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Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen

Titel: Brunetti 16 - Lasset die Kinder zu mir kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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wegen Babyhandels direkt in Venedig.«
    Marvilli nickte zustimmend, und Brunetti fragte: »Gibt es denn schon Erkenntnisse, die ... also die Gesamtsituation betreffend?«
    »Auch das kann ich nicht beantworten, Commissario. Ich wurde erst gestern nacht mit dem Fall betraut und bin nur auf die Schnelle instruiert worden.« Wenn dem so war, dachte Brunetti, dann hatte der Hauptmann in sehr kurzer Zeit erstaunlich viel gelernt.
    Doch er behielt seine Gedanken für sich und fragte statt dessen: »Und wissen Sie, ob dieser sogenannte Mittelsmann schon gefaßt wurde?«
    Marvilli zuckte mit den Schultern, was der Commissario als ein Nein wertete. »Ich weiß lediglich, daß die beiden Paare, die letzte Nacht festgenommen wurden, in ein und derselben Klinik in Verona gewesen sind«, verriet der Hauptmann schließlich.
    Die Verblüffung, mit der Brunetti den Namen einer Stadt aus dem florierenden Wirtschaftszentrum des Landes vernahm, machte ihm wieder einmal bewußt, daß er Kriminalität und Verbrechen automatisch für die natürliche Erblast des Südens hielt. Doch warum sollte die Bereitschaft, sich illegaler Mittel zu bedienen, um an ein Kind zu kommen, dort unten weiter verbreitet sein als im reichen, gutsituierten Norden?
    Als Brunetti sich wieder in das Gespräch einblendete, hörte er Marvilli sagen: »Dottor Pedrolli und seine Frau.«
    »Verzeihung, Capitano, aber könnten Sie das wiederholen? Ich war mit meinen Gedanken woanders.«
    Es gefiel dem Commissario, daß Marvilli sich nicht im mindesten irritiert zeigte über die Zerstreutheit seines Zuhörers. »Also von den anderen Paaren hatten sich, wie gesagt, zwei in einer Fertilitätsklinik in Verona behandeln lassen. Patienten werden landesweit dorthin überwiesen.« Der Hauptmann beobachtete, wie die beiden Polizisten dies aufnahmen, und fuhr dann fort. »Vor etwa zwei Jahren suchten die Pedrollis ebendiese Klinik für eine gemeinsame Untersuchung auf.« Für Brunetti, der keine Ahnung hatte, wie viele Kliniken im Veneto auf Fruchtbarkeitsprobleme spezialisiert sein mochten, hätte das durchaus ein bloßer Zufall sein können.
    »Und weiter?« fragte der Commissario. Er war neugierig, wie intensiv und wie lange die Carabinieri sich wohl mit dieser Klinik befaßt und das Leben der dort behandelten Patienten ausspioniert hatten.
    »Nichts weiter!« gab Marvilli wütend zurück. »Gar nichts. Die Pedrollis hatten einen Termin, mehr wissen wir nicht.«
    Brunetti verzichtete auf die Frage, ob die Carabinieri die Pedrollis und die Klinik auf Dauer überwacht hätten und, wenn ja, in welchem Ausmaß. Zwar hätte er gern gewußt, wie und mit welchem Recht die Carabinieri sich vom Untersuchungstermin der Pedrollis Kenntnis verschafft hatten. Doch eine innere Stimme mahnte ihn zur Besonnenheit: eingedenk jener langen Liste von Informationen, die er sich - mit Hilfe der nicht unbedeutenden Fertigkeiten von Signorina Elettra Zorzi, der Sekretärin seines Vorgesetzten - schon illegal beschafft hatte. Also behielt er seine gerechte Empörung über die Verletzung der Privatsphäre eines Mitbürgers seitens der Carabinieri für sich. »Und haben Sie irgendwelche verdächtigen Verbindungen zu dieser Klinik gefunden?« fragte er.
    Marvilli schob seine Tasse beiseite. »Wir arbeiten daran«, versetzte er ausweichend.
    Vorsichtig, um nicht mit Marvilli zusammenzustoßen, streckte Brunetti unterm Tisch die Beine aus. Dabei rutschte er mit dem Oberkörper etwas tiefer und verschränkte die Arme über der Brust. »Wenn Sie gestatten, denke ich jetzt einmal laut, Capitano.« Eine Ankündigung, die ihm einen argwöhnischen Blick des Hauptmanns eintrug. »Es wenden sich doch bestimmt jedes Jahr Hunderte von Ratsuchenden an diese Klinik.«
    Als Marvilli nichts darauf erwiderte, hakte Brunetti nach. »Habe ich recht, Capitano?«
    »Ja.«
    »Gut.« Brunetti lächelte so zufrieden, als hätte der Hauptmann seine Hypothese im voraus bestätigt. »Demnach sind die Pedrollis ein Paar unter Hunderten mit vergleichbaren Problemen.« Wieder lächelte er Marvilli an, was diesmal so aussah, als wolle er den Lerneifer eines Lieblingsschülers anfeuern. »Wie kamen dann die Carabinieri zu dem Schluß, daß von all den Paaren, die diese Klinik konsultieren, sich ausgerechnet die Pedrollis einer illegalen Adoption schuldig gemacht hätten? Wie konnten sie das wissen, obwohl der Mittelsmann noch gar nicht gefaßt ist?«
    Marvilli zögerte etwas zu lange mit der Antwort. »Das hat man mir nicht

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