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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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in seinem Büro, aß er es langsam und dachte an Roggenbrot, Hering und Aquavit. Da klingelte das Telefon. Es war Brattberg:
    »Hallo, ich habe dir doch Arbeit versprochen«, sagte sie und machte eine kurze Pause. »Aber wie geht es dir eigentlich?«
    »Ich bin wieder gesundgeschrieben«, sagte er. »Und ich bin hier, um meine Arbeit zu machen.«
    »Ich könnte Jensen schicken, aber der ist noch bei diesem Pastor.«
    »Komm zur Sache«, antwortete er. »Wie gesagt, ich bin ja zum Arbeiten hier.«
    »Die Kriminalwache hat vor einer Minute einen Anruf erhalten. Es ist ein Mord passiert. In der Gunnerusbibliothek.«
    »Was? In der Bibliothek?«
    »Ja, und noch dazu im Sicherheitstrakt.«
    »Ist das bestätigt?«
    »Es sind Leute losgeschickt worden, um den Tatort zu sichern. Sie werden sich gleich melden. Dann haben wir die Bestätigung.«
    »Wer hat den Mord gemeldet?«
    »Ein gewisser Hornemann, der Chef der Bibliothek.«
    »Und das Opfer?«
    Brattberg zögerte, bevor sie antwortete, und er hörte sie in ihren Unterlagen blättern.
    »Gunn Brita Dahle«, sagte sie dann.
    Jetzt war er es, der eine Weile sitzen blieb, ohne etwas zu sagen. Gunn Brita Dahle, die Frau von Jens Dahle, mit dem er noch am Morgen auf dem Weg zur Arbeit gesprochen hatte? Er hatte sorglos sein Auto gewaschen und gedacht, seine Frau wäre einfach schon zur Arbeit gefahren, bevor er mit den Kindern von der Hütte zurück war. Oder? Augen blicklich gewann der Polizist in ihm die Oberhand. Wie sorg los war Jens Dahle tatsächlich gewesen? War es nicht merkwürdig, dass er seine Frau am Morgen nicht angerufen hatte, um ihr zu sagen, dass er und die Kinder wieder zurück waren? Andererseits, woher wollte er wissen, dass er das nicht getan hatte? Vielleicht hatte sie einfach ihr Handy ausgeschal tet, wie viele es bei der Arbeit taten. Es war noch zu früh für irgendwelche Schlussfolgerungen.Aber er war in der ungewöhnlichen Situation, mit dem Ehemann des Opfers gesprochen zu haben, nachdem die Tat begangen worden war, ohne etwas von dem Mord zu wissen, was ihm die Möglichkeit gab, ihn mit den Augen eines unparteiischen Zeugen zu betrachten. Und er hatte an diesem Morgen sicher nicht das Gefühl gehabt, mit einem Mörder zu reden. Jens Dahle hatte auf ihn wie ein gelassener, zufriedener Familienvater gewirkt, der genügend Zeit hatte, sein Auto zu waschen.
    »Singsaker, bist du noch da?«, fragte Brattberg wie aus weiter Ferne.
    »Ja, ja, ich bin da«, sagte er. »Und ich kümmere mich darum.«
    »Bist du wirklich sicher, dass du bereit dafür bist?«
    »Wozu ich nicht bereit bin, ist, hier rumzusitzen und die Wand anzustarren«, antwortete er.
    Brattberg bat ihn, Mona Gran mitzunehmen, eine junge Kommissarin, die kurz vor seiner krankheitsbedingten Auszeit angefangen hatte und an die er sich kaum noch erinnerte.War das nicht die, die bei der Weihnachtsfeier so eng mit Thorvald getanzt hatte?, überlegte er. Unmittelbar nach dem denkwürdigen Fest war er im Präsidium zusammengebrochen und ins St.-Olavs-Hospital eingeliefert worden. Doch, vermutlich war sie das. Sie schien auf jeden Fall ein heller Kopf zu sein.
    Die Weihnachtsfeier vor seiner Krebsdiagnose war aber natürlich nicht das Gesprächsthema, als sie durch die Stadt fuhren.
    »Ein Mord in der Bibliothek? Wirklich? Das klingt ja fast nach Agatha Christie.« Mona Gran war gespannt und gut gelaunt, sodass Singsaker sich fragte, an wie vielen Mordtatorten sie schon gewesen war.
    »Das wird verdammt wirklich sein, das verspreche ich dir«, sagte er und realisierte im gleichen Moment den etwas zu strengen Unterton in seiner Stimme. »Aber ich bin ganz deiner Meinung – es klingt ziemlich speziell«, fügte er deshalb hinzu, um den ersten Eindruck etwas zu korrigieren.
    Wie sehr dieser Mord alles übertraf, was Agatha Christie sich je in ihren Kriminalromanen ausgedacht hatte, erkannten sie erst, als sie die Gunnerusbibliothek erreichten. Sie wurden bereits draußen von zwei uniformierten Beamten in Empfang genommen, die sie kurz ins Bild setzten. Es lag tatsächlich eine Leiche im Sicherheitstrakt der Bibliothek.
    »Sie ist gehäutet worden. So was Übles habe ich noch nie gesehen«, flüsterte einer der Beamten Singsaker zu.Aus dem vertraulichen Ton entnahm der Kommissar, dass sie offenbar bei einem früheren Einsatz schon einmal miteinander zu tun gehabt hatten.
    Während sie miteinander sprachen, kam ein älterer Herr zu ihnen nach draußen. Der Polizist, der Singsaker zu kennen schien,

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