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Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Titel: Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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damit?«
    »Ich dachte, ich könnte sie wieder zusammensetzen und ihm auf den Schreibtisch legen, Commissario.«
    Brunetti dachte gebührend über diesen Vorschlag nach und meinte dann: »Ja, das ist sicher das beste.«
    Vianello ließ jetzt die Pistole Pistole sein und sagte: »Der Colonnello hat angerufen.«
    »Und?«
    »Er sagt es uns nicht.«
    »Und das heißt?«
    »Es heißt wahrscheinlich, daß er es uns sagen würde, wenn man es ihm selbst gesagt hätte, aber das hat man wohl nicht.«
    »Warum glauben Sie das?«
    Vianello überlegte, wie er am besten anfangen sollte, und sagte schließlich: »Er war ja mal Colonnello und ist es von daher noch gewohnt, daß ihm fast jeder gehorcht. Meiner Meinung nach ist nun folgendes passiert: Man hat sich rundheraus geweigert, ihm zu sagen, warum Targhetta gegangen ist, aber er geniert sich, das zuzugeben, darum behauptet er, daß er die Information nicht weitergeben darf.« Nach kurzem Schweigen fuhr er fort: »Um sein Gesicht zu wahren - es so aussehen zu lassen, als hätte er selbst entschieden.«
    »Wissen Sie das bestimmt?«
    »Das nicht«, antwortete der Sergente, »aber es ist die plausibelste Erklärung.« Wieder eine längere Pause, dann fügte er hinzu: »Außerdem ist er mir mehr als einen Gefallen schuldig. Er würde es mir sagen, wenn er könnte.«
    Brunetti dachte eine Weile nach, und als ihm klar wurde, daß Vianello schon viel länger darüber nachgedacht haben mußte, fragte er: »Und was meinen Sie?«
    »Meine Vermutung ist, daß man Targhetta bei irgend etwas erwischt hat, es ihm aber nicht nachweisen konnte oder die Folgen fürchtete, wenn man ihn vor den Kadi brachte. Da hat man ihn lieber ohne Aufsehen ziehen lassen.«
    »Und das hat man in seiner Akte vermerkt?«
    »Hm, ja«, mutmaßte Vianello, worauf er sich nun doch die Pistole vornahm. Schnell und geschickt ergriff er die einzelnen Teile und steckte sie zusammen, und in Sekunden war wieder das kalte Todesinstrument daraus geworden.
    Vianello legte die Waffe beiseite und seufzte: »Wenn sie doch nur hier wäre!«
    »Wer?«
    »Signorina Elettra«, antwortete Vianello, und aus einem unerfindlichen Grund freute es Brunetti, daß er nicht einfach »Elettra« gesagt hatte.
    »Ja, das wäre gut.« Mit einemmal wurde Brunetti klar, wie vollkommen abhängig er von ihr geworden war. »Gäbe es sonst noch jemanden?« fragte er.
    »Darüber denke ich schon seit dem Anruf nach«, antwortete Vianello. »Mir ist nur einer eingefallen, der dazu imstande wäre.«
    »Und wer?«
    »Sie werden keine Freude daran haben, Commissario«, antwortete der Sergente.
    Für Brunetti konnte das nur eines - oder einen - bedeuten. »Sie wissen doch, daß ich mit Galardi lieber nichts zu tun haben möchte«, sagte er. Stefano Galardi, Besitzer und Direktor einer Software-Firma, war mit Vianello zur Schule gegangen, hatte aber schon lange vergessen, daß er in Castello aufgewachsen war und in einem Haus ohne Heizung und Warmwasser gelebt hatte, bevor er von dort in die himmlischen Gefilde des Cyber-Mammons entschwebte. Er war, gesellschaftlich und finanziell, die Leiter hinaufgefallen und wurde an jedem Tisch in der Stadt akzeptiert, sogar begrüßt, außer eben am Tisch eines gewissen Guido Brunetti, denn da hatte er sich vor sechs Jahren einmal im Suff allzu plump an Paola heranzumachen versucht und war von einem ebenso wütenden wie stocknüchternen Ehemann aufgefordert worden, das Haus zu verlassen.
    Da Galardi überzeugt war, daß Vianello ihn vor fast zwanzig Jahren nach einem besonders wilden RedentoreFest vor dem Ertrinken gerettet hatte, war er, bevor Signorina Elettra die Bühne betrat, öfter für die Beschaffung gewisser elektronischer Informationen herangezogen worden. Brunettis Begeisterung für Signorina Elettra und ihr Können kam nicht zuletzt daher, daß sie es ihm ersparte, sich in Galardis Dankesschuld zu begeben.
    Nach längerem Schweigen sagte Brunetti endlich: »Also gut. Rufen Sie ihn an.« Dann ging er aus dem Zimmer, weil er nicht auch noch dabeisein wollte, wenn Vianello mit dem Kerl sprach.
    Zwei Stunden später wurde seine Neugier befriedigt, als Vianello ins Zimmer kam und unaufgefordert ihm gegenüber Platz nahm. »Er hat so lange gebraucht, um da hineinzukommen«, sagte er.
    »Und?«
    »Meine Vermutung war richtig. Man hat ihn beim Manipulieren von Beweisen erwischt und rausgeworfen.«
    »Was war das für ein Fall, und was für Beweise waren das?«
    Vianello beantwortete zuerst den zweiten Teil der

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