Buchanan - 06 - Schattentanz
fertig.«
Jordan stand auf. »Meinst du, du findest den Schlüssel, um mich rauszulassen?«, fragte sie.
»Na klar«, erwiderte Noah. »Sobald du mir sagst, wessen Faust dein Gesicht gerammt hat.«
In diesem Moment stürmte Haden um die Ecke, mit saurer Miene, den Schlüssel in der Hand. Sie schloss die Zellentür auf, wobei sie leise vor sich hinmurmelte, und sagte: »Es wurde … vorgeschlagen, dass wir uns hinsetzen und diese Angelegenheit besprechen. Sie wissen schon – um das Geheimnis zu ergründen.«
Nick stand im Gang, und als Jordan ihre Haare aus dem Gesicht strich, sah er ihre Verletzung.
»Was ist mit dir passiert?«, fragte er. »Welcher Huren–«
»Es ist schon okay«, unterbrach sie ihn. »Es geht mir gut.«
Mit blitzenden Augen wandte er sich an die Polizeichefin. »Sind Sie dafür verantwortlich?«
»Natürlich nicht«, fuhr sie ihn an. »Ich war nicht einmal dabei, als der angebliche Vorfall stattfand.«
»Angeblich?« Noah warf Haden einen fragenden Blick zu.
»Jordan, wer hat dich geschlagen?«, fragte Nick.
Da die Polizeichefin Jordan den Weg versperrte, schob Noah sie zur Seite und zog Jordan an sich.
»Jordan, antworte mir«, verlangte Nick.
»Sein Name ist J. D. Dickey. Ich weiß nicht, wofür das J und das D stehen. Sein Bruder Randy ist Sheriff von Jessup County. Die beiden kamen in Sheriff Randys Auto angefahren. Wir sind hier in Grady County«, fügte Jordan hinzu.
»Warum wurde der Typ, der dich angegriffen hat, nicht festgenommen?«
»Ich habe versucht, Anzeige zu erstatten.«
»Was soll das heißen, versucht?«, fragte Noah.
»Wie ich es sage. Sie hat es nicht zugelassen.«
Ihr Bruder und Noah waren sprachlos. Solche Inkompetenz war ihnen noch nie untergekommen.
Sie gingen ins Büro. Da es nicht genügend Stühle gab, standen sie alle vor dem Schreibtisch der Assistentin. Jordan fiel auf, dass Carrie – ohne großen Erfolg – versuchte, Noah auf sich aufmerksam zu machen.
Maggie Haden ging an ihren Schreibtisch und lehnte sich an die Kante, wobei sie ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden tippte.
»Wir holen ihn her«, versprach Noah.
»Wo genau bist du eigentlich verhaftet worden?«, fragte Nick.
»Drei oder vier Blocks von hier entfernt.«
»Sie ist nicht verhaftet worden«, warf Haden ein.
»Warum bin ich denn dann in eine Zelle eingesperrt worden? Wissen Sie noch, was Sie zu mir gesagt haben? Sie wollten mir nichts zu essen oder zu trinken geben, bis ich Ihre Fragen beantworte. Sie haben auch gesagt, es sei Ihnen egal, wenn ich verhungere.«
»So etwas habe ich nie gesagt.«
Carrie hatte die ganze Zeit über geschwiegen und Noah angestarrt. Aber jetzt blickte sie auf.
»Doch, das haben Sie, das habe ich gehört«, sagte sie.
»Ich habe nur geblufft«, erklärte die Polizeichefin.
»Geblufft?«, wiederholte Noah. »Nennen wir das nicht Lügen und Widerstand gegen einen Bundespolizisten, Nick?«
»Ja, so nennen wir das«, bestätigte Nick. »Willst du sie festnehmen oder soll ich?«
»Jetzt halten Sie aber mal die Luft an.« Hadens Tonlage war eine Oktave höher geworden. »Ihre Schwester wollte nicht kooperieren. Ich musste sie einsperren.«
»Jordan, stimmt das?«, fragte Nick.
»Was glaubst du?«
»Beantworte mir einfach die Frage«, sagte er.
»Ich habe einen Anwalt verlangt«, begann Jordan, »und ich habe Chief Haden darüber informiert, dass ich dich angerufen habe. Sie teilte mir daraufhin mit, ich sei zwar keine Verdächtige, aber sie müsse mich bei laufendem Aufnahmegerät verhören. Als ich ihre Fragen ohne Anwalt nicht beantworten wollte, änderte sie ihre Meinung und beschloss, ich sei doch verdächtig.«
Sie wandte sich zu der Polizeichefin und sagte: »Ich kann mich nicht mehr erinnern: War das bevor oder nachdem Sie mir gedroht haben, mich den Dickey-Brüdern auszuliefern?«
Haden holte tief Luft. »Damit habe ich nie gedroht.«
»Doch, das haben Sie«, warf Carrie ein. »Sie sagten …«
Die Polizeichefin warf ihr einen bösen Blick zu. »Halt den Mund, Carrie, und setz dich wieder an deinen Computer. Du bist nur zum Arbeiten raus aus dem Knast. Du machst hier keinen Urlaub.«
Carrie wurde rot. Sie senkte den Kopf und starrte auf die Tastatur. Jordan sah ihr an, dass ihr die Worte ihrer Chefin vor Nick und Noah peinlich waren.
»Ich kann nicht am Computer arbeiten. Das blöde Ding ist kaputt.«
Sie tat Jordan leid, weil sie so jämmerlich klang. Was mochte wohl schlimmer sein? Für diese schreckliche Chefin zu arbeiten
Weitere Kostenlose Bücher