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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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früher schon einmal verdächtigt worden war, seine Frau und seinen Sohn ermordet zu haben, und der sich jetzt zum Zeitpunkt des Mordes am Tatort befunden hatte.Aber warum sollte jemand, der beim ersten Mal seine Spuren so meisterhaft verwischt hatte, dieses Mal einen so verschmutzten Tatort mit Fingerabdrücken und organischen Spuren hinterlassen? Außerdem hatte Vatten beim letzten Mal ein Alibi gehabt, das sie nicht entkräften konnten, während er sich nun nachweislich auch noch nach der Tat am Tatort aufgehalten hatte, ohne auch nur ansatzweise eine überzeugende Erklärung parat zu haben. Betrachtete man das Ganze objektiv, deutete nur wenig darauf hin, dass die beiden Verbrechen, bei denen Vatten eine Rolle spielte, von demselben Täter begangen worden waren. Die Vorgehensweise war einfach zu verschieden. Doch wie war Vattens Vorgehensweise?
    Dann war da noch Jens Dahle.Auch den Ehemann konnten sie nicht ausschließen, wenngleich sein Alibi recht solide wirkte. Dass ein Mann seine Frau tötete, kam häufiger vor, doch warum sollte er sie dann auch noch häuten? Nein, irgendwie schien ihm das verfluchte Buch fast noch der realste Ansatzpunkt für seine Ermittlungen zu sein. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der junge Kollege zurückrief und ihm berichtete, Siri Holm wohne in der Asbjørnsens gate. Das war nur fünf Minuten entfernt.
    Siri Holm öffnete die Tür, nur mit einem Badetuch bekleidet, das von ihren Brüsten bis zu den Oberschenkeln reichte. Ihre blonden Haare waren nass, und auf ihren Schultern und Beinen hingen noch Tropfen. Zwei scharfe Augen musterten ihn munter.
    »Oh, entschuldigen Sie, ich habe keinen Besuch von der Polizei erwartet«, sagte sie, als sie seinen überraschten Gesichtsausdruck bemerkte. »In dem Fall hätte ich mich natürlich erst angezogen. Ich habe gerade geduscht.«
    »Ja, ich bin von der Polizei. Ich nehme an, Sie haben mich heute Morgen in der Bibliothek gesehen. Mein Name ist Odd Singsaker. Haben Sie jemand anderen erwartet?«, sagte er etwas kurz angebunden.
    »Nicht wirklich. Ich muss gleich zum Training.«
    »Sie duschen, bevor Sie zum Sport gehen?«
    »Taekwondo. Enger Körperkontakt. Da ist es angemessen, wenn man gut riecht.Aber keine Sorge, ich dusche hinterher auch noch mal. Treten Sie doch ein. Ich nehme an, Ihr Besuch hat nichts mit meiner persönlichen Körperhygiene zu tun.«
    Er versuchte, nicht zu lachen. Sie führte ihn in die Wohnung, von der aus man einen fantastischen Blick über den Fjord hatte. Im Übrigen war die Wohnung vermutlich die unordentlichste, die er jemals betreten hatte. Er blieb fasziniert stehen und ließ seinen Blick über das Chaos schweifen.
    »Sie sammeln Antiquitäten, sehe ich«, sagte er schließlich und hob etwas vom Boden auf, das wie ein alter Kompass aussah.
    »Das meiste stammt noch von meiner Mutter. Sie ist vor einem Jahr gestorben. Ich habe eine Unmenge Zeugs geerbt, das Papa nicht haben wollte. Leider hat sie mir aber auch ihre Unfähigkeit vermacht, Sachen wegzuschmeißen.«
    Er bückte sich, legte den Kompass wieder weg und hob ein Messer auf. Es hatte einen breiten, schön geschnitzten Knochenschaft, der einen Mann in einem Umhang darstellte. Die Klinge war schmal, scharf und dünn, fast wie ein modernes Skalpell. Trotzdem schien das Messer alt zu sein. Das Eisen war dunkel, und an einigen Stellen war Rost weggeschliffen worden.
    »Sie haben einen guten Blick«, sagte Siri Holm. »Das ist das Juwel meiner Sammlung. Der einzige Gegenstand, den ich zu ein bisschen Geld machen könnte, sollte Papa mir mal nichts mehr schicken. Das Messer hat einem berühmten italienischen Arzt gehört, der um 1500 herum gelebt hat, Alessandro Benedetti.«
    »Von dem habe ich nie gehört«, sagte Singsaker.
    »Das sollten Sie aber«, antwortete sie streng. »Er war der erste plastische Chirurg der Geschichte. Benedetti hat den allerersten ›nose job‹ gemacht. Er hat Haut vom Arm entnommen und damit eine Nase rekonstruiert. In erster Linie war er aber Anatom und als solcher sehr am Aufbau des menschlichen Körpers interessiert.«
    »Interessieren Sie sich für den menschlichen Körper?«, fragte er, während er noch immer das Messer studierte.
    »Nur wenn er am Leben ist«, antwortete sie lachend.
    Sie lacht erstaunlich viel, dafür, dass sie am Morgen eine Leiche entdeckt hat, dachte Singsaker.
    »Um ehrlich zu sein, denke ich, dass man sich nicht für andere Menschen interessiert, wenn einem der Aufbau des Körpers vollkommen

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