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Brustkrebs - Was mir geholfen hat

Brustkrebs - Was mir geholfen hat

Titel: Brustkrebs - Was mir geholfen hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Brandt-Schwarze
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selbst einmal die Tatsachen verkraften und sich in die neue Situation einfinden. Versuchen Sie aber, sich nicht auf Dauer auszugrenzen. Je mehr Sie Ihren normalen Alltags- und Freizeitbeschäftigungen nachgehen können, desto weniger fühlen Sie sich vom aktiven Leben abgeschnitten.
    Die Reaktionen Ihres Umfeldes auf die Krebsdiagnose fallen wahrscheinlich sehr unterschiedlich aus. Von den Freunden, die Sie auffangen, die Sie jederzeit anrufen können und die alles tun, um Sie zu stützen, brauchen wir hier nicht zu reden. Sie können sich glücklich schätzen, dass es sie gibt. Es sind Freunde fürs Leben – in jedem Sinne.
    Vielleicht machen Sie aber auch andere Erfahrungen und stellen fest, dass Sie plötzlich ein »Event« sind. Da rufen Leute an, mit denen Sie seit Jahren keinen Kontakt hatten, die über fünf Ecken von Ihrer Erkrankung erfahren haben und sich nunnach Ihren detaillierten Untersuchungsergebnissen erkundigen. Wundern Sie sich, lassen Sie es an sich vorbeiziehen – es geht bald vorüber.
    Mühsam sind Menschen, die mit einem sprechen wie mit einer Todgeweihten und leise in den Hörer schluchzen. Oft haben sie auch noch ein paar Horrorgeschichten auf Lager. Da hilft eigentlich nur, das Gespräch bald zu beenden: »Entschuldige, ich muss Schluss machen.« Das ist eine gute Übung. Sie müssen sich nicht rechtfertigen, wenn Sie ein Gespräch beenden wollen, und auch keine Ausrede erfinden. Es geht niemanden etwas an, ob Sie zum Arzt müssen, einen bestimmten Film sehen wollen oder einfach keine Lust mehr haben zu telefonieren.
    Manchmal melden sich Freunde auch erst einmal gar nicht. Vielleicht, weil für viele Männer »Brustkrebs ein extrem problematisches Thema« ist, wie mir ein Bekannter sagte – ohne es weiter zu erläutern. (Psychologen wie Melanie Klein würden wohl als Erklärung das zwiespältige frühkindliche Verhältnis zur Mutterbrust anführen…). Oder weil viele Frauen dadurch zu stark mit ihrer eigenen Angst konfrontiert werden – kombiniert mit einem schlechten Gewissen, weil sie »lange nicht mehr beim Frauenarzt« waren. Eine Freundin schließlich entschuldigte sich für die lange Funkstille: »Ich dachte, ich müsste dir helfen und dich unterstützen, und dazu hatte ich einfach nicht die Kraft.«
    Meine Erfahrungen damals habe ich in meinem Tagebuch notiert: »Meine engen Freunde haben sich als solche erwiesen. Sie sind präsent, nicht weinerlich und zuverlässig. Im weiteren Freundeskreis hat sich manch einer ein bisschen zurückgezogen. Ich gehe damit offensiv um und rufe selbst an. Meist höre ich: ›Ich wollte dir nicht auf die Nerven gehen.‹ Und ich treffe auf Freude, dass es mir gut geht. Manche Menschen sind eben zu schwach, um diese Krankheit auszuhalten. Ich mache ihnen Angst. Ich verstehe das.«
    Machen Sie solchen Menschen keine Vorwürfe. Entscheiden Sie für sich, wie Sie mit irritierenden Reaktionen Ihrer Umwelt umgehen. Sie können Sie ignorieren oder selbst die Initiative ergreifen. Vielleicht rufen Sie eine Freundin oder Bekannte, an der Ihnen liegt, von sich aus an, und sie sagt: »Bin ich froh, dass du dich meldest! Sei mir nicht böse, ich konnte einfach nicht anrufen. Ich hatte so furchtbare Angst … um mich.«
    Denken Sie daran, wie Sie vor Ihrer Erkrankung auf Menschen mit einer Krebsdiagnose reagiert haben. Vielleicht haben auch Sie erst einmal »dichtgemacht«. Akzeptieren Sie die anderen und gehen Sie, wenn Sie möchten, auf sie zu. Und dann konzent rieren Sie sich wieder auf sich selbst und Ihre Genesung.
»Ein starkes Team «
    Während der Zeit der Krebsbehandlung brauchen Sie ein starkes Team, in dessen Mittelpunkt Sie selbst stehen. Nicht nur Ihre Ärzte sollten natürlich zusammenarbeiten– auch Ihre Familie und Ihre Freunde sind ein wichtiger Bestandteil der Gemeinschaft um Sie herum. Wie viele das sind und wer zu Ihrem Team gehört, entscheiden Sie selbst; bitten Sie diese Menschen um Unterstützung.
    wichtig
    Die Grundlage Ihres Teams sind gegenseitiges Verständnis und Vertrauen sowie offene Gespräche über Schwierigkeiten.
    Der Teamgedanke hat mehrere Vorteile: Zum einen fühlen Sie sich weniger allein, wenn Sie wissen, dass Sie von einer ganzen Gruppe von Menschen unterstützt und getragen werden. Und das Tragen verteilt sich auf mehrere Schultern: Hätten Sie als Brustkrebspatientin nur einen einzigen privaten Ansprechpartner, wäre dieser unweigerlich in kurzer Zeit völlig überfordert – und Sie hätten vielleicht zu allem

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