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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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sich für Brunetti schon oft als unschätzbarer Informationsquell erwiesen hatte. Jetzt nannte er ihm einige der bekanntesten Geldverleiher, beschrieb sie und zählte die Reichtümer auf, die sie hatten anhäufen können.
    Da er spürte, in welcher Stimmung sich Brunetti befand, und seine berufliche Diskretion kannte, gab Danilo einfach den neuesten Klatsch zum besten, denn daß von Brunetti keine weiteren Fragen kommen würden, wußte er. Dann warf er plötzlich einen Blick auf die Uhr und sagte: »Jetzt muß ich aber gehen, Guido. Um acht Uhr wird bei uns zu Abend gegessen.«
    Sie verließen die Bar und gingen, über dieses und jenes plaudernd, noch zusammen bis zur Rialtobrücke. Dort verabschiedeten sie sich und eilten in verschiedene Richtungen nach Hause zum Essen.
    Seit Tagen gingen Brunetti lauter unzusammenhängende Informationsbröckchen im Kopf herum, und unablässig schob er sie dahin und dorthin, um zu sehen, ob sie sich vielleicht nicht doch zu einem erkennbaren Muster fügten. Klar war, daß man im Ufficio Catasto darüber Bescheid wußte, wer vorhatte, sein Haus zu restaurieren, oder wer für schon getane illegale Arbeiten eine Strafe bezahlen sollte. Man kannte dort auch die Höhe der Strafen. Darüber hatte man vielleicht sogar mitzuentscheiden gehabt. Man brauchte dann nur noch in Erfahrung zu bringen, wie die betreffenden Hausbesitzer finanziell dastanden - und so etwas herauszufinden war nie besonders schwer; Signorina Elettra war auf diesem Gebiet sicher nicht das einzige Genie in der Stadt -, und wenn dann einer jammerte, er habe nicht das Geld, um die Strafe zu bezahlen, brauchte man ihm nur noch ein Gespräch mit den Volpatos nahezulegen.
    Es war höchste Zeit, dem Ufficio Catasto einen Besuch abzustatten.
    Als Brunetti am nächsten Morgen kurz nach halb neun in die Questura kam, sagte ihm die Wache am Eingang, vorhin sei eine junge Frau dagewesen und habe ihn sprechen wollen. Nein, sie habe nicht gesagt, was sie wolle, und als man ihr erklärt habe, daß Brunetti noch nicht im Hause sei, habe sie gemeint, dann werde sie einen Kaffee trinken gehen und danach wiederkommen. Brunetti wies den jungen Polizisten an, sie dann in sein Dienstzimmer hinaufzubringen.
    Oben angekommen, las er zuerst einmal Il Gazzettino und überlegte gerade, ob er nicht auch einen Kaffee trinken gehen solle, als es klopfte und der Wachposten meldete, die Frau sei zurückgekommen. Damit trat er zur Seite, und herein kam eine Frau, die eigentlich noch ein junges Mädchen war. Brunetti dankte dem Polizisten und schickte ihn auf seinen Posten zurück. Der Mann salutierte, ging hinaus und machte die Tür hinter sich zu. Die junge Frau blieb bei der Tür stehen, als fürchtete sie sich vor den Konsequenzen des Nähertretens.
    »Bitte, Signorina, kommen Sie herein, machen Sie es sich bequem«, sagte Brunetti.
    Er überließ es ihr, was sie damit anzufangen gedachte. Er selbst ging langsam um den Schreibtisch herum und nahm seinen gewohnten Platz ein.
    Sie kam langsam ins Zimmer und setzte sich auf die Stuhlkante, die Hände im Schoß. Brunetti sah sie kurz an, dann senkte er den Kopf und schob ein Blatt Papier von der einen Seite des Schreibtischs auf die andere, um ihr Zeit zu geben, sich doch ein wenig bequemer hinzusetzen.
    Als er wieder zu ihr hinsah, schenkte er ihr ein betont einladendes Lächeln. Sie hatte dunkelbraunes, knabenhaft kurz geschnittenes Haar und trug Jeans sowie einen hellblauen Pullover. Ihre Augen waren so dunkel wie ihre Haare, und die Wimpern, die sie umrandeten, waren so dicht, daß er sie auf den ersten Blick für falsch hielt, bis er sah, daß die Frau kein bißchen zurechtgemacht war, worauf er diesen Gedanken verwarf. Sie war hübsch, wie die meisten jungen Mädchen hübsch sind: zierlicher Körperbau, kurze, gerade Nase, glatte Haut und kleiner Mund. Hätte Brunetti sie in einer Bar beim Kaffee gesehen, er hätte kein zweites Mal hingeguckt, aber nun saß sie hier in seinem Zimmer, und er fand, daß er sich glücklich schätzen durfte, in einem Land zu leben, wo es hübsche Mädchen wie Sand am Meer gab und noch viel hübschere durchaus nichts Besonderes waren.
    Sie räusperte sich einmal, zweimal und sagte dann: »Ich bin Marcos Freundin.« Sie hatte eine sehr schöne Stimme, tief und musikalisch und voller Sinnlichkeit, wie man sie viel eher bei einer Frau erwarten würde, die ein langes, freudenvolles Leben hinter sich hatte.
    Brunetti wartete, ob sie dazu eine nähere Erklärung abgeben

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