft hat. Die Namen der Leute, von denen der es hat, kenne ich nicht, aber ich glaube, er wird sie Ihnen sagen, wenn Sie ihm einen gehörigen Schrecken einjagen.«
    »Ich fürchte, es ist nicht unsere Aufgabe, Leuten Schrecken einzujagen«, sagte Brunetti lächelnd und wünschte sich, es wäre wahr.
    »Ich meine, ihm einen Schrecken einjagen, damit er kommt und Ihnen sagt, was er weiß. Das tut er bestimmt, wenn er annehmen muß, daß Sie wissen, wer er ist, und ihm schon auf der Spur sind.«
    »Wenn Sie mir den Namen sagen, Signorina, können wir ihn herholen und befragen.«
    »Aber ist es nicht besser, wenn er von sich aus kommt und Ihnen aus freien Stücken erzählt, was er weiß?«
    »Doch, das schon.«
    Sie unterbrach ihn: »Wissen Sie, ich habe nämlich keine Beweise. Es ist nicht so, daß ich beschwören kann, ich hätte gesehen, wie er Marco den Stoff verkauft hat, oder daß Marco es mir gesagt hat.« Sie rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her, bevor sie die Hände wieder im Schoß faltete. »Aber ich weiß, daß er herkommen wird, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht, und dann wird es doch nicht mehr so schlimm für ihn, oder?«
    Brunetti verstand sofort, daß solche Fürsorglichkeit nur einem Angehörigen gelten konnte. »Ich glaube, Sie haben mir noch gar nicht gesagt, wie Sie heißen, Signorina.«
    »Das möchte ich Ihnen auch nicht sagen«, antwortete sie, und es war nicht mehr der ganze Wohllaut in ihrer Stimme.
    Brunetti spreizte die Finger weit von sich, um zu zeigen, wie tolerant er war. »Das ist Ihr gutes Recht, Signorina. In diesem Fall kann ich Ihnen nur raten, dem Betreffenden zu sagen, er soll sich bei uns melden.«
    »Er hört doch nicht auf mich. Das hat er noch nie getan«, erklärte sie in unnachsichtigem Ton.
    Brunetti überlegte, welche Möglichkeiten er hatte. Er betrachtete seinen Ehering und sah, daß er dünner geworden war gegenüber dem letzten Mal, als er ihn betrachtet hatte, von den Jahren abgenutzt. Er blickte wieder auf. »Liest er Zeitung?«
    »Ja«, antwortete sie überrascht.
    »Il Gazzettino?«
    »Ja.«
    »Können Sie dafür sorgen, daß er ihn morgen liest?«
    Sie nickte.
    »Gut. Ich hoffe, es wird genügen, um ihn zum Reden zu bringen. Werden Sie ihm zuraten herzukommen?«
    Sie senkte den Blick, und wieder glaubte er, sie werde gleich zu weinen anfangen. Statt dessen sagte sie: »Das versuche ich schon, seit Marco tot ist.« Die Stimme versagte ihr, und ihre Hände ballten sich erneut zu Fäusten. Sie schüttelte den Kopf. »Er hat Angst.« Wieder eine lange Pause. »Ich habe keine Möglichkeit, ihn zu zwingen. Meine El...« Sie brach ab, bevor sie das Wort ganz ausgesprochen hatte, das ihm bestätigte, was

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