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Buddha-Boy

Buddha-Boy

Titel: Buddha-Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Sonnenblick
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entdeckte, das vom Rand einer gemulchten Fläche zu einem Wassergraben oder so was Ähnlichem führte. Ich konnte nicht allzu viel darin erkennen, aber es ging ziemlich tief hinein. Ein zusätzliches Plus war, dass die Öffnung des Rohrs in den Graben schaute, weshalb niemand auf dem Spielplatz meine Sachen sähe.
    Es war kein tolles Versteck, aber das Skiclown-Outfit in der Schule zu tragen, hätte es auch nicht gebracht.
    Nach erfüllter Mission lief ich schnell die Treppe hoch, bevor meine Mutter die Nationalgarde rief. Sie sah erleichtert aus, keine Lippenstift- oder Knutschflecken an mir zu entdecken, und gab mir einen schönen Teller Reissuppe, um mich aufzuwärmen. Natürlich wusste sie nicht, dass der Lachende Bogenschütze weder Wärme noch Kälte spürte, aber es war eine nette Geste.
    Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich von meiner Mutter, während sie sich die Zähne putzte, und steckte meine Sandalen in einen schwarzen Müllsack, bevor ich aus dem Haus ging. Ich rannte über die Straße, holte meine Sandalen aus dem Sack, tauschte sie gegen die Sneakers aus, indem ich wie ein Flamingo auf einem Bein stand, und stopfte dann Parka und Handschuhe in den Beutel. Das Ganze passte perfekt in die Öffnung des Rohrs und ich schob die Sachen so weit hinein, wie mein Arm reichte.
    Als ich zur Schule ging, war ich sehr erleichtert. Was konnte schon schiefgehen?
    Ein paar Tage lang ging absolut nichts schief. Das Versteck funktionierte bestens und ich verbrachte jede Mittagspause mit Woody. Unser Projekt lief richtig gut. In jeder Sozialkundestunde setzten wir uns ungefähr zehn Minuten lang in einer Ecke zusammen und notierten unsere Basketballergebnisse und Erfahrungen aus der Suppenküche. Ich hätte schwören können, dass Woody sich näher an mich ransetzte als nötig. Ich dachte andauernd an den Rat, den ich Justin gegeben hatte, erinnerte mich aber auch, dass es da draußen einen ELL gab, und versuchte, mich zu konzentrieren. Mein Plan für den folgenden Mittwoch war fast ausgereift. Ich lernte jeden Abend Zitate aus meinen Zen-Büchern auswendig und war ziemlich sicher, dass meine Helfer antreten würden. Woody und ich hätten also immer noch unsere Geschirrspülzeit zusammen.
    Die Dinge waren natürlich nicht perfekt. Peter stieß immer mal wieder mit mir zusammen und sagte: »Hast du sie schon gefragt?« Ich konnte dann nur zu Boden oder in die Ferne schauen. Außerdem erinnerte mich meine Mutter hin und wieder daran, dass ich früher oder später mit meinem Vater reden müsste. Oder dass sie nicht mehr länger warten könnte, meine ›besondere Freundin‹ kennenzulernen. Ich selbst wartete immer noch darauf, dass meine Vergangenheit ans Licht kam und mein ganzes vorgetäuschtes neues Leben ruinierte.
    Aber – hey – man kann nicht alles haben, oder?
    Am Dienstag am Felsen begrüßte mich Woody mit einem: »Hi, San, was ist dein Plan für morgen? Ich bearbeite meine Stiefmutter seit Tagen, aber sie lässt sich nicht weichkochen. Ich bin sogar zu meinem Vater gegangen, doch der meinte nur: ›Ach, du kannst die Parasiten nicht mehr füttern gehen? Gut! Eines Tages wirst du einsehen, dass Almosen noch keinen gerettet haben.‹ Was wohl bedeutet, dass er die Hexe nicht so schnell überstimmen wird.«
    Â»Weißt du, Woody, es gibt so einen coolen neuen Trend, erst mal Guten Morgen zu sagen, bevor man loslegt. Tun jetzt alle. Hättest du nicht Lust, da mitzumachen?«
    Â»San Lee, keiner von uns beiden ist ein großer Mitmacher, falls dir das noch nicht aufgefallen ist. Also wiederhole ich: Was ist dein Plan? Ich möchte Schwester Mary Clare wirklich nicht im Stich lassen. Und … es macht mir dort Spaß mit dir.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    Â»Macht es dir keinen Spaß mit mir?«
    Â»Doch, natürlich. Ich hab nur eben nachgedacht, weißt du?«
    Â»Nein, weiß ich nicht. Warum lässt du die Klasse nicht an deinen Gedanken teilhaben?«
    Sie ist so süß, wenn sie sarkastisch ist. Seltsam, oder? Egal. Jedenfalls weihte ich sie in meinen Plan ein. Und als die Sportstunde heranrollte, war es Zeit, ihn zu verwirklichen.
    Ich zog mich blitzschnell um und wartete unter meinem netzlosen Korb in der dunklen Ecke. Woody war zuerst bei mir, dann standen vier Typen vom B-Team herum und sahen nervös aus.

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