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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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kann nicht fahren, und Sie wissen ja selbst, wie es um die öffentlichen Verkehrsmittel steht.«
    » Es ist eine lange Fahrt, so oder so, Mr Turtledove. Können Sie mir wenigstens sagen, was so wichtig ist, dass Sie mich persönlich sehen müssen?«
    » Ich muss Ihnen etwas geben.«
    » Warum haben Sie es mir denn nicht vor drei Wochen gegeben, als ich Sie zum ersten Mal aufgesucht habe?«
    » Weil ich es selbst gerade erst erhalten habe. Bitte entschuldigen Sie das alles, Mr Nightingale, aber ich habe strenge Anweisungen erhalten und muss sie befolgen.«
    » Was müssen Sie mir denn geben?«
    » Einen DIN -A4-Umschlag.«
    » Warum schicken Sie ihn mir nicht per Post?«
    » Das ist leider wirklich nicht möglich. Wie schon gesagt, ich habe strenge Anweisungen.«
    » Es hat mit Ainsley Gosling zu tun, nehme ich an?«
    » Das nehme ich ebenfalls an«, sagte Turtledove. » Können Sie heute Nachmittag kommen?«

6
    Hamdale war auf der Landkarte nur ein Punkt, und in Wirklichkeit war es auch nicht viel größer: ein paar Häuser um ein Pub mit strohgedecktem Dach und eine Reihe von Läden, denen die Kundschaft sofort wegliefe, wenn im Umkreis von zwanzig Meilen irgendein Tesco- oder Asda-Supermarkt aufmachte. Nightingale stellte seinen grünen MGB -Roadster auf dem Parkplatz des Pubs ab und ging zu Turtledoves Büro, das zwischen einem Postamt und einer Konditorei lag. Er stand vor der Konditorei und rauchte seine Zigarette zu Ende. Die Torten waren wahre Kunstwerke, Geburtstagstorten, die wie Fußballfelder und Teddybären geformt waren, mehrstöckige, mit Glasur reich verzierte Hochzeitstorten und Kuchen, die Trickfilmfiguren nachbildeten. Ein Schild im Fenster verkündete die Internetadresse des Geschäfts und die Tatsache, dass Lieferungen innerhalb eines Tages in ganz Großbritannien außer Nordirland möglich waren. Eine hübsche Brünette in einer schwarz-weiß gestreiften Schürze lächelte ihn an, und Nightingale lächelte zurück. Er warf seine Zigarettenkippe auf die Straße und öffnete die Tür zum Anwaltsbüro. Eine Glocke läutete, und Turtledoves grauhaarige Sekretärin blickte von ihrer altmodischen elektrischen Schreibmaschine auf.
    » Mr Nightingale, Mr Turtledove erwartet Sie«, sagte sie. » Hätten Sie gerne eine Tasse Tee?«
    » Nicht nötig, vielen Dank«, antwortete er.
    Sie wollte aufstehen, doch Nightingale bat sie mit einer Geste sitzenzubleiben. » Ich kenne den Weg«, sagte er.
    Er öffnete die Tür zu Turtledoves innerem Heiligtum. Der Anwalt saß hinter einem großen Eichenholzschreibtisch, auf dem sich Aktenstöße stapelten, die alle mit rotem Band zusammengebunden waren. In dem Büro war von einem Computer nichts zu sehen, und auch sonst gab es keinen Hinweis auf irgendetwas, das innerhalb der letzten fünfzig Jahre hergestellt worden war. Auf dem Schreibtisch standen ein Telefon– ein Gerät aus schwarzem Bakelit mit Wählscheibe– und ein Gestell mit Füllfederhaltern und zwei großen Tintenfässchen, eines schwarz, das andere blau.
    » Mr Nightingale, wie freundlich von Ihnen herzukommen«, sagte Turtledove und stemmte sich aus seinem hochlehnigen Ledersessel hoch.
    » Ich hoffe nur, dass es die Mühe wert ist«, gab Nightingale zurück.
    Turtledove hielt ihm eine runzlige, mit Leberflecken übersäte Hand hin. Vielleicht bildete Nightingale sich das nur ein, vielleicht spielte ihm sein Gedächtnis einen Streich, aber der Anwalt sah mindestens zehn Jahre älter aus als bei ihrer letzten Begegnung. Die Furchen in seinem Gesicht wirkten tiefer, die Augen waren wässriger und die Zähne gelber. Er stützte sich auf einen hölzernen Gehstock mit einem schwanenkopfförmigen Messinggriff, als er Nightingale die Hand schüttelte. Selbst sein Tweedanzug wirkte älter und schäbiger; die Ellbogen waren beinahe durchgescheuert und die Hosen an den Knien ausgebeult. » Setzen Sie sich doch bitte«, sagte der Anwalt und humpelte zu seinem Stuhl zurück.
    » Was haben Sie also für mich, Mr Turtledove?«, fragte Nightingale.
    Der Anwalt ließ sich leise ächzend auf seinen Stuhl sinken. » Leider muss ich Sie um irgendeine Art von Lichtbildausweis bitten«, sagte er.
    » Sie wissen doch, wer ich bin, Mr Turtledove. Ich war vor drei Wochen hier. Ich bin Ainsley Goslings einziger Erbe, erinnern Sie sich?«
    » Bitte, Mr Nightingale, haben Sie Nachsicht mit mir. Ich habe Anweisung, Ihre Identität zu überprüfen, bevor ich Ihnen den Umschlag aushändige.«
    » Woher kommt dieser Umschlag?«,

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