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Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Titel: Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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eher darin, worüber wir uns selbst gern täuschen.«
    »Zum Beispiel?« fragte er, um Sachlichkeit bemüht.
    »Männer täuschen sich über ihr eigenes Tun, während Frauen sich eher über das Tun anderer täuschen.«
    »Vermutlich das der Männer?« fragte er.
    »Ja.«
    Wäre sie Chemikerin gewesen und hätte das periodische System der Elemente vorgelesen, es hätte nicht überzeugter klingen können.
    Er trank seinen Calvados aus, schenkte sich aber keinen neuen mehr ein. In dem langen Schweigen, das folgte, ließ er sich ihre Worte durch den Kopf gehen. »Dann scheint mir, daß die Männer den besseren Teil erwischt haben«, antwortete er schließlich.
    »Wann wäre das einmal nicht der Fall?«
    Bis zum nächsten Morgen hatte Brunetti Paolas Feststellung, daß er vergangene Woche an kaum etwas anderes gedacht habe als an Signorina Elettra - was stimmte -, in die Behauptung umgedeutet, Paola glaubte, sie habe Grund zur Eifersucht - was eigentlich nicht dasselbe war. Vollkommen überzeugt, daß Paola keinen Grund zur Eifersucht hatte, räumte er seiner Sorge um Signorina Elettra weiter Vorrang in seinem Denken ein, und das beeinträchtigte seinen Instinkt, jedem, der mit der Sache zu tun hatte, mit ebensoviel Mißtrauen wie Neugier zu begegnen. So blieben unbehagliche Gefühle - wenn man das so nennen darf -unbeachtet, und einige der dünneren Fäden, die in gewisse Richtungen führten, wurden nicht weiterverfolgt.
    Marotta kam zurück und übernahm die Leitung der Questura. Da Mord in Venedig selten vorkam und Marotta ein ehrgeiziger Mensch war, ließ er sich die Akte über die Bottin-Morde kommen, und nachdem er sie gelesen hatte, erklärte er, daß er den Fall selbst übernehmen werde.
    Als Brunetti die Nummer von Signorina Elettras telefonino nicht fand, verbrachte er eine halbe Stunde vor dem Computer und versuchte in die Verzeichnisse der telecom hineinzukommen, gab es dann aber auf und fragte Vianello, ob er die Nummer beschaffen könne. Nachdem er sie hatte, dankte er dem Sergente und ging wieder in sein Dienstzimmer, um den Anruf von dort aus zu tätigen. Es klingelte achtmal, dann meldete sich eine Stimme, die ihm mitteilte, daß dieses Telefon abgeschaltet sei, er aber, wenn er wolle, eine Nachricht hinterlassen könne. Gerade wollte er schon seinen Namen nennen, da erinnerte er sich an den Blick, mit dem sie den jungen Mann angesehen hatte, dessen Namen er jetzt kannte, und meldete sich nur mit »Guido«, nannte sie »Elettra« sagte »tu« und, sie solle ihn an seinem Arbeitsplatz zurückrufen.
    Dann rief er unten bei Vianello an und bat ihn, sich noch einmal an den Computer zu setzen und diesmal alles über einen gewissen Carlo Targhetta herauszufinden, möglicherweise wohnhaft auf Pellestrina. Vianellos Stimme war die Neutralität in Person, als er den Namen wiederholte, woraus Brunetti schloß, daß der Sergente mit Pucetti gesprochen hatte und sehr genau wußte, wer der junge Mann war.
    Er nahm ein leeres Blatt Papier aus seiner Schublade und schrieb den Namen Bottin in die Mitte, dann links davon den Namen Follini. Es folgte auf dem unteren Teil des Blatts der Name Spadini. Von Follini zu Spadini zog er einen Verbindungsstrich. Rechts neben Spadini schrieb er Sandro Scarpa, den Bruder des Kellners, der sich mit Bottin geprügelt haben sollte, und verband auch diese beiden Namen miteinander. Darunter schrieb er noch den Namen des vermißten Kellners. Dann saß er da und starrte auf die Namen, als wartete er darauf, daß sie sich auf dem Papier in Bewegung setzten und neue interessante Beziehungen untereinander knüpften. Nichts tat sich. Er nahm wieder seinen Stift und schrieb den Namen Carlo Targhetta unauffällig, kleiner, in eine Ecke.
    Es tat sich noch immer nichts. Er zog die vordere Schublade auf, legte das Blatt hinein und ging nach unten, um zu sehen, was Vianello herausgefunden hatte.
    Vianello hatte sich in der Zwischenzeit per Computer in den Archiven verschiedener staatlicher Stellen herumgetrieben, um zu sehen, ob Carlo Targhetta seinen Militärdienst abgeleistet oder jemals Ärger mit der Polizei gehabt hatte. Aber das Gegenteil schien der Fall zu sein - jedenfalls sagte er das zu Brunetti, als dieser in Signorina Elettras Zimmer trat, wo der Sergente am Computer saß.
    »Er war in der Guardia di Finanza«, sagte Vianello, selbst noch sehr verwundert.
    »Und jetzt ist er Fischer«, fügte Brunetti hinzu.
    »Und verdient damit wahrscheinlich unvergleichlich viel mehr«, bemerkte

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