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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Ahnung hatte, was genau dieses Tollhaus sein noch wo es sich befinden sollte, hatte er dem Freund aufs Wort geglaubt: Ja, mehr noch, er hielt dessen Vergleich für die treffendste Deutung Italiens, die er je gehört hatte.
    »Wissen Sie, wo die anderen Frauen sich aufhalten, Signorina? Haben Sie ihre Adressen?«
    »Die in Triest ja, aber nicht die in Mailand.«
    »Haben Sie alle Provinzen einbezogen?«
    »Nein. Nur den Norden. Bei den anderen wäre es reine Zeitverschwendung. Da unten kümmert sich keiner groß um so was wie Aufenthaltsgenehmigungen oder Arbeitserlaubnis.«
    Wie immer, wenn er die eigenen Vorurteile aus dem Mund eines anderen vernahm, wurde ihm schmerzlich bewußt, wie überheblich sie klangen. »Da unten« - »Im Süden«. Wie oft hatte er diese abfälligen Bezeichnungen nicht nur gehört, sondern auch selber benutzt? Er glaubte zwar, daß er sich zumindest vor den Kindern nie so geäußert hatte, wenigstens nicht in jenem verächtlichen und geringschätzigen Ton, dem er gleichwohl so oft begegnete. Aber der Commissario konnte nicht leugnen, daß er schon längst zu der Überzeugung gekommen war, der Süden sei ein unlösbares Problem; ein krimineller Sumpf, der fortbestehen würde, lange nachdem er, Brunetti, aufgehört hätte, sich beruflich dafür zu interessieren.
    Doch sein Gerechtigkeitssinn und die Erinnerung an gewisse Vorkommnisse, die er kürzlich hier, im ach so überlegenen Norden erlebt hatte, widersetzten sich diesem Pauschalurteil. Und dann riß ihn Signorina Elettras Stimme vollends aus seinen Gedanken: »... könnten Sie ja mal hingehen und sich in ihrer Wohnung umsehen.«
    »Entschuldigung«, sagte er, »ich habe gerade an etwas anderes gedacht. Was haben Sie gesagt?«
    »Daß es vielleicht eine gute Idee wäre, wenn Sie sich Zutritt zur Wohnung der Toten verschafften, um herauszubekommen, was dort wirklich passiert ist.«
    »Ja, natürlich!« pflichtete er ihr bei und fragte mit einer Geste zu dem Ordner auf ihrem Schreibtisch: »Haben Sie beim Original die Schlüssel der Toten gefunden?«
    »Nein. Nichts.«
    »In dem Bericht sind sie auch nicht erwähnt.
    Scarpa hat Ihnen nicht gesagt, ob die Wohnung noch versiegelt ist, oder?«
    »Nein.«
    Brunetti dachte nach. Wenn die Schlüssel nicht verfügbar waren, dann müßte er Scarpa darum bitten, was er aber nicht wollte. Verlangte er sie dagegen von Signora Battestinis Angehörigen, wären Personen, die sehr wohl zum Kreis der Verdächtigen zählen mochten, gewarnt, daß die Polizei sich aufs neue für den Fall interessierte.
    Endlich wandte er sich an Signorina Elettra und sagte: »Darf ich mir Ihre Dietriche ausborgen?«

7
    E s war fast Mittagszeit, und Brunetti, seit langem daran gewöhnt, daß seine Frau Wert darauf legte, im voraus zu wissen, wie viele Personen zum Essen daheim sein würden, griff zum Telefon, um sich für heute zu entschuldigen.
    »Wunderbar«, antwortete Paola.
    »Wie bitte?« fragte er verblüfft.
    »Ach Guido, stell dich doch nicht so an. Die Kinder sind beide bei Freunden eingeladen, und wenn du auch nicht kommst, kann ich beim Essen lesen.«
    »Was gibt's denn zu essen?« fragte er.
    »Möchtest du nicht wissen, was ich lesen werde?«
    »Nein. Mich interessiert, was du essen wirst.«
    »Damit du weißt, was dir entgeht?«
    »Ja.«
    »Und schmollen kannst?«
    »Nein.«
    Es entstand eine lange Pause, während der er beinahe hören konnte, wie ihre Gedanken am anderen Ende der Leitung arbeiteten. Endlich sagte sie: »Wenn ich verspreche, nur grissini und Käse zu essen und zum Nachtisch den zerdrückten Pfirsich - wäre dir dann wohler?«
    »Ach, sei nicht albern, Paola«, wehrte Brunetti ab, doch er lachte dabei.
    »Mein Wort darauf«, sagte sie. »Und als Entschädigung für das verpaßte Mittagessen verspreche ich dir für heute abend Schwertfischsteaks mit Shrimps.«
    »In Tomatensauce?«
    »Ja. Und wenn ich Zeit habe, mache ich aus den restlichen Pfirsichen Eiscreme als Dessert.«
    »Und den Fisch vielleicht mit ein bißchen weniger Knoblauch als sonst?« fragte Brunetti, der eine vermeintlich starke Verhandlungsposition nicht ungenutzt lassen wollte.
    »Fürs Eis?«
    Lachend legte er auf und nahm sich vor, sie, wenn er heimkam, nach ihrer Lektüre zu fragen.
    Nun konnte er die Mittagspause für einen Besuch in Signora Battestinis Wohnung nutzen, wofür ihm diese Stunde besonders günstig schien, zu der die Einheimischen sich in ihre Häuser zurückzogen und die Hitze auch die Touristen von den Straßen

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