Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Buddha-Boy

Buddha-Boy

Titel: Buddha-Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Sonnenblick
Vom Netzwerk:
schafften, fünf Helfer für die Suppenküche zu gewinnen, obwohl alle im normalen Leben ziemlich beschäftigt waren. Einmal fragte ich Mildred, warum die Basketballer immer vorn arbeiten durften, während Woody und ich ständig im Hinterzimmer waren. Sie zwinkerte mir zu. »Aber, San Lee. Ich hätte wirklich gedacht, dass ein kluger Junge wie du es als Belohnung anerkennen würde, Woche für Woche mit einem hübschen Mädchen allein gelassen zu werden. Und jetzt stell nicht so viele Fragen, sonst schick ich ein paar verschwitzte Athleten zu euch rein!«
    Da jetzt so viele andere Schüler mit aushalfen, erlaubte Woodys Stiefmutter, dass sie weiter zur Suppenküche ging. Sie fuhr mich sogar jede Woche nach Hause.
    Eines Tages fragte mich Mrs Long im Auto, ob meine Mutter nicht Lust hätte, zu einem monatlichen Treffen der Elternvertreter zu ihr nach Hause zu kommen. »Falls sie gut genug Englisch spricht, um sich dabei wohlzufühlen.«
    Ich sagte, ja, die Sprachkenntnisse meiner Mutter würden für einen Tee mit Elternvertretern ausreichen, dass sie aber leider ganztags arbeiten müsse.
    Als Mrs Long erwiderte: »Für Immigranten muss es heutzutage furchtbar schwer sein, in unserem Land weiterzukommen«, musste ich mir in die Backen beißen, um nicht zu lachen. Aber ich blieb ruhig und wurde weiter nach Hause gefahren.
    In der Schule lief alles super, meine Mutter ließ mich in Frieden, ich war als Zen-Typ halbwegs berühmt und ich konnte eine Menge Zeit mit Woody verbringen. Für eine Weile war alles fast zu einfach. Ja, klar, natürlich war es zu einfach. Das Leben ist Leiden, schon vergessen?
    Am Tag, an dem ich endlich allen Mut zusammennahm, um Woody zu fragen, wie sie zu ihrem Namen gekommen war, begann sich alles aufzulösen.
    Wir sollten unserem Projekt für Sozialkunde den letzten Schliff geben, aber unseres war schon seit Tagen fertig. Also taten wir so, als würden wir das Poster, unser Meisterstück mit dem Titel Zen und die Kunst der Freiwürfe , bemalen, redeten aber über persönliche Dinge.
    Â»San«, sagte Woody, »ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass du mir nie etwas aus deinem Leben erzählst?«
    Â»Nein, äh, ist mir noch nicht aufgefallen. Was willst du denn wissen?«
    Â»Zum Beispiel, was San bedeutet. Ist das was Mystisches?«
    Â»Nein, es bedeutet drei.«
    Sie sah mich an und wartete auf mehr. Als ich nicht weiterredete, fragte sie: »Sonst nichts? Nur drei? Nicht drei laufende Pandas? Nicht drei blinde Mäuse? Nicht einen Dreier werfen und punkten? Die Menge flippt aus! Der Summer ertönt und wir sind in der Verlängerung?!«
    Â»Nein, nur drei.« Ich konnte ihr nicht verraten, was meine Mutter mir einmal gesagt hatte, nämlich dass San in China ein typischer Name für das dritte Kind war. Und dass ich wahrscheinlich zur Adoption freigegeben wurde, weil meine richtige Familie ein drittes Kind nicht behalten durfte. Das wäre gar kein gutes Gesprächsthema gewesen. »Und dein Name? Wieso Woody? Du hast mir zwar erzählt, warum du nicht Emily heißen willst, aber nicht, warum du dir ausgerechnet Woody ausgesucht hast.«
    Sie musste gespürt haben, dass ich von mir ablenken wollte, aber sie ließ mich vorläufig in Ruhe. »Also, die Familie meiner Mutter hat uns komplett fallengelassen, als Mom verschwand. Deshalb wollte ich mit meiner Großmutter nichts mehr zu tun haben, okay? Ich wollte aber trotzdem noch eine Verbindung zu meiner Mutter. Und kurz bevor sie ging – als wir noch gar nicht wussten, dass sie uns verlassen würde –, kaufte sie mir ein Geschenk. Einmal ging ich von der Haltestelle des Schulbusses nach Hause und fand Mom am Küchentisch vor, wo sie etwas einwickelte. Mein Snack stand da und wartete auf mich. Ich weiß noch, es war Vanillepudding mit Kekskrümeln obendrauf und ein halbes Glas Milch. Jedenfalls saß meine Mutter da und schnitt ein Stück Band für das Geschenk ab. Als sie mich anschaute, sah es aus, als hätte sie geweint. Ich fragte sie, was los sei, und sie sagte, ich würde das Geschenk ein paar Tage später bekommen. Nicht, dass sie es mir in ein paar Tagen geben würde, sondern dass ich es bekommen würde. Das war an einem Montag. Als ich am Donnerstag nach Hause kam, stand der Karton auf dem Tisch. Ein Zettel lag dabei, auf dem stand, dass sie das alles nicht mehr machen

Weitere Kostenlose Bücher