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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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erhalten hatte, war der letzte Rest Hoffnung, den er noch gehabt hatte, verpufft. Da waren sie für immer weg gewesen.Welche Rolle spielte es da noch, ob die Polizei davon wusste oder nicht?
    Der Brief war auf Pergament geschrieben. Kein altes, antiquarisches, sondern neues Pergament. Ein kleines Stück in der Größe eines simplen Briefumschlages. Nur ein einziger Satz hatte auf diesem Pergament gestanden.Vatten hatte nie daran gezweifelt, dass die Nachricht vom Mörder seiner Frau und seines Sohnes stammte. Er hatte sich auch nicht gefragt, woher sich der Mörder die Haut für das Pergament besorgt hatte.Vatten hatte es noch am selben Tag in seinem Ofen verbrannt und die Asche von seiner Veranda aus über die Hausdächer von Møllenberg fliegen lassen. Dann hatte er ein ganzes Glas Schlaftabletten geschluckt. Nein, er hatte nicht die Absicht gehabt, wieder aufzuwachen.
    Aber dann war er doch irgendwann wieder zu sich gekommen, und jetzt, fünf Jahre nach diesen schrecklichen Geschehnissen, saß er wieder hier. Aufs Neue in einen Mord fall verwickelt. Und wieder wusste er etwas, das er der Polizei nicht zu sagen wagte. Und das Wichtigste von allem: Auch dieses Mal hatte der Mörder den Toten Haut abgenommen, nur dass Vatten sich bei diesem Fall alles andere als sicher war, dass die Polizei keine Hinweise fand, die ihn mit dem Opfer in Verbindung brachten. Und davor konnten ihn diesmal weder Schlaftabletten noch die Østmarka-Klinik retten.
    Er starrte an die engen, weißen Wände. Stellte sich selbst in einem Sarg vor, mit seidengefütterten Wänden und einem Deckel, der sich langsam schloss. Er kniff die Augen zu und spürte das Kippeln und Zittern des Sarges, als dieser in das offene Grab herabgelassen wurde. Dann klatschte Erde auf den geschlossenen Deckel.
    Als Hauptkommissar Singsaker den Raum betrat, gefolgt von seiner Chefin, hatte sich Vattens Hals so eng zusammengeschnürt, dass er kaum noch Luft bekam. Trotzdem gelang es ihm unter Aufbietung all seiner Kraft, die Fantasien zu verdrängen, die ihn fast in die Knie zwangen.

15
    Verhör von Jon Vatten
    S ingsaker zieht das Rollo vor der Spiegelscheibe nach un ten, durch die man sich immer irgendwie beobachtet fühlt, bevor er sich zu Brattberg an den weißen Laminattisch setzt. Vatten sitzt ihnen gegenüber. Er sieht nervös aus. Das digitale Aufnahmegerät wird eingeschaltet. Bevor das Verhör beginnen kann, erhält Hauptkommissar Singsaker rasch hintereinander zwei Anrufe. Der eine ist von seinem Sohn Lars. Der andere von Vlado Taneski von der Zeitung Adressavisen . Der Polizist drückt beide Anrufe weg und schaltet sein Handy aus.
    Singsaker: »Verhör von Jon Vatten, 5. September 2010.An wesend sind Gro Brattberg, Leiterin des Dezernats für Gewalt- und Sittlichkeitsverbrechen im Polizeidistrikt Trond heim, Odd Singsaker, ermittelnder Hauptkommissar, und Jon Vatten. Es geht um den Mord an Gunn Brita Dahle.Vatten wird als Zeuge befragt.« Er sieht Vatten an. »So weit zu den Formalitäten. Sind Sie bereit.«
    Vatten: »Ja.«
    Singsaker: »Das hier ist Gro Brattberg, meine Chefin. Sie wird bei unserem Gespräch zeitweise anwesend sein.«
    Vatten: »Gespräch?«
    Singsaker: »Sie können es auch Verhör nennen.Aber ich erinnere Sie daran, dass Sie vorläufig nur als Zeuge befragt werden. Sie haben natürlich das Recht, die Aussage zu verweigern oder auf den Beistand eines Anwalts zu bestehen.Wollen Sie das?«
    Vatten: »Ich habe nichts zu verbergen.«
    Singsaker: »Gut.Wir kennen uns ja von früher, Herr Vatten. Können Sie das bestätigen?«
    Vatten: »Sie haben mich früher schon einmal verhört, ja.«
    Singsaker: »Haben Sie etwas dagegen, dass wir noch einmal auf die Vergangenheit zurückkommen?«
    Vatten: »Ich verstehe nicht ganz, was das mit dem Fall zu tun hat?«
    Singsaker: »Ich will damit auch nicht andeuten, dass die alte Sache etwas mit diesem Fall zu tun hat. Jedenfalls nicht direkt.Aber reden wir nicht lange um den heißen Brei herum. Es ist das zweite Mal, dass Sie wegen einer schweren Straftat verhört werden. Zuletzt ging es um das Ver schwinden von zwei Menschen, jetzt um Mord. Ich denke, Sie verstehen, dass es für die Polizei wichtig ist, herauszufinden, ob es da einen Zusammenhang gibt oder nicht.Auch für Sie ist es doch sicher von Bedeutung, eventuelle Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.«
    Vatten: »Na dann. Es ist nur so, dass ich mit allen Mitteln ver sucht habe, dieses tragische Ereignis hinter mir zu lassen.«
    Singsaker:

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