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Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Titel: Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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befand, bezweifelte das, behielt diese Information aber für sich. Er dachte über das Gehörte nach, dann fragte er: »Was hat Sie auf seine Spur gebracht?«
    »Eins eins sieben.«
    »Pardon?«
    »Das ist die Nummer für anonyme Anzeigen.«
    Brunetti hörte seit Jahren von dieser Nummer 117, von der es hieß, sie sei eingerichtet worden, um Bürgern die Möglichkeit zu geben, Steuerhinterzieher anonym anzuzeigen. Er kannte die Geschichte, hatte aber nie so ganz daran geglaubt und immer angenommen, 117 sei wieder nur so ein Stadtgerücht. Aber nun hatte es ihm ein Maresciallo der Guardia di Finanza bestätigt: Es gab die Nummer, und sie war benutzt worden, um eine Ermittlung gegen Vittono Spadini in Gang zu setzen, die damit endete, daß er sein Boot verlor.
    »Wie werden diese Anrufe protokolliert?«
    »Darüber kann ich leider nicht mit Ihnen sprechen, Commissario«, sagte Resto, ohne daß seiner Stimme ein Zaudern oder Bedauern anzuhören gewesen wäre.
    »Aha«, antwortete Brunetti. »Wurde seinerzeit ein Strafverfahren gegen ihn eröffnet?«
    »Nein, man hielt es für besser, ihm nur eine Geldbuße aufzubrummen.«
    »Wie hoch war die Buße?«
    »Fünfhundert Millionen Lire«, sagte Resto. »Das heißt, darauf wurde sie zuletzt festgesetzt. Anfangs war sie höher, doch dann wurde sie herabgesetzt.«
    »Warum?«
    »Wir haben uns sein Vermögen vorgenommen, und da besaß er nichts weiter als sein Boot und zwei kleine Bankguthaben.«
    »Dabei wußten Sie aber, daß er eine halbe Milliarde im Jahr verdiente?«
    »Wir hatten Grund zu dieser Annahme, ja. Doch es wurde entschieden, daß wir uns - weil nicht mehr bei ihm zu holen sei - mit der niedrigeren Summe zu begnügen hätten.«
    »Und die setzte sich wie zusammen?«
    »Aus seinem Boot und den beiden Bankguthaben.«
    »Und das Haus?«
    »Das gehört seiner Frau. Sie hatte es mit in die Ehe gebracht, wir hatten keinen Zugriff darauf.«
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung, wo das Geld geblieben sein kann?«
    »Nicht direkt. Es gehen Gerüchte, daß er spielt.«
    »Und anscheinend hat er im Spiel kein Glück«, bemerkte Brunetti.
    »Kein Spieler hat Glück im Spiel.«
    Brunetti lachte, wie es von ihm erwartet wurde, dann fragte er: »Und seitdem?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Resto. »Er ist uns seit damals nicht mehr aufgefallen, folglich kann ich Ihnen auch nichts weiter über ihn sagen.«
    »Haben Sie ihn einmal kennengelernt?« fragte Brunetti.
    »Ja.«
    »Und?«
    Ohne zu zögern antwortete Resto: »Ein überaus unangenehmer Zeitgenosse. Nicht wegen seiner Tat. Schummeln tut jeder. Damit rechnen wir. Aber in seinem Widerstand gegen uns lag eine Wut, der ich bis dahin nur selten begegnet bin. Ich glaube nicht, daß es mit dem Geld zusammen-hing, das er verlor, aber da könnte ich auch im Irrtum sein.«
    »Was denn sonst, wenn nicht das Geld?«
    »Die Niederlage. Einfach daß er verloren hat«, meinte Resto. »Ich habe noch nie einen Menschen so wütend darüber gesehen, daß man ihn erwischt hatte, wobei es im Grunde gar nicht möglich war, ihn nicht zu erwischen. Er hatte sich derart dumm angestellt.« Es klang, als mißbilligte Resto vor allem Spadinis Leichtfertigkeit, weniger seine Unehrlichkeit.
    »Würden Sie ihn als gewalttätig bezeichnen?« fragte Brunetti.
    »Soll das heißen, ob ich ihn dieser Morde für fähig halte?«
    »Ja.«
    »Das weiß ich nicht. Ich nehme an, daß viele Leute fähig wären, einen Mord zu begehen, auch wenn sie es selbst nicht wissen, bevor sie in die richtige Situation geraten. Oder in die falsche«, verbesserte Resto sich rasch. »Vielleicht ja, vielleicht nein.« Als Brunetti nichts sagte, meinte Resto: »Tut mir leid, daß ich Ihnen das nicht beantworten kann, aber ich weiß es einfach nicht.«
    »Schon gut«, sagte Brunetti. »Vielen Dank für die Auskünfte, die Sie mir geben konnten.«
    »Lassen Sie mich wissen, wie es weitergeht«, sagte Resto - ein Ansinnen, mit dem er Brunetti von neuem überraschte.
    »Ja, natürlich. Warum?«
    »Ach, nur aus Neugier«, antwortete Resto, womit er irgend etwas verschleierte, Brunetti wußte nur nicht was. Mit wechselseitigen Artigkeiten verabschiedeten sich die beiden Männer voneinander.

21
    A ls Brunetti nach Hause kam, fand er seine Familie bei Tisch, alle vor fast leergegessenen Tellern mit Lasagne. Chiara stand auf und gab ihm einen Kuß, Raffi sagte »Ciao papà«, bevor er sich wieder seiner Pasta widmete, und Paola sah lächelnd zu ihm herüber. Dann ging sie zum Herd, bückte

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