Buchanan - 06 - Schattentanz
J. D.s Haus haben. Er redet gerade mit einem Richter in Bourbon.«
»Da will ich auch rein«, sagte Jordan. »Ich könnte wetten, dass er mein Notebook hat. Und wenn ich ihn finde …«
»Was dann?«
»Ich weiß noch nicht, was ich dann mache«, sagte sie. »Aber alle meine Daten sind darauf, alle Bankverbindungen …«
»Hast du Angst, dass jemand an private Informationen herankommt?«
»Nein«, erwiderte sie. »Meine Dateien sind verschlüsselt, da kann keiner ran.«
»Was beunruhigt dich dann so?«
»Ich brauche meine Informationen und Daten einfach.«
Joe kam auf den Wagen zugelaufen.
»Ich habe den Durchsuchungsbefehl«, rief er Noah zu. »Aber wir können so oder so ins Haus hinein. Ein Nachbar hat gerade angerufen. J.D.s Haustür steht weit offen.«
Kurz darauf waren sie auf dem Weg dorthin.
»Sollte nicht jemand Sheriff Randy Bescheid sagen?«
Noah zuckte mit den Schultern. »Das überlasse ich Joe.«
»Der Sheriff war völlig verwandelt«, sagte Jordan nachdenklich. »Auf der Polizeiwache war er fast unterwürfig, aber zusammen mit seinem Bruder auf dem Parkplatz verhielt er sich ziemlich widerlich.«
»Er will seinen Bruder aus einer misslichen Lage befreien. Er weiß ja, dass J.D. im Unrecht ist. Aber ich kann seine Einstellung verstehen. Schließlich ist es sein Bruder.«
»Ob J.D. ihm gegenüber auch so loyal ist? Ich wette, das ist er nicht. Sheriff Randy wäre bestimmt besser dran, wenn J. D. wieder im Gefängnis säße.« Jordan rieb sich über die Arme, als ob ihr plötzlich kalt wäre. »Falls J. D. im Haus ist, solltest du besser vorsichtig sein. Er hatte so etwas Irres im Blick. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. So hasserfüllt und … unheimlich.«
»Ich kann es kaum erwarten, ihm zu begegnen. Ich kann auch ziemlich hasserfüllt gucken.«
»Denk daran, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, ist er unschuldig.«
»Er hat dich geschlagen. Das ist das Einzige, woran ich mich erinnere.«
Joe bog in die Einfahrt von J. D.s Haus. Noah parkte hinter ihm.
»Du wartest. Und halt die Türen verschlossen«, sagte er zu Jordan.
Er bewegte sich schnell. Er zog die Pistole aus dem Halfter und trat neben Joe an die Haustür.
»Wir gehen jetzt hinein, du links, ich rechts.«
Jordan blieb fast das Herz stehen, als Noah mit der Pistole in der Hand ins Haus eilte. Aber es würde schon alles gut gehen, immerhin war er FBI-Beamter und hatte gelernt, auf sich aufzupassen. Sie nickte, um diesen Gedanken zu bekräftigen. Er wusste, was er tat. Aber es gab ja immer wieder Unfälle und Überraschungen …
Aber gerade, als sie sich aufregen wollte, kam Noah schon wieder aus dem Haus heraus. Es war so klein, dass es nur wenige Minuten gedauert hatte, um festzustellen, dass sich drinnen niemand befand.
Jordan entriegelte die Tür.
Er öffnete sie und sagte: »Es sieht so aus, als habe J.D. das Haus so eilig verlassen, dass die Tür nicht ins Schloss gefallen ist. Warte nur, bis du …«
Joe unterbrach ihn. Er kam über den Rasen aufs Auto zugerannt und schrie: »Sie haben J. D. gefunden!«
28
Nun gab es drei Leichen.
Man hatte J. D. Dickey im ausgebrannten Haus gefunden. Die Feuerwehrleute entdeckten seine verkohlte Leiche unter einem Haufen glimmender Asche in der Nähe der Hintertür. Man konnte ihn nur noch an seiner großen Gürtelschnalle erkennen. Sie war an den Kanten geschmolzen und schwarz, aber die Initialen aus Halbedelsteinen waren noch lesbar.
Jordan saß im Auto und beobachtete Noah, der vor den rauchenden Ruinen des Hauses mit Agent Chaddick und Joe redete, während sie auf die Spurensicherung des FBI warteten. Ab und zu blickte er zu Jordan herüber, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging.
Drei Leichen in einer Woche. Professor MacKenna. Lloyd. Und jetzt J. D. Dickey. Als sicheren und friedlichen Ort konnte man Serenity weiß Gott nicht mehr bezeichnen. Und die ganze Stadt gab Jordan die Schuld. Schließlich war sie das einzige Bindeglied zwischen den Morden und dem Brand. Sie wäre nicht überrascht gewesen, wenn die Einwohner mit Forken und Fackeln bewaffnet vor ihrem Motelzimmer aufgetaucht wären, um sie zu verjagen.
Sie hatte die Anschuldigungen der alten Scott im Ohr. Bevor sie in die Stadt gekommen war, hatte es noch nie einen Mord gegeben, nie zuvor eine Brandstiftung. Oh, und nie zuvor waren ständig Leichen in Kofferräumen gefunden worden.
Statistiken logen nicht. Das hier war mehr als eine Pechsträhne. Es handelte sich um einen Fluch
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