Buerokrankheiten
ist.
Realisiert der Erkrankte wenige Minuten später, dass er gerade zum wiederholten Male zugesagt hat, bis Mitternacht zu arbeiten, bezeichnet er seinen Vorgesetzten gegenüber Kollegen als »Ausbeuter und Halsabschneider« und kündigt an, seine eigenen Interessen künftig vehementer durchzusetzen.
Meist wird dieses Vorhaben jedoch aufgegeben, sobald er dem Chef das nächste Mal unter die Augen tritt und erneut zum peinlichen Wackeldackel mutiert.
Warnung:
Vereinzelt nutzen Vorgesetzte diese Bürokrankheit schamlos aus, indem sie die Erkrankten mit Fragen wie »Könnten Sie sich vorstellen, ab sofort unentgeltlich für uns zu arbeiten?« oder »Dürfte ich heute Abend mit Ihrer Frau (bzw. Ihrem Mann) schlafen?« konfrontieren.
Verwandte Krankheiten:
Duckmäusertum, Rektale Adulation, Überstundung
Behandlungsmöglichkeit:
NEIN !
[Krankheitsverzeichnis]
Networking
(lat. morbus xing)
Beschreibung:
Pathologische Kontaktsucht
Verbreitung:
Tritt häufig in Kombination mit Opportunismus auf.
Symptome:
Die Betroffenen verbringen ihre Arbeitstage hauptsächlich damit, neue Kontakte zu knüpfen, die ihnen im Idealfall irgendwann bei irgendetwas behilflich sein könnten – zum Beispiel dabei, weitere Kontakte zu knüpfen. Ziel dieses Unterfangens ist es, eines Tages damit angeben zu können, dass man jemanden kennt, der jemanden kennt, der tatsächlich einmal die Cousine der Putzfrau des Bundespräsidenten beim Einkaufen gesehen haben will. In Einzelfällen sollen es Networking-Patienten sogar selbst schon ins Schloss Bellevue geschafft haben.
Diagnose:
Grundsätzlich gilt es zwischen zwei Ausprägungen der Krankheit zu unterscheiden: dem analogen Networking sowie der digitalen Form. Analoge Networker sind häufig und mit stets unterschiedlichen Personen (bevorzugt Doktoren und Professoren) in der Cafeteria oder der Kantine anzutreffen. Dabei geht es ihnen in erster Linie darum, ihre Visitenkarte an den Mann oder die Frau zu bringen bzw. im Gegenzug diejenige des jeweiligen Gegenübers abzugreifen. Anschließend wird diese je nach Wichtigkeit in einen der drei prominent auf ihrem Schreibtisch platzierten Visitenkartenordner (» VVIP s«, » VIP s«, »Mob«) einsortiert oder – bei » VVVIP s« – eingerahmt und aufgehängt.
Digitale Networker verlassen ihren Arbeitsplatz hingegen selten. Sie verbringen den Großteil ihrer Arbeitszeit auf Internetseiten wie Xing, Facebook, LinkedIn oder Google+ und sammeln statt Visitenkarten virtuelle Kontakte. Die aktuelle Anzahl ihrer »Freunde« lassen sie mit stolz geschwellter Brust und bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit in Unterhaltungen einfließen.
Mediziner sprechen von einem »bedenklichen Ausmaß der Krankheit«, wenn sich die Anzahl gesammelter Visitenkarten bzw. Facebook- oder Xingkontakte im vierstelligen Bereich bewegt.
Verwandte Krankheiten:
Kantinitis
Behandlungsmöglichkeit:
Isolationshaft
[Krankheitsverzeichnis]
Netzhaut
(lat. nerdiose)
Beschreibung:
Durch Tageslicht- und Frischluftphobie herbeigeführte Gesichtsblässe
Ursachen:
Forscher haben herausgefunden, dass es sich bei Netzhaut, auch Nerdiose genannt, um eine Viruserkrankung handelt. Zum ersten Mal aufgetaucht ist der heimtückische Erreger Ende der Achtzigerjahre im Karlsruher Institut für Angewandte Informatik.
Verbreitung:
98 , 7 % aller Erkrankten sind als Netzwerk- oder Systemadministratoren tätig.
Symptome:
Aufgrund ihrer Phobien ziehen sich die Betroffenen bevorzugt in dunkle Kellergemächer zurück. Ihr gewohntes Umfeld verlassen sie bestenfalls, um dem Pizzamann die Tür zu öffnen oder die neueste Version von »Call of Duty« aus der Hauspost zu fischen. Werden sie dabei von anderen, nicht infizierten Kollegen entdeckt, führt dies oft zu schaurigen Ammenmärchen über angebliche Geistersichtungen oder paranormale Aktivitäten im Firmengebäude.
Umgang mit den Erkrankten:
Der Lebensraum der unter Netzhaut leidenden Mitarbeiter muss unter allen Umständen respektiert und geschützt werden, ansonsten kann es zu schwerwiegenden Systemabstürzen oder Netzwerkausfällen kommen.
Verwandte Krankheiten:
Illuminationsinsuffizienz
Behandlungsmöglichkeit:
Bräunungscreme
[Krankheitsverzeichnis]
Panama-Syndrom
(lat. desiderium alieni)
Beschreibung:
Wahnvorstellung, die Dichte an Bürokrankheiten wäre in anderen Unternehmen weitaus geringer als beim derzeitigen Arbeitgeber
Verbreitung:
Tritt vorwiegend bei Arbeitnehmern mit wenig Berufserfahrung
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