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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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sich von Jens Dahle. Nachdem sie beide vom Tisch aufgestanden waren, fiel ihm dann doch noch etwas ein, das er sagen wollte.
    »Könnten Sie mir einen Gefallen tun? Auch wenn das nicht leicht werden wird?«, bat er und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Was soll ich tun«, fragte Dahle und sah ihn erschöpft an.
    »Sie müssen Ihren Kindern erzählen, was passiert ist.Wir müssen mit den beiden reden, auch wenn es keine Eile hat. Trotzdem wäre es sicher vorteilhaft, wenn Sie das heute noch tun würden. Ich meine, bevor sie es von anderen erfahren. Sie können sie nicht für immer und ewig abschirmen.«
    Jens Dahle nickte und sah aus, als verstünde er, was Singsaker meinte.

17
    O dd Singsaker ging in Richtung seiner Wohnung. Doch statt nach Hause zu gehen, lief er weiter bis zur Kreuzung Nonnegata, an der Bjørns Videothek sich standhaft an die Vergangenheit klammerte.Von dort folgte er der Nonnegata bis zur Rosenborg-Schule, nahm das Handy heraus und rief im Präsidium an. Er bat darum, mit Mona Gran verbunden zu werden, die mit ihm in der Gunnerusbibliothek gewesen war, erfuhr aber, dass sie nach Hause gegangen war. Das hätte auch er längst tun sollen, dachte er, schließlich war das sein erster Arbeitstag nach langer Rekonvaleszenz.Aber er war nicht müde.Auf jeden Fall nicht so müde, wie er sich viele Abende zuvor gefühlt hatte, wenn er grübelnd zu Hause gesessen und darauf gewartet hatte, endlich gesund zu werden.
    Er bat darum, mit jemand anderem aus dem Dezernat verbunden zu werden, egal wem. Schließlich hatte er einen jungen Beamten am Telefon, den er nicht kannte.
    »Können Sie mir die Adresse einer Person namens Siri Holm heraussuchen? Sie wurde gerade neu in der Gunnerusbibliothek angestellt«, sagte Singsaker.
    »Mehr wissen Sie nicht über sie?«, fragte der Beamte.
    »Vorläufig nicht, nein.«
    »Kann ich Sie zurückrufen?«
    Singsaker beendete das Gespräch, ging weiter auf den Neubau der Schule zu und bog dann in den neuen Stadtteil Rosenborg-Park ab. Das Viertel war fast so neu wie die Schule und bestand neben einer Parkanlage aus einzelnen niedrigen Wohnblocks mit einem rekordverdächtigen Preis-Leistungs-Missverhältnis. Der Park an sich war dafür eine der wenigen städtebaulichen Meisterleistungen Trondheims. Endlich waren der Festungspark, das alte Rosenborg-Stadion und der Grünstreifen zu einer lang gestreckten Grünfläche verbunden worden.
    Er setzte sich auf eine Bank, wartete auf das Klingeln des Telefons und betrachtete einen Brunnen, in dem eine Grup pe dürrer, Gaudí-inspirierter Metallfiguren stand, darunter ein Fisch und eine Balletttänzerin. Alle Figuren hatten gemeinsam, dass sie in irgendeiner Weise Wasser von sich gaben. Was ihn an diesem Arrangement am meisten störte, war die Tatsache, dass der Fisch, der als Einziger in einem hohen Bogen Wasser spie, irgendwie fehlplatziert am Rand des Brunnens stand, was das Ganze reichlich asymmetrisch machte.Aber wahrscheinlich war es genau so beabsichtigt. Den Polizisten, der seine liebe Mühe mit allem Asymmetrischen hatte, störte das gewaltig.
    Während er am Brunnen saß, gingen seine Gedanken zurück zum Johannesbuch . Die Geschichte, die Dahle ihm über diesen Sammler erzählt hatte, war wirklich höchst bemerkenswert, sie hatte alle nötigen Zutaten für eine richtige Gruselgeschichte: ein alter Friedhof, ein Fluch und ein Buch mit geheimnisvollen Aphorismen. Es machte fast den Eindruck, als hätte der Sammler recht behalten, dachte er ironisch. Das Buch war zwar schon seit gut zwanzig Jahren nicht mehr auf dem Hof, aber vielleicht war es trotzdem der Fluch, der jetzt zugeschlagen hatte. Er lächelte düster. Ein kleiner Schluck Rød Aalborg wäre jetzt gerade richtig. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass das Vinmonopol bereits geschlossen hatte. Damit war auch sein morgiges Frühstück im Eimer.
    Der Fall hatte ihn mit Beschlag belegt, das Ganze war so irrational.Warum Gunn Brita Dahle? Und warum wurde sie gehäutet? Und das auch noch im Sicherheitstrakt der Bibliothek? Er versuchte, sich einzureden, dass ein Mord nur ein Mord war und dass sich alle Ermittlungen irgendwie glichen. Sie fanden Spuren, sie analysierten sie, sie verhörten Zeugen und mögliche Verdächtige, setzten alle Steinchen zu einem Puzzle zusammen und erhielten schließlich ein klares Bild. Die Sache war nur, dass die Steinchen in diesem Fall so weit verstreut lagen, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte. Sie hatten einen Mann im Visier, der

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