Brustkrebs - Was mir geholfen hat
gestellt und damit einen »Weckruf« ausgelöst. Dieser »Weckruf« bewirkte, dass sie ihr bisheriges Leben überdachten, manchmal änderten und sich Erfüllung verschafften, indem sie sich – auch in höherem Alter – dem widmeten, was sie eigentlich schon immer tun wollten.
Ich versuche mich meiner eigenen Todesangst zu stellen, indem ich mit anderen darüber spreche und gemeinsam mitihnen den Gedanken an den Tod zu Ende denke. Wie wird es sein, wenn es so weit ist? Was kann und was möchte ich vorab regeln? Seit Kurzem wage ich mich auch mit sehr alten oder schwerkranken Menschen an das Thema und empfinde die Gespräche als sehr tröstlich.
Darüber hinaus denke ich weniger über den Tod selbst nach als über die unbestimmte Zeit, die mir bis dahin bleibt. Diese möchte ich füllen nach dem Motto: »Überlege, was Dich aufblühen lässt. Dem gehe nach.« (Ulrich Schaffer)
wichtig
Versuchen Sie, so gut es geht, Ihr Leben von Sorgen und Ärger über Kleinigkeiten zu befreien.
Im indischen Ayurveda gibt es folgende Vorstellung: Jeder Wandel – von einem Gedanken zum nächsten, vom Tag zur Nacht, vom Schmetterling zur Raupe – läuft in bestimmten Phasen ab: Das Alte vergeht. – Es folgt eine Stille oder Leere oder Lücke, in der der Keim des Neuen gelegt wird. – Durch die Phase des Werdens entsteht das Neue.
In der winzigen Lücke entscheidet sich, was wird und wohin die Reise geht.
Das Faszinierende daran ist für mich das Bewusstsein, dass ich die Stille nach jedem Augenblick – sozusagen immer – zu einer Veränderung nutzen kann. Niemand muss bis Silvester warten, um einen Vorsatz zu fassen und ihn umzusetzen. Und es ist nie zu spät dafür, damit anzufangen, Sport zu treiben, weniger Alkohol zu trinken oder mit dem Rauchen aufzuhören, eine Sache zu klären oder was auch immer Sie vorhaben.
All das lässt sich mit dem uralten Spruch zusammenfassen: »Carpe diem – nutze den Tag« – und lebe Dein Leben! Oder mit dem Rat des griechischen Philosophen und Schriftstellers Nikos Kazantzakis: »Lass dem Tod nichts übrig als ein ausgebranntes Schloss.«
Das Umfeld – Familie und Freunde
Je mehr Broschüren und Ratgeber ich für dieses Buch gelesen habe, desto klarer wurde mir, wie individuell verschieden die Lebenssituationen – und damit auch die Arten der seelischen Herausforderung – der betroffenen Frauen sind. Es gibt nur wenige Ratschläge, die für junge und ältere Frauen, für Mütter in einer größeren Familie, kinderlose Frauen, Alleinerziehende, Frauen, die in einer Paarbeziehung leben, oder Singles gleichermaßen hilfreich sind.
Für mich als Single mit erwachsener Tochter stellten sich andere Probleme, als sie zum Beispiel Annette Rexrodt von Fircks mit ihrer »Großfamilie« beschreibt. Dennoch möchte ich hier einige Aspekte ansprechen,weil sie mir »allgemeingültig« erscheinen.
Die Familie – Partner , Kinder , Eltern und Geschwister – und die Freunde einer an Brustkrebs erkrankten Frau sind auch Betroffene. Viele haben Angst, die geliebte Lebenspartnerin, Mutter, Tochter Schwester oder Freundin zu verlieren. Sie wollen helfen und wissen nicht, wie. Und als Brustkrebspatientin macht man es ihnen – seien wir ehrlich – mit all den behandlungsbegleitenden Stimmungsschwankungen nicht immer leicht.
Wie gehe ich mit mir und anderen um?
Viele Frauen verbannen das Thema Krebs in den Hintergrund. Sie nehmen sich völlig zurück, um niemandem zur Last zu fallen, und kümmern sich in erster Linie um die anderen. Jetzt sind sie krank geworden, »funktionieren« nicht mehr und machen sich womöglich noch Vorwürfe deswegen. Schluss damit! Wenn Sie es bisher gewohnt waren, es vor allem den anderen recht zu machen – seien es Mann, Kinder, Eltern, Hund, Meerschweinchen, der Chef oder die beste Freundin –, so ist jetzt die Zeit gekommen, dass Sie sich selbst Aufmerksamkeit und Zuwendung schenken.
Geborgen im Freundeskreis – was gibt es Schöneres?
wichtig
Spüren Sie Ihre Grenzen auf und verteidigen Sie sie. Sich um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern ist nicht egoistisch, sondern lebensnotwendig. Das ist die Grundlage für eine gute Beziehung zu anderen Menschen – ein Geben und Nehmen.
Womöglich lassen Sie sich aber auch völlig von der Krankheit vereinnahmen. Das Thema Krebs umschwebt Sie wie ein Trauerflor, der jeden Kontakt zur Außenwelt bestimmt. Ihre Gedanken kreisen nur noch um die Krankheit; Ängste und Tränen stehen auf Abruf bereit. Jeden wohlmeinenden Rat
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