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Buddha-Boy

Buddha-Boy

Titel: Buddha-Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Sonnenblick
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Rucksacks zu verstecken, damit meine Mutter sie nicht sah. Also probierte ich das aus und es funktionierte bestens – bis mir klar wurde, dass die gigantischen neuen Sneakers da ja auch reinpassen müssten, nachdem ich die Sandalen angezogen hatte. Und der Parka? Er war riesig, wattiert und die Farbe war grell genug, um vom Weltall aus entdeckt zu werden.
    Nie ist was mal leicht.
    Aber nach ungefähr zwanzigminütigem Abschreiten der verfügbaren Raumfläche von zwei Quadratmetern in meinem Zimmer fiel mir eine Lösung ein, die klappen könnte. Ich müsste aus dem Haus gehen, um die Sache auszuprobieren. Ich zog den mollig warmen neuen Parka über und steuerte der Haustür entgegen, die Sandalen in den Achselhöhlen verborgen.
    Natürlich hielt meine Mutter mich auf. »Wo gehst du hin, San? Ich dachte, dir geht’s nicht gut. Ich mach dir gerade Brühe mit Reis.«
    Â»Schön, Mom, ich esse sie, wenn ich zurück bin. Ich geh nur kurz spazieren. Ich dachte, die Bewegung tut mir vielleicht gut. Muss das Gift rausarbeiten. Und – ähm – meine neuen Klamotten ausführen.«
    Ich glaube, sie wusste, dass irgendetwas faul an der Sache war, weil sie die Stirn runzelte. Aber was würde sie tun? Mich zurückhalten, um mich zu bestrafen, weil ich behauptet hatte, mir ginge es nicht gut?
    Genau das. »Sanny, triffst du dich mit deiner kleinen Freundin? Du hast Hausarrest, hast du das vergessen?«
    Â»Meine Güte, Mom, ich geh spazieren! Einfach ganz normal spazieren, und zwar allein. Selbst Leute mit Hausarrest dürfen spazieren gehen. Selbst Häftlinge dürfen im Hof rumlaufen.«
    Oh, Mist, musste ich unbedingt Häftlinge erwähnen?
    Sie seufzte. »Das stimmt. Aber wenn du in zehn Minuten nicht zurück bist, kommt Aufseherin Mom und sucht dich.«
    Wow, sie hatte eben einen Gefängniswitz gemacht! Wir schienen uns an unsere Situation zu gewöhnen. »Danke, Mom. Ich verspreche dir, ich bin in zwanzig Minuten zurück.«
    Â»Fünfzehn«, sagte sie streng.
    Â»Abgemacht«, sagte ich und verschwand.
    Sobald ich im Treppenhaus war, fing ich an, die Umgebung zu erkunden. Was ich brauchte, war ein Ort, an dem ich jeden Morgen meine Winterklamotten verstauen und am Nachmittag wieder abholen konnte. Es war albern: Ich tastete mich an der Holztäfelung der Wand entlang, als ob es irgendwo ein Parkaversteck gäbe. Ich fand aber nur einen Holzsplitter.
    Dann hatte ich die glänzende Idee, dass es im Freien eine sichere kleine Nische oder irgendwas in der Art geben müsste. Ich umkreiste das ganze Wohnhaus, aber im frühen Dunkel des Winters fiel mir nichts auf. Nicht, dass ich einen stahlverstärkten Schuppen in Tarnfarbe mit der Aufschrift NOTUNTERKUNFT FÜR SCHUHWERK erwartet hätte, aber ein kleiner Hohlraum in der Mauer wäre nicht schlecht gewesen. Na gut. Ich ging über die Straße, um auf dem Spielplatz nach einem Versteck zu suchen. Vielleicht könnte ich die Sachen jeden Morgen im Sandkasten verbuddeln? Doch als ich mich niederkniete und mit einem Stock im Sand herumstocherte, um auszuloten, wie viel es davon gab, kam die alte Frau um die Hecke, die mich schon mal wegen des Sandes angeschnauzt hatte. »Du schon wieder? Was machst du denn dieses Mal?«
    Â»Ich prüfe die Tiefe des Sandkastens mit dem Stock, den ich gefunden habe.«
    Â»Und warum tust du das, junger Mann?«
    Ich suche einen Platz, um meinen geheimen Vorrat an hochwertigem Kokain zu verstecken , dachte ich, weil meine Mutter nur Bomben, Waffen und Heroin in meinem Zimmer duldet. »Ich suche einen Platz«, sagte ich, »um meine Jacke, meine Handschuhe und meine Sneakers zu vergraben, weil mich jeder in der Schule für einen Zen-Meister hält. Ist das okay?«
    Â»Sicher«, sagte sie. »Versuch nur nicht, sie hinter meiner unsichtbaren fliegenden Untertasse zu verstecken, in Ordnung? Man weiß ja nie, wann das Mutterschiff mich zurückruft.« Sehr witzig. Während sie gut gelaunt vor sich hin summend davonschlurfte, setzte ich die Inspektion des Sandkastens kopfschüttelnd fort. Es wäre einfach unmöglich, das ganze Zeug da unterzubringen – irgendjemand würde es finden. Außerdem roch der Sand an diesem Abend eindeutig nach Katzenpisse, was auch nicht gerade zuträglich wäre. Ich gab mich geschlagen und wollte schon nach Hause gehen, als ich ein halb verborgenes Abflussrohr

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