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Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Titel: Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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zurückgezogen, so daß jetzt bei der Polizei nichts gegen Scarpa vorlag, obschon der Maresciallo der Carabinieri auf dem Lido sagte, Scarpa sei im Zustand der Trunkenheit als Krawallbruder bekannt.
    Keinerlei Informationen waren über irgendeine Person mit dem Nachnamen Giacomini zu beschaffen gewesen.
    Bei Signora Follini verhielt es sich ganz anders: Follini war nicht ihr Ehename, denn Signora Follini hatte sich zwar oft männlicher Gesellschaft erfreut, dies aber bisher noch nie mit dem Segen der Ämter. Ihr Taufname war Luisa, und sie war vor zweiundfünfzig Jahren auf Pellestrina zur Welt gekommen.
    Ihre Bekanntschaft mit der Polizei - oder besser deren Bekanntschaft mit ihr - hatte begonnen, als sie mit neunzehn Jahren wegen Straßenprostitution festgenommen wurde. Als Ersttäterin hatte man sie mit einem Verweis davonkommen lassen, aber im Lauf des nächsten Jahres wurde sie noch mindestens dreimal wegen desselben Delikts festgenommen. Dann kam lange nichts, was bedeuten konnte, daß Luisa Follini sich entweder irgendwie mit der örtlichen Polizei arrangiert hatte oder aber aus der Gegend fortgezogen war. Erst vor zwölf Jahren war sie dann wieder in Pellestrina aufgetaucht und gleich unter den damals noch strengen Drogengesetzen wegen Besitzes, Konsums und versuchten Verkaufs von Heroin sowie wegen Prostitution wieder verhaftet worden.
    Zu ihrem Glück hatte man ihr einen Platz in einer Rehabilitationseinrichtung für Drogenabhängige bei Bologna besorgt, wo sie drei Jahre verbrachte, bis sie - sowohl von ihrer Sucht wie von ihrem Gewerbe geheilt - nach Pellestrina zurückkehrte. Während ihrer Abwesenheit waren ihre Eltern gestorben, und sie hatte deren kleinen Dorfladen übernommen, den sie bis heute führte.
    Beim Lesen dieses Berichts erinnerte sich Brunetti an die langen Ärmel ihres Kleides und fragte sich, woher wohl das Geld für ihre Schönheitsoperationen stammte und wann sie diese hatte machen lassen. Wer hatte sie bezahlt? Das Lädchen, das er gesehen hatte, konnte unmöglich so viel abgeworfen haben, wie in ihr Gesicht investiert worden war, und mit Gelegenheitsprostitution und Drogenverkauf wäre das, nebenbei bemerkt, in einem kleinen Ort wie Pellestrina auch nicht zu machen gewesen.
    Er dachte zurück an die beiden Male, die er mit ihr gesprochen hatte. Beim ersten Mal hatte sie sich kokett gegeben und sich halb im Scherz über die Enge des Lebens in so einem kleinen Ort wie Pellestrina beklagt. Die hatte sie bei ihrer Vorgeschichte gewiß zu spüren bekommen. Aber von der nervösen Energie der Drogensüchtigen war ihr nichts anzumerken gewesen, und auch ihre Nervosität, die sie beim zweiten Mal an den Tag legte, schien nichts mit Drogen zu tun gehabt zu haben; das war einfach Angst gewesen, die beim Eintreten dieser beiden Männer ihren Höhepunkt erreicht hatte.
    Brunetti konnte nicht wissen, wie lange sie abends ihren Laden offen hatte. Er nahm das Telefonbuch und schlug bei Pellestrina nach. »Follini, Luisa«, fand er da. Er wählte die Nummer, und beim dritten Klingeln wurde der Hörer abgenommen. Sie meldete sich mit ihrem Namen.
    »Signora«, begann er, »hier ist Commissario Brunetti. Wir haben heute schon einmal miteinander gesprochen.« Er hörte ein leises Klicken, mit dem der Hörer aufgelegt wurde.
    Er tat das Telefonbuch wieder in die Schublade, schob die Akten auf die linke Seite des Schreibtischs und ging nach unten, um mit Pucetti zu reden.

13
    P ucetti wußte sich vor Freude über den Einsatz kaum zu lassen. Als Signorina Elettras Name fiel, lächelte er, und als Brunetti ihm erklärte, daß seine Hauptaufgabe darin bestehen werde, sie zu beschützen, begann sein Gesicht regelrecht zu strahlen. Er wollte wissen, wessen Idee es gewesen sei, Signorina Elettra dorthin zu schicken, doch Brunetti drückte sich vor der Antwort und meinte statt dessen, daß seine, Pucettis, Freundin doch hoffentlich nichts gegen einen Sondereinsatz beziehungsweise »Subsidiärdienst« habe.
    Am Abend nach dem Essen erzählte er Paola von Pucetti, weil er hoffte, sie werde mit ihm der Meinung sein, daß diese Maßnahme Signorina Elettras Sicherheit zwar nicht garantiere, aber doch wenigstens erhöhe.
    »Ein sonderbares Pärchen, die beiden«, meinte Paola.
    »Wer?«
    »Signorina Elettra und Pucetti.«
    »Ein Pärchen sind sie nun nicht«, widersprach Brunetti.
    »Das weiß ich. Ich meine auch nur so, als Menschen. Sonderbar, daß so intelligente Leute wie sie bei der Polizei arbeiten.«
    »Ich

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