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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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Blick absuchte. Er war konzentriert. Er schaute keinmal auf den Boden, wo die Tote lag. Dann sagte er:
    »Nein, es scheint alles da zu sein.«
    »Gut«, sagte Singsaker. »Ach ja, und noch etwas«, fügte er hinzu und war kurz davor, ihn zu fragen, woher sie sich kannten, »haben Sie als Sicherheitsbeauftragter immer die Übersicht, wer wann den Raum betritt oder wieder verlässt?«
    »Ich habe einen der beiden Codes, die man braucht, um den Trakt zu öffnen. Deshalb müssen alle, die hier reinwollen, bei mir vorsprechen. Den anderen Code hat eine der Bibliothekarinnen, in diesem Fall Gunn Brita. Der Code ist geheim und soll an niemanden weitergegeben werden. Der Einzige, der sich Zutritt verschaffen kann, ohne dass ich das mitbekomme, ist Hornemann. Er hat beide Codes.«
    »Dann ist die zentrale Frage in diesem Fall«, sagte der Hauptkommissar und sah Vatten eindringlich an, »wie das Opfer und der Täter ohne Hilfe von Ihnen oder Hornemann in den Sicherheitstrakt gelangen konnten?«
    Vatten sah ihm tief in die Augen, als er antwortete:
    »Das habe ich mich auch schon gefragt.«
    Singsaker konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Entweder war er ein perfekter Lügner, oder er war unschuldig.
    »Was meinen Sie, wie lange liegt sie schon hier?«, fragte er.
    »Ich war am Samstagvormittag mit Gunn Brita zusammen hier drinnen. Da hatte sie keine Pläne, noch einmal zurückzukommen. Sie wollte heute eine neue Stelle antreten.«
    »Ah ja.Aber theoretisch hätte sie jederzeit wieder zurückgekommen sein können? Vielleicht hatte sie etwas vergessen und wollte es holen, sagen wir, am Sonntag? Rein hypothetisch könnte sie ja vielleicht den zweiten Code gekannt haben. Kann es sein, dass sie beim Öffnen der Tür gesehen hat, welche Nummer Sie eingegeben haben?«
    »Ganz ausgeschlossen ist das natürlich nicht, obwohl ich eigentlich immer darauf achte, das Tastenfeld mit der Hand abzuschirmen«, antwortete Vatten. »Soweit ich weiß, hatte sie ihren Schlüssel und ihre Schlüsselkarte noch nicht abgegeben. Es wäre also möglich, dass sie am Sonntag zurück gekommen ist. Wenn sie mit ihrer Karte durch eine der Eingangstüren der Bibliothek gegangen ist, müsste sie im Logfile aufzuspüren sein.«
    »Wann sind heute früh die ersten Angestellten gekommen?«
    »Ich war gegen sieben Uhr hier«, sagte Vatten. »Die meisten kommen zwischen sieben und neun.«
    »Und die Leiche wurde unmittelbar vor Ihrem Notruf bei der Polizei gefunden, also kurz vor halb elf?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Dann hat sie stundenlang hier drinnen gelegen, ohne dass jemand diesen Gestank wahrgenommen hat?«
    »Der Sicherheitstrakt ist zum Schutz der Bücher klimatisiert und gegen Feuchtigkeit versiegelt.Weder Wasserdampf noch Geruchsmoleküle dringen durch diese Türen.«
    »Verstehe«, sagte Singsaker, überrascht über die akademische Ausdrucksweise des Wachmanns.Auch seine leicht gebeugte, etwas verwaschen wirkende Erscheinung sagte ihm, dass dieser Mann gebildet war und nicht bloß einen Schnellkurs bei einer Sicherheitsfirma gemacht hatte.
    »Sagen wir mal, sie hat von Samstagvormittag bis Montag früh hier drinnen gelegen. Finden Sie es nicht merkwürdig, dass niemand sie vermisst hat? Hatte sie keine Familie?«, fragte er, den Unwissenden spielend.
    »Mann und Kinder.Aber die waren am Wochenende in ihrem Ferienhaus.«
    »Aber dann hätten sie doch reagieren müssen, als sie Sonn tagabend nach Hause gekommen sind«, sagte Singsaker, ohne zu verraten, dass er von ihrer Rückkehr am Montagmorgen bereits wusste.
    »Möglich, aber das sollten Sie wohl besser die Angehörigen fragen.«
    »Das sollte ich wohl, ja.«
    »Ihr Mann ist Archäologe. Er arbeitet im Wissenschaftsmuseum gleich nebenan. Jens Dahle«, sagte Vatten und verließ den Raum.
    Vielleicht war es nur der lange Aufenthalt im selben Raum mit einer misshandelten, stinkenden Leiche, die Vatten so angespannt und erregt wirken ließen.
    Singsaker dankte Vatten für die Zusammenarbeit, entschuldigte sich aber nicht dafür, ihn so lange am Tatort festgehalten zu haben.
    Dann war er allein. Er fühlte sich an einem Tatort immer ziemlich unwohl. Obgleich er es gelernt hatte, seine Gefühle zu unterdrücken und nicht daran zu denken, dass an diesem Ort ein Menschenleben beendet worden war, bedrückte es ihn in diesen Situationen immer massiv, dass wieder ein Mord geschehen war.Auf diese Art von Ausdrucksform hätte die Menschheit seiner Meinung nach gut verzichten können. Jeder Mord war

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