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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymund Krauleidis
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auf.
    Symptome:
    »Überall ist es besser als hier«, so die feste Überzeugung der Erkrankten. Folglich wartet in anderen Firmen das vermeintliche Schlaraffenland auf sie: Die Kollegen sind normal, die Gehälter mehr als üppig und technische Hilfsmittel halbwegs zeitgemäß. Die Aufgaben machen Spaß, Meetings entpuppen sich als effizient, und Mehrarbeit wird von der Belegschaft ebenso wenig verlangt wie die permanente Erreichbarkeit via Blackberry. Mitunter glauben die Betroffenen sogar, dass sie in anderen Unternehmen realistische Aufstiegschancen hätten. Oder an den Nikolaus.
    Umso härter trifft es die Erkrankten, wenn sie ihre Jobwechselabsichten schließlich in die Tat umsetzen und sich endlich im angeblichen Paradies wähnen. In der Regel dauert es vier bis sechs Wochen, bis sie die Realität auf den Boden der Tatsachen zurückholt und ihnen plötzlich schmerzhaft bewusst wird: Woanders ist es mindestens genauso scheiße!
    Nicht selten kehren sie kurze Zeit später geläutert zu ihrem alten Arbeitgeber zurück, wo sie ein vergleichsweise glückliches, sorgenarmes Leben führen. Und wenn sie nicht in Rente sind, dann leiden sie noch heute.
    Verwandte Krankheiten:
    Jammerrhoe, Lohnmacht
    Behandlungsmöglichkeit:
    Die Geschichte, wie der kleine Tiger und der kleine Bär nach Panama reisen
    [Krankheitsverzeichnis]
    Papiertigerei
    (gr. malproductionitis papyri)
    Beschreibung:
    Vom chinesischen Kommunistenführer Mao Zedong entdeckte Bürokrankheit; äußert sich durch fortwährendes Erstellen praxisferner Dokumente, die den Anschein einer Problemlösung erwecken sollen.
    Verbreitung:
    Die Betroffenen sind sehr oft in Ämtern und Behörden anzutreffen. Aber auch die freie Wirtschaft ist vor ihnen leider nicht gefeit.
    Symptome:
    Die Vorgehensweise »Erst Gehirn einschalten, dann aufschreiben« ist den erkrankten Kollegen leider weitestgehend fremd. Nicht dass die Thesen, die sie zu Papier bringen, miserabel formuliert oder die Visionen grundsätzlich schlecht für die Menschheit wären – sie sind einfach nur derart unrealistisch und utopisch, dass es fast schon einer intellektuellen Beleidigung der Leser gleichkommt.
    Ab und zu schaffen sie es sogar, sich in ihren Präsentationen oder Konzepten richtiggehende »eierlegende Wollmilchsauen« auszudenken – die sich jenseits der geschriebenen Worte jedoch lediglich als Holz vernichtende Borkenkäfer entpuppen. Für gewöhnlich sind die Werke der Erkrankten bereits an ihren Überschriften zu erkennen. Diese lauten etwa »Vision und Mission«, »Strategiepapier«, »Agenda 2050 « oder »Arbeitszeitgesetz«.
    Verwandte Krankheiten:
    ISO -Manie, Schönrederei
    Behandlungsmöglichkeit:
    »Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.« (Helmut Schmidt)
    [Krankheitsverzeichnis]
    Paretontose
    (dt. 80 / 20 -Defekt)
    Beschreibung:
    Vom italienischen Soziologen Vilfredo Pareto entdecktes krankhaftes Ungleichgewicht bei der Verteilung von Arbeit und Gehältern; führt bisweilen zu akutem Missmut und Motivationshemmung.
    Symptome:
    1 .) 80 % aller anstehenden Aufgaben im Unternehmen werden von 20 % der Belegschaft erledigt.
    2 .) 20 % der Mitarbeiter streichen 80 % der Gesamtsumme aller Löhne und Gehälter ein.
    3 .) Die Schnittmenge der jeweiligen 20 % aus 1 .) und 2 .) beträgt regelmäßig null.
    Verwandte Krankheiten:
    Lohnmacht
    Behandlungsmöglichkeit:
    Nicht weiter drüber nachdenken.
    [Krankheitsverzeichnis]
    Parkplatzpanik
    (gr. parcophobia)
    Beschreibung:
    Allmorgendliche Angst, keinen Premium-Parkplatz mehr zu bekommen
    Symptome:
    Für die meisten sind sie einfach nur praktische Möglichkeiten, den eigenen Wagen zu deponieren, für die erkrankten Kollegen stellen Parkplätze hingegen regelrechte Statussymbole dar. Entscheidend ist für sie deshalb nicht, ob sie eine Abstellgelegenheit für ihren Pkw finden, sondern wo .
    Bevorzugt parken sie ihre VW Golfs oder Polos unmittelbar neben den gesondert gekennzeichneten Flächen für die S-Klassen der Geschäftsführer. Dies eröffnet ihnen gleich zwei Vorteile: Zum einen beweisen sie der gesamten Belegschaft, dass sie wieder einmal extrem früh da waren (zumindest früher als alle anderen erkrankten Kollegen), zum anderen entspricht das hieraus resultierende Parkarrangement der geltenden Rang- und Wichtigkeitsordnung im Unternehmen – zumindest glauben sie das.
    Um das Gefühl der »angeparkten Macht« möglichst lange zu konservieren, lassen die Betroffenen ihre Pkws nach einer erfolgreichen Abstellaktion in

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