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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymund Krauleidis
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»Positivsymptomatik«. »Positiv« deshalb, weil der Patient durch die Krankheit etwas hinzugewinnt (zum Beispiel fiktive Stimmen in seinem Kopf oder Menschen, die es nicht gibt).
    Folgeerscheinungen:
    Soziale Isolation, Persönlichkeitsspaltung
    Verwandte Krankheiten:
    Singzwang, Cholerie
    Behandlungsmöglichkeit:
    Schallisolierte Einzelbüros (für die Kollegen), Antipsychotika (für den Patienten)
    [Krankheitsverzeichnis]
    Montagsdepression
    (lat. fatigatio lunae)
    Beschreibung:
    Kalenderbedingte Antriebshemmung
    Verbreitung:
    Tritt vorwiegend nach Sonntagen auf.
    Symptome:
    Akute Unlust, Müdigkeit, Motivationsmangel. Äußerlich sind die Betroffenen an ihren Augenringen sowie ihrer extrem missmutigen Mimik zu erkennen.
    Folgeerscheinungen:
    Dienstagskoma, Mittwochsträgheit, Donnerstagslethargie, Freitagsflaute
    Verwandte Krankheiten:
    Heimweh, Wochenendtkräftung
    Behandlungsmöglichkeit:
    Vier-Tage-Woche. Oder drei …
    [Krankheitsverzeichnis]
    Motivationsneurose
    (lat. deficetia motivi, niederl. tsjakka)
    Beschreibung:
    Zwanghaftes Be- bzw. Entgeistern der Mitarbeiter; häufig unter Zuhilfenahme ausgelutschter Phrasen und Worthülsen
    Verbreitung:
    Diese typische Manager-Krankheit kommt oftmals während Betriebsversammlungen oder Ansprachen im Rahmen von Firmenfesten vor.
    Erscheinungsformen:
    Leichte Form: »Wir müssen mit offenem Visier für die gemeinsame Sache kämpfen! Denn nur gemeinsam sind wir stark!« (Tatsächliche Bedeutung: Wer mir meine fette Bonuszahlung versaut, bekommt aber so was von auf die Mütze …)
    Mittlere Form: »Meine Damen und Herren, es erfüllt mich mit unbändigem Stolz, solche fantastischen Mitarbeiter zu haben, wie Sie es alle sind!« (Tatsächliche Bedeutung: Etwas Besseres haben wir auf dem Arbeitsmarkt aufgrund unserer Dumpinglöhne leider nicht gefunden.)
    Schwere Form : »Yes we can – yes we do it – tschakka! « (Tatsächliche Bedeutung: Wir können nichts, wir tun nichts, wir schaffen nichts. Holen Sie sich am besten gleich Ihre Papiere in der Personalabteilung ab.)
    Wissenschaftliche Bedeutung:
    Da die Erkrankten zumeist »nur lapidare Plattitüden« von sich geben, werden ihre Methoden vielfach auch » NLP « genannt. Unter diesem Deckmantel hat sich mittlerweile eine regelrechte (Pseudo-)Wissenschaft entwickelt.
    Verwandte Krankheiten:
    Floskelie, Schönrederei
    Behandlungsmöglichkeit:
    Der Schmerz geht, der Stolz bleibt!
    [Krankheitsverzeichnis]
    Mülltrennungsdefekt
    (lat. recyclomanie)
    Beschreibung:
    Weitverbreitete Form der Leseschwäche; betrifft insbesondere die Wörter »Nur« und »Papier«.
    Erscheinungsformen:
    Leichte Ausprägung: Der Erkrankte wirft achtlos leere Joghurt-Becher, Chipstüten, Diskettenhüllen oder Coffee-to-go-Behältnisse in den unmittelbar neben seinem Schreibtisch platzierten Papierkorb. Da er allerdings genau weiß, dass der Reinigungsdienst lediglich das darin gesammelte Altpapier mitnimmt, lässt er die anderen Materialien kurz vor Feierabend den dafür vorgesehenen Mülleimern in der Etagenküche zukommen.
    Mittlere Ausprägung: Der Erkrankte befüllt seinen Papierkorb zusätzlich mit gebrauchten Kaffeefiltern, Obstschalen oder Essensresten. Schwirren wenige Tage später die ersten Fruchtfliegen im Büro herum, ist er jedoch in der Lage, einen Zusammenhang zwischen dem Auftauchen der nervigen Viecher und dem mittlerweile prall gefüllten Papierkorb herzustellen. Mit Schutzhandschuhen bewaffnet ringt er sich schließlich dazu durch, seinen Unrat halbwegs fachgerecht zu entsorgen.
    Schwere Ausprägung: Der seit mehreren Wochen nicht mehr entleerte Papierkorb des Erkrankten ist als solcher nicht mehr zu erkennen, da sich der Schimmel bereits durch das billige Plastik gefressen hat. Lediglich der vergilbte Aufkleber »Nur Papier« lässt erahnen, um was es sich bei dem überquellenden, stinkenden Behältnis einmal gehandelt haben muss. Häufig behaupten die an dieser Form der Krankheit leidenden Kollegen sogar, der Müll würde zu ihnen sprechen – allerdings handelt es sich dabei meist nur um Geräusche, die mit den auf Hochtouren laufenden Gärprozessen zusammenhängen.
    Verwandte Krankheiten:
    Kühlschrankdemenz, Messie-Syndrom
    Behandlungsmöglichkeit:
    Kippen Sie die Papierkorbinhalte der erkrankten Kollegen in regelmäßigen Abständen über deren Auto in der Tiefgarage oder vor ihren Haustüren aus. Verwenden Sie dabei jedoch unbedingt geeignete Schutzkleidung sowie einen

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