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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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Vatten im Bus eingeschlafen war? Der Busfahrer hatte Vatten bemerkt, als dieser in den Bus eingestiegen war und dann erst wieder vier Stunden später, als er ihn rausgeworfen hatte. Ein paar weitere Passagiere hatten ausgesagt, Vatten schlafend auf einem Bussitz gesehen zu haben, aber es gab nicht genügend Zeugenaussagen, um ihn für den gesamten Zeitraum im Bus platzieren zu können. Es war also durchaus möglich, dass er für eine Runde den Bus verlassen hatte und nach Hause gegangen war, um dort zu tun, was immer er getan hatte, bevor er in den Bus zurückgekehrt war. Diese Variante hätte ihm etwa eine Stunde Zeit gegeben. Nicht gerade viel, um seine Familie zu töten und die Leichen dann auch noch so aus dem Weg zu räumen, dass niemand sie finden konnte. Dazu kam die Tatsache, dass Vatten selbst die beiden vermisst gemeldet hatte. Diese Vermisstenmeldung war aber erst zweieinhalb Stunden, nachdem Vatten um 19.00 Uhr im Bus geweckt worden war, bei der Polizei eingegangen. Darüber, was in der Zwischenzeit geschehen war, hatten sie nurVattens Aussage. So war es absolut möglich, dass Hedda und der Junge im Haus waren, als er heimkam, und alles Weitere erst danach geschehen war. Das Problem bei dieser Erklärung war aber, dass zwei Nachbarn Vatten gegen 19.30 Uhr nach Hause hatten kommen sehen. Einer von ihnen hatte bis etwa 21.00 Uhr auf seinem Balkon gesessen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Vatten bereits eine SMS an das ausgeschaltete Handy seiner Frau geschickt, sie anzurufen versucht, und mit seiner Schwiegermutter telefoniert. Das hatte die Verbindungsübersicht der Telefongesellschaft bestätigt. Der Nachbar hatte auf seinem Balkon den warmen Trondheimer Frühlingsabend genossen und war nur ein paar Mal kurz aufToilette gegangen. Er war sich vollkommen sicher, dass niemand aus Vattens Tür gekommen war, die er von seinem Balkon im ersten Stock perfekt einsehen konnte.Auch das Auto der Familie Vatten hatte die ganze Zeit über unberührt in der Einfahrt gestanden. Das Alibi von Jon Vatten war möglicherweise nicht hieb- und stichfest, aber doch ziemlich solide.
    Noch rätselhafter war die Frage nach dem Motiv. Wie sehr die Polizei auch suchte, nachgrub und herumfragte, konnte sie nichts finden, und je weiter die Ermittlungen voranschritten, desto deutlicher schälte sich heraus, dass der Verdacht mehr oder weniger auf der alten Faustregel basierte, dass der Täter immer der Ehemann oder Geliebte ist. Jeder Ermittler weiß, dass diese Regel zwar im Ansatz okay ist, dass man aber nicht umhinkommt, sie durch konkrete Beweise zu erhärten. Ehemann sein reicht als Motiv für einen Mord auf keinen Fall aus. Man musste mehr finden, frühere gewalttätige Übergriffe, zum Beispiel, Zeugenaussagen über Streitereien, Eifersucht, Geldprobleme oder Ähnliches. In die sem Fall schien das alles nicht vorzukommen. Das Ehepaar hatte zwar seine Probleme gehabt, kleine Meinungsverschiedenheiten, Missstimmungen und Frustrationen, wie es sie in jeder Beziehung gab, aber nichts davon war für Mordermittlungen von Bedeutung. Zu guter Letzt hatte die Polizei keine andere Wahl gehabt, als Vatten gehen zu lassen. Mit dem unguten Gefühl, dass irgendetwas im Argen lag. Ein Gefühl, das durch die Tatsache, dass sie nichts, aber auch gar nichts in der Hand hatten, noch verstärkt wurde.
    Es war viel Zeit und Energie darauf verwendet worden, Hedda Vattens außereheliches Leben unter die Lupe zu nehmen. Doch gefunden hatten sie nur eine Freundin, die das Gefühl gehabt hatte, Hedda habe ein Geheimnis gehabt, über das sie mit niemandem sprechen wollte. Sie habe Hedda einmal ganz konkret gefragt, ob sie einen Geliebten hätte, was Hedda auf wirklich glaubwürdige Art und Weise geleugnet hatte.Weitere Indizien, dass Hedda Vatten ein außereheliches Verhältnis hatte, gab es nicht, was natürlich nicht bedeutete, dass dies ausgeschlossen war.Vielleicht konnte sie es einfach nur perfekt verbergen.Auch in Heddas übrigem Bekanntenkreis war niemand zu finden, der einen Grund hatte, ihr den Tod zu wünschen. Einer nach dem anderen wurde ausgeschlossen, alle hatten gute Alibis, Eltern, Geschwister, Freunde und Freundinnen. Der Fall Vatten blieb ein ungelöstes Mysterium.
    Vatten merkte das, als die Polizei ihn nach einigen Monaten plötzlich nicht mehr kontaktierte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon lange mit niemand anderem mehr geredet als der Polizei, sodass die Einsamkeit – jetzt, da auch der lange Arm des Gesetzes schwieg – einfach total

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