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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Ihnen das sicher ganz genau beantworten können.«
    »Nein, danke, Dottore, das genügt schon«, sagte Brunetti mit einer lässigen Handbewegung. Dann fragte er weiter: »Welche Aufgaben hatte Signor Rossi hier im einzelnen?«
    Dal Carlo faßte sich ans Kinn, eine Geste des Nachdenkens, und blickte zu Boden. Nach einer angemessenen Weile antwortete er: »Er hatte Pläne daraufhin zu prüfen, ob sie den tatsächlich durchgeführten Arbeiten entsprachen.«
    »Und wie ist er dabei vorgegangen, Dottore?« fragte Brunetti.
    »Er hat sich hier im Amt die Pläne angesehen und sich dann an Ort und Stelle davon überzeugt, daß die Arbeiten ordnungsgemäß ausgeführt worden waren.«
    »Ordnungsgemäß?« wiederholte Brunetti mit der Verwirrung des Laien im Ton.
    »Nun, daß sie mit den Plänen übereinstimmten.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann hat Signor Rossi die Abweichungen gemeldet, und unser Amt hat entsprechende Schritte eingeleitet.«
    »Und die waren?«
    Dal Carlo sah zu Brunetti hinüber und schien nicht nur die Frage zu wägen, sondern auch den Grund, warum Brunetti sie stellte.
    »Meist eine Geldbuße und die Anordnung, die Arbeiten noch einmal zu machen, aber so, daß sie den Plänen entsprachen«, antwortete dal Carlo.
    »Ich verstehe«, sagte Brunetti und nickte Vianello zu, daß er sich diese letzte Antwort besonders merken solle. »Dann konnte das also eine teure Inspektion werden.«
    Dal Carlo blickte verwundert drein. »Ich fürchte, jetzt verstehe ich nicht ganz, was Sie damit meinen, Commissario.«
    »Ich meine, daß es ein hübsches Sümmchen kosten kann, die Arbeiten einmal und dann noch einmal machen zu lassen. Ganz zu schweigen von der Geldbuße.«
    »Natürlich«, sagte dal Carlo. »Die Gesetze sind da recht präzise.«
    »Also doppelt teuer«, meinte Brunetti.
    »Ja, das ist wohl richtig. Aber wenige Leute handeln so unüberlegt und versuchen etwas Derartiges.«
    Hier gestattete sich Brunetti ein überraschtes Kopfheben, wobei er dal Carlo mit einem angedeuteten Verschwörerlächeln ansah. »Wenn Sie das sagen, Ingeniere«, meinte er. Dann wechselte er rasch das Thema sowie auch seinen Ton und fragte: »Hat Signor Rossi jemals Drohungen bekommen?«
    Wieder gab sich dal Carlo begriffsstutzig. »Ich fürchte, das verstehe ich auch nicht, Commissario.«
    »Dann lassen Sie mich ganz offen mit Ihnen reden, Dottore. Signor Rossi war in der Lage, Leuten sehr hohe Kosten zu verursachen. Wenn er meldete, daß an einem Gebäude ungenehmigte Baumaßnahmen durchgeführt worden waren, drohten dem Eigentümer eine Geldbuße sowie die Kosten für die Korrektur der durchgeführten Arbeiten.« An dieser Stelle lächelte er, dann fuhr er fort: »Wir wissen beide, was Bauen in dieser Stadt kostet, und darum glaube ich nicht, daß jemand sehr erfreut war, wenn bei Signor Rossis Inspektion Unstimmigkeiten entdeckt wurden.«
    »Gewiß nicht«, pflichtete dal Carlo ihm bei. »Aber ich bezweifle sehr, daß jemand es wagen würde, einem städtischen Beamten zu drohen, der nur seine Pflicht tut.«
    Unvermittelt fragte Brunetti: »Hätte Signor Rossi wohl Schmiergeld angenommen?« Dabei beobachtete er dal Carlos Gesicht sehr genau und sah, daß der Mann entsetzt war; man hätte sogar sagen können: schockiert.
    Statt sofort zu antworten, ließ dal Carlo sich die Frage gründlich durch den Kopf gehen. »Darüber habe ich noch nie nachgedacht«, sagte er, und Brunetti bezweifelte nicht, daß er die Wahrheit sprach. Dal Carlo hätte fast sogar noch die Augen geschlossen und den Kopf zurückgelegt, nur um zu zeigen, wie angestrengt er dafür jetzt nachdachte. Schließlich log er: »Ich möchte nicht schlecht von ihm reden, schon gar nicht jetzt, aber möglich ist es. Das heißt...«, er zögerte verlegen, »es wäre möglich gewesen.«
    »Warum sagen Sie das?« fragte Brunetti, der ziemlich sicher war, daß hier nur der reichlich durchsichtige Versuch unternommen wurde, Rossi zur Vertuschung eigener Schwindeleien zu mißbrauchen.
    Zum erstenmal sah dal Carlo ihm fest in die Augen. Hätte Brunetti noch einen Beweis dafür gebraucht, daß er log, er hätte keinen eindeutigeren finden können. »Sie müssen wissen, daß es nichts Bestimmtes war, nichts, worauf ich mit dem Finger hätte zeigen können. Aber sein Verhalten hatte sich in den letzten Monaten verändert. Er wirkte heimlichtuerisch und nervös. Erst jetzt, wo Sie danach fragen, kommt mir diese Möglichkeit in den Sinn.«
    »Wäre es denn leicht?« fragte Brunetti. Und als

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