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Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Titel: Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Paola.
    »Nein. Es gab für die Affäre keine Beweise. Aber sie hat nun einmal ihren Mann umgebracht, mag sein im Verlauf eines Streites, wie sie behauptete, und jetzt hat sie den anderen Mann geheiratet und bleibt völlig ungeschoren.«
    »Und so lebten sie glücklich bis an ihr selig Ende...?«
    »Das war nur ein kleiner Fall«, wollte Brunetti beginnen, aber er verbesserte sich sofort. »Nein, Mord ist nie etwas Kleines. Ich meine, es war ein Einzelfall, und vielleicht war es wirklich im Streit. Aber so geht es doch dauernd. Da tötet einer zehn, zwanzig Menschen, und irgendein gerissener Anwalt paukt ihn heraus - oder öfter noch läßt ein unfähiger Richter ihn laufen. Und in derselben Minute geht er hin und tut wieder, was er am besten kann -Menschen umbringen.«
    Paola, die jahrelange Erfahrung darin hatte, ihm in solchen Momenten zuzuhören, hatte ihn noch nie so verzweifelt und zornig über seine Arbeitsbedingungen reden hören. »Was tätest du denn als Pensionär?« »Keine Ahnung, das ist es ja. Für die juristischen Staatsexamina dürfte es zu spät sein; dazu müßte ich wahrscheinlich noch einmal an die Universität und wieder von vorn anfangen...«
    »Wenn es eines gibt, wovon ich dir dringend abrate«, unterbrach sie ihn, »dann ist es ein Studium an der Universität.« Ihr Schauder des Entsetzens, obwohl gespielt, war darum nicht weniger aufrichtig.
    Sie dachten beide noch eine Weile über die Frage nach, doch mit einer Lösung konnte keiner aufwarten. Endlich meinte Paola: »Sind nicht früher die adligen Römer immer auf ihre Güter zurückgekehrt, um sich der Verbesserung der Landwirtschaft zu widmen und in Briefen an ihre Freunde in der Stadt den Zustand des Imperiums zu beklagen?«
    »Mhm«, pflichtete Brunetti ihr bei. »Leider bin ich nur nicht adlig.«
    »Und Gott sei Dank kein Römer«, fügte Paola hinzu.
    »Ein Landgut haben wir auch nicht.«
    »Das heißt dann wohl, daß du doch nicht in Pension gehen kannst«, stellte Paola abschließend fest und bat um noch eine Tasse Tee.
    Das Wochenende verlief ruhig. Brunetti hatte keine Ahnung, wann Signorina Elettra nach Pellestrina hinauszufahren gedachte. Er spielte mit dem Gedanken, sie zu Hause anzurufen, und schlug sogar, was er noch nie getan hatte, ihre Nummer im Telefonbuch nach. Er fand den Eintrag: eine niedrige Nummer in Castello, was nach seinen Berechnungen hieß, daß sie irgendwo in der Nähe von Santa Maria Formosa wohnen mußte. Da er das Telefonbuch einmal aufgeschlagen hatte, suchte er auch gleich noch nach anderen Zorzis und fand zwei, die in ihrer unmittelbaren Nähe wohnen mußten. Familie?
    Sie hatte ihm die Nummer ihres telefonino gegeben, aber die hatte er in der Questura gelassen, und so konnte er, wenn er sie nicht zu Hause anrufen wollte, bis Montag morgen nicht erfahren, was sie trieb; erst wenn er sie dann an ihrem Schreibtisch träfe oder nicht, würde er Bescheid wissen.
    Am Samstag abend rief Pucetti an, um ihm zu sagen, daß er bereits auf Pellestrina sei und zu arbeiten angefangen habe, allerdings gebe es von Signorina Elettra keine Spur. Sein Schwager habe, nachdem der Wirt und er viele gemeinsame Bekannte entdeckt hätten, dafür sorgen können, daß Pucetti mindestens so lange auf Pellestrina arbeiten dürfe, bis der Wirt wisse, ob Scarpa wiederkomme.
    Am Sonntag nachmittag ging Brunetti in das Zimmer, das im Lauf der Jahre vom Gästezimmer zur Abstellkammer mutiert war. Oben auf einem Kleiderschrank in der einen Ecke fand er die handbemalte Kiste, die er auf irgendeine Weise von seinem Onkel Claudio geerbt hatte - dem, der immer gern Maler geworden wäre. Die Kiste, groß genug als Hütte für einen Schäferhund, war rundum mit bunten Blumen der unwahrscheinlichsten Spezies bedeckt, die in wildem Durcheinander ihr Dasein fristeten. Aus irgendeinem Grund enthielt sie Landkarten, die in ebenso wildem Durcheinander hineingeworfen worden waren.
    Brunetti kramte auf der Suche nach der einen Karte, die er brauchte, darin herum. Als sich das als fruchtlos erwies, begann er den langsamen, aber unvermeidlichen Prozeß, eine nach der anderen herauszunehmen und anzuschauen. Endlich, nachdem er nahezu alle Länder und Kontinente der Welt umgeräumt hatte, fand er die Karte mit der Aufschrift Laguna, die er früher, vor vielen Jahren, benutzt hatte, wenn er und seine Schulfreunde an Wochenenden und Feiertagen die verschlungenen Kanäle erforschten, die ihre Stadt umgaben.
    Er warf die anderen Karten wieder in die Kiste

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