Buerokrankheiten
Atemschutz!
[Krankheitsverzeichnis]
Muttismus
(lat. materose officialis)
Beschreibung:
Extreme Form von Hilfsbereitschaft; vielfach werden die Erkrankten auch als »die gute Seele des Unternehmens« bezeichnet.
Verbreitung:
Tritt verstärkt bei weiblichen Mitarbeiterinnen ab fünfzig auf. Häufig sind die Betroffenen am Empfang oder als Teamassistentinnen tätig.
Symptome:
Egal ob Heftpflaster, Nähutensilien, Kopfschmerztabletten, Taschentücher, Nagelfeilen, Reisebügeleisen oder Fleckensprays – die Erkrankten haben einfach alles in ihren Handtaschen und Schreibtischschubladen. Die auffälligsten Merkmale sind allerdings ihre stets offenen Bürotüren und Ohren für alles und jeden. Sie trösten, machen Mut, geben Ratschläge und helfen, wo sie nur können. Ihre eigenen Probleme behalten sie allerdings meist für sich, schließlich wollen sie niemanden damit belasten. Gäbe es das Wort »selbstlos« nicht – man müsste es glatt für sie erfinden.
Auch kulinarisch haben die Erkrankten einiges auf dem Kasten, was sie regelmäßig durch mitgebrachte Torten, Kuchen oder Muffins unter Beweis stellen.
Leider hat dieses Büroleiden aber auch seine Schattenseiten. In schwereren Fällen der Krankheit legen die Betroffenen Wert darauf, dass man sie »Mutti« nennt, und bitten die Kollegen (die sie liebevoll als »meine Jungs« bzw. »Mädels« betiteln), doch mal »kurz durchzuklingeln«, wenn sie nach Feierabend gut zuhause angekommen sind.
Verwandte Krankheiten:
Helfersyndrom, Mitleids-Defizit-Syndrom
Behandlungsmöglichkeit:
Frag Mutti.
[Krankheitsverzeichnis]
Nachberichtitis
(dt. Netzer-Delling-Syndrom)
Beschreibung:
Pathologischer Austausch- bzw. Informationszwang nach sportlichen Groß- und Kleinereignissen
Verbreitung:
Tritt vorwiegend an Mon- und Donnerstagen sowie in geraden Jahren in den Monaten Juni und Juli auf.
Symptome:
Die Büros der Erkrankten sind übersät mit Flaggen, Maskottchen, Trikots und Postern ihrer Lieblingsmannschaft. Viele ihrer Kollegen denken deshalb, sie hätten nur Fußball im Kopf – was natürlich Quatsch ist. Meistens auch Handball, Basketball, Eishockey, Boxen, Tennis, Rennsport, Radsport, Golf, Biathlon, Skispringen und Curling.
In kleineren oder größeren Gruppen rotten sich die (vorwiegend männlichen) Betroffenen zusammen, um die Arbeitszeit zur intensiven Aufarbeitung der Spiele vom Vortag zu nutzen. Bis ins kleinste Detail werden strittige Abseitsentscheidungen diskutiert, Spielzüge analysiert und Aus- bzw. Einwechslungen kommentiert. Nicht selten kommt es dabei zu lautstarken Auseinandersetzungen zwischen Kollegen aus »verfeindeten Lagern«, die mitunter sogar in verbalen Entgleisungen oder Gewalttätigkeiten enden können.
Sitzen sie an ihren Arbeitsplätzen, verbringen die Erkrankten Stunden damit, sich im Netz ein möglichst umfassendes Bild über das Presseecho zum gestrigen Verbandspokalspiel zwischen Viktoria Hühnerfeld und Rot-Weiß Hasborn-Dautweiler zu verschaffen. Neben sport 1 .de, kicker.de und der Online-Ausgabe der Bild kommen im Rahmen ihrer Recherchearbeiten mitunter auch exotischere Quellen wie blick.ch, mumbaimirror.com oder die Internetseite des San Francisco Chronicle zum Einsatz.
Besonders kritisch wird dieses Büroleiden, wenn zum eigentlichen Krankheitsbild noch die sogenannte »Vorberichtitis« hinzukommt. Diese tritt bevorzugt mittwochs und freitags sowie in geraden und ungeraden Jahren ganzjährig auf.
Verwandte Krankheiten:
Nach Niederlagen des Lieblingsklubs kommt es regelmäßig zu einer stark ausgeprägten Montagsdepression .
Behandlungsmöglichkeit:
Sommer- und Winterpause (zumindest in nicht olympischen Jahren)
[Krankheitsverzeichnis]
Negationsinsuffizienz
(dt. Weichei-Leiden)
Beschreibung:
Unfähigkeit, gegenüber Vorgesetzten das Wort »Nein« zu verwenden
Symptome:
Angeblich war es ein an dieser Bürokrankheit leidender Kollege, der den Bielefelder Designer Wolfgang Budwell im Jahr 1971 zur Erfindung des Wackeldackels inspiriert haben soll. Betrachtet man die Erkrankten genauer, fällt es nicht allzu schwer, diesem Gerücht Glauben zu schenken: Kaum betritt der Vorgesetzte das Büro, verfallen die Betroffenen in ein demütiges Dauernicken, das mit Geräuschen wie »ja, ja«, »natürlich« oder »hmmm« untermalt wird. Dabei spielt es keine Rolle, was der Vorgesetzte gerade von ihnen verlangt – schließlich ist er der Chef und wird somit schon wissen, was das Beste für seine Untergebenen
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