Buchanan - 06 - Schattentanz
– ich meine, Chief Haden – früher mit Sheriff Randy Dickey zusammengelebt hat? Alle in der Stadt haben geglaubt, sie würden heiraten. Sie auch. Aber dann hat er eine andere geheiratet. Und wissen Sie, was ich noch gehört habe? Durch seine neue Frau hatte Sheriff Randy Verbindungen zum Stadtrat, und er hat sie dazu gebracht, Maggie den Job als Polizeichefin zu geben, damit sie nach Serenity ziehen musste. Aus ihrem alten Job haben sie sie gefeuert.«
Sie legte sich die Hand an den Mund, und ihre Stimme wurde noch leiser.
»Sie hat den Dickey-Brüdern schon eine Menge Gefallen getan.« Zwinkernd fuhr sie fort. »Sie dürfen sich alles erlauben. Das habe ich zumindest gehört.«
»Was ist denn mit ihrem Stellvertreter? Wie ist er denn so?«
»Oh, er ist ganz anders als sie. Eigentlich hätte er Polizeichef werden sollen. Er hat viel mehr Erfahrung und arbeitet schon viel länger hier. Ich habe gehört, er sucht einen Job in einer anderen Stadt.«
»Das kann ich mir gut vorstellen. Es muss furchtbar für ihn sein, so zu arbeiten.«
»Ich könnte ihn für Sie herholen.«
»Tatsächlich?«
»Ja, bestimmt. Davis ist zwar sehr streng, aber er ist ehrlich. Er behandelt mich wie einen Menschen.«
»Hilfst du Carrie bitte dabei; den Mann zu finden?«, bat Jordan Noah.
»Ja, aber gerne«, erwiderte Noah und lächelte die junge Frau an.
Carrie rührte sich nicht. Sie saß da wie erstarrt und blickte Noah an. Jordan tippte ihr auf die Schulter.
»Es wäre nett, wenn Sie Deputy Davis für uns finden könnten.«
»Oh, okay.« Carrie starrte Noah unverwandt an und griff zum Hörer. Allerdings war die Schnur zu kurz, und das Telefon kam hinterhergeflogen. Dabei fielen eine Getränkedose und ein Stapel Papier zu Boden.
»Mist!«, schrie Carrie. Sie sprang auf und lief um den Schreibtisch herum, um die Sachen aufzuheben. »Ich bin so dumm.«
Noah bückte sich, um ihr zu helfen. »Nein. Missgeschicke passieren jedem einmal.«
»Aber vor allem mir«, erwiderte sie. Sie griff nach der Schachtel mit den Papiertüchern und begann, das verschüttete Getränk aufzuwischen. »Es ist mir so peinlich. Bestimmt ist mein Gesicht rot wie ein Hummer.«
Noah richtete sich auf und legte die Papiere wieder auf den Schreibtisch. »Ich finde Ihr Gesicht sehr hübsch.«
Als er ihr die Hand reichte, um ihr aufzuhelfen, wurden Carries rosige Wangen tiefrot. »Danke«, sagte sie.
»Können Sie mir eine Liste der Mitglieder des Stadtrats besorgen?«, fragte Nick.
Carrie wandte sich zu ihm. »Ja. Ich habe sie in meiner Adresskartei. Es sind nur drei.«
»Wir lassen sie herkommen«, sagte Nick zu Noah. »Sie müssen sie offiziell absetzen.«
»Sie wollen Chief Haden absetzen?«, fragte Carrie.
Die Polizeichefin hatte gerade ihren Anruf beendet und hörte den letzten Satz.
»Mich setzt niemand ab«, sagte sie. Stirnrunzelnd trat sie auf Jordan zu.
»Ich wusste doch, dass ich mit meiner Meinung über Sie recht hatte«, sagte sie. »Ich hatte gerade ein interessantes Gespräch mit Lloyd. Erinnern Sie sich an ihn?«
Wie hätte sie ihn vergessen können?
»Natürlich. Er hat mein Auto repariert.«
»Er hat gesagt, Sie hätten ihn bedroht.«
»Was?«, fragte Jordan erschreckt.
»Sie haben mich verstanden. Er sagt, Sie hätten ihn bedroht.«
»Das habe ich nicht.«
»Doch. Sie haben zu ihm gesagt, Sie würden ihn umbringen.«
Oh, oh, jetzt erinnerte Jordan sich an das Gespräch. »Es könnte sein, dass …«
»Kein Wort mehr«, sagte Noah. »Jordan, du hältst den Mund.« Dann wandte er sich an Haden und forderte sie auf: »Holen Sie Lloyd her. Sofort.«
»Sie haben mir gar nichts zu sagen.« Chief Haden machte einen Schritt auf Jordan zu, die Hand an der Pistole an ihrer Hüfte.
Als Noah sich ihr in den Weg stellte, rammte sie ihm den Ellbogen in die Brust.
»Das reicht«, sagte Noah. Er packte sie am Arm und wandte sich mit ihr zum Gang, der zur Zelle führte. »Chief Haden, Sie haben das Recht zu schweigen …«
Haden kniff die Augen zusammen. »Sie brauchen mich nicht über meine Rechte zu belehren.«
»Doch, das muss ich«, erwiderte er. »Das ist eine Festnahme.«
Haden versuchte sich loszureißen und ergriff die Handschellen, die auf ihrem Schreibtisch lagen.
»Das ist ungeheuerlich«, zischte sie. »Sie haben keinen Grund.« Sie holte aus und schlug Noah mit den Handschellen an die Schulter.
Er nahm ihr die Handschellen aus der Hand, zog die Pistole aus dem Halfter und schob die tobende Frau vor sich her.
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