Buddha-Boy
sollte ich meine Schwester hassen? Mann!«
»Warum läufst du dann durch die Gegend und machst ihr absichtlich Ãrger?«
»Ich mache ihr keinen Ãrger. Ich bewahre sie vor Ãrger.«
»Und was meinst du damit?«
» Du bedeutest Ãrger, San! Halt dich von meiner Schwester fern! Du hast keine Ahnung, was sie alles durchgemacht hat! Sie braucht keinen Zen-Spinner, der einfach so hereinschneit und sie wieder durcheinanderbringt. Und man braucht keine groÃartigen mystischen Erkenntnisse, um zu wissen, dass genau das wieder passieren wird.«
»Peter, das stimmt nicht. Ich â«
»Das stimmt nicht? Wieso könnt ihr dann nicht einfach zugeben, dass ihr euch mögt? Und was soll das mit deinem SchlieÃfach für ein Geheimnis sein?«
Oje, das wird mich jetzt wohl weiterverfolgen.
»Alter, ich will nur sagen: Ich weiÃ, dass du Emily wehtun wirst. Und dann werde ich dir wehtun.«
»Da täuschst du dich, Peter!«
»Nein, ich werde dir echt wehtun.«
»Das meine ich nicht. Ich bin mir sicher, dass du mich zu Brei schlagen könntest. Aber ich werde deiner Stiefschwester nicht wehtun. Ich mag sie.«
»Ah, ja? Dann frag sie doch mal, warum sie sich Woody nennt.«
»Ich weiÃ, warum. Sie wollte nicht wie jemand aus der Familie ihrer Mutter heiÃen, also hat sie sich umbenannt.«
»Und warum ausgerechnet Woody? Warum nicht Jane? Warum nicht Jennifer? Warum nicht meinetwegen E-Lo? Du weiÃt nicht so viel, wie du denkst, Buddha. Echt nicht.«
Und das warâs. Er ging weg und lieà mich mit einer Drohung und einem Rätsel zurück. Mein Herz klopfte wie wild und meine Hände waren klatschnass. Aber ich konnte keine Zeit darauf verschwenden, nur herumzusitzen und mir Sorgen zu machen. Ich musste meinen âºRettet-den-Mittwochâ¹-Plan realisieren. Also setzte ich eine mutige Miene auf und steuerte auf die Tische der Sportskanonen zu.
Zweige
Nach der Schule musste ich mir viel zu viel durch den Kopf gehen lassen. Ich war total aufgedreht. Deshalb lief ich auf einem langen, gemütlichen Weg um die Bibliothek herum und durch das, was in Harrisonville als Innenstadt gilt, nach Hause. Ich fand mich auf einer StraÃe wieder, die ich noch nie gesehen hatte und die mit ein paar Reihenhäusern eine Sackgasse bildete. Kurz vor dem Ende der StraÃe gab es einen kleinen, versteckten Park, durch den ein Bach floss. Ich wollte den Park durchqueren und einen Weg nach Hause finden, beschloss dann aber, mich für eine Weile auf einen groÃen Stein am Bach zu setzen. Es würde noch lange dauern, bis meine Mutter von der Arbeit käme. Und ich hatte keine Lust, allein in der Wohnung herumzuhocken.
Nein, es wäre bedeutend angenehmer, allein in einem Park zu sitzen.
Der Felsbrocken war nicht ganz so bequem wie meiner, aber die Lage zugegebenermaÃen schöner. Ich beobachtete mindestens zwanzig Minuten lang zwei Zweige, die der Wind zwischen einem Stein und einer kleinen schlammigen Halbinsel herumwirbelte, und verlor mich in meinen Sorgen. Erstens war da die Sache mit ELL. Woodys erste und letzte Initiale waren E und L, also kam mir kurz der Gedanke, sie selbst könnte ELL sein. Aber sie hatte gesagt, ihr Mittelname sei Jane. Hatte ich die Buchstaben, die ich von ihrem Arbeitsbogen abgelesen hatte, vielleicht verdreht? Hatte ich aus Versehen ein J mit einem L verwechselt? Das war Quatsch, denn der nächste Buchstabe war auch ein L, und sie hatte das Ganze ja mehrmals geschrieben.
Ich seufzte. Vielleicht war sie, als ich das Papier in die Hände bekam, noch nicht fertig gewesen? Vielleicht schrieb sie in jedes Herz nacheinander immer nur einen Buchstaben, wie Kinder, die als Hausaufgabe oft jedes Wort fünfmal schreiben müssen. Dann fing ich an, mir Namen auszudenken, die mit ELL anfingen: Ellington. Ellery. Ellbert.
Ellvis?
Nee. Woody kannte sich aus. AuÃerdem wusste ich von meiner Mutter, dass keiner die Beatles UND Elvis mochte. Es waren immer entweder sie oder er.
Okay, vielleicht war ELL das Ende irgendeines Namens und sie schrieb erst den hinteren und dann den vorderen Teil: Tyrell. Martell. Shell. Fell. Gell.
Roswell.
Es war einfach zu blöd. Ich hatte keine Ahnung. Dann dachte ich an die anderen Probleme meines ausgefüllten Tages â worauf ich mich am Tisch der Sportskanonen eingelassen hatte, was Peter mir über Woodys Namen gesagt hatte und wie es sich wohl anfühlen
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