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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymund Krauleidis
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unterscheiden.
    Symptome und Diagnose:
    Mobber-Mobbing: Das Besondere an dieser Erkrankung ist, dass sie gleich mehrere Leiden kombiniert. Angefangen von Absolutismus und Büroamnesie über Lästeritis oder Lobmangel bis hin zur gemeinen Tyrannei kann je nach Ausprägung fast alles mit dabei sein. Mobbing gilt deshalb auch als Zehnkampf unter den Bürokrankheiten. Im Gegensatz zu den »Königen der Leichtathleten« sind Mobber allerdings nur bemitleidenswerte Kreaturen, denen es hauptsächlich darum geht, ihr kleines Ego mit dem gezielten Quälen einzelner Kollegen aufzupolieren.
    Selbstredend suchen sie sich dafür nur die schwächsten Glieder in der Mitarbeiterkette aus – für Kämpfe auf Augenhöhe sind sie meist zu feige. In schwereren Mobbing-Fällen brüsten sich die Mobber sogar vor anderen Kollegen mit ihren vermeintlichen »Heldentaten«. Allerdings nur so lange, bis ihr Vorgesetzter oder der Betriebsrat Wind davon bekommt. Dann sind sie plötzlich ganz klein mit Hut und behaupten steif und fest, dass doch alles nur Spaß war. Glücklicherweise vergeht ihnen das Lachen dann aber bei der darauffolgenden Abmahnung wieder von ganz allein.
    Gemobbt-Mobbing: Jenseits des oben beschriebenen aktiven Mobber-Mobbings bleibt die Diagnose von Mobbing subjektiv. Das gibt hochsensiblen Kollegen die Möglichkeit, sowohl den Mangel an Nachfüllpatronen für Textmarker als auch die notwendige Asbestsanierung der Büroräume als gezielte Verschwörung der Kollegen zu deuten – einzig mit dem Ziel, die Betroffenen rauszumobben. Typische Sätze: »Aufgrund der Auftragslage gibt es in diesem Jahr für alle kein Weihnachtsgeld. Ich glaube, die wollen mich rausmobben!«, »Als ich heute auf Toilette war, war schon wieder keine Seife im Spender. Ich glaube, die mobben mich!«, »Die Security hat mich heute auf dem Parkplatz nicht gegrüßt. Die mobben mich alle. Ich gehe zum Betriebsrat!«, »Jemand hat mir einen Post-it-Zettel schief auf den Bildschirm geklebt – ich glaube, so krass gemobbt wurde ich schon lange nicht mehr!«
    Gemobbt-Mobbing auf dieser subtilen Ebene ist ähnlich wie Born-out eine Modekrankheit, die aktuell ebenso inflationär und epidemisch auftritt wie violette Strähnchen im Haar oder California Dream Nails bei weiblichen Angestellten auf Sachbearbeiterebene.
    Interessanterweise dient Mobbing sowohl in der Form des Mobber-Mobbings (aktives destruktives Handeln) als auch in der Form des Gemobbt-Mobbings (passives destruktives Leiden) den meisten Erkrankten als Vorstufe zum Burn-out . Laut Deutschem Ärzteblatt gibt es keine Burn-out-Diagnose, in der nicht auch ein wenig Mobbing vorkommt, egal ob als Aktiv-Mobber oder als Passiv-Gemobbter. »Natürlich habe ich jetzt ein Burn-out, in den letzten Monaten war ja nur Mobbing angesagt!«, sind oft die letzten Worte vor dem Kollaps. (Achten Sie bitte darauf, dass bei dieser von den Erkrankten gewählten Formulierung nicht klar wird, ob der Erkrankte Mobber oder Gemobbter ist!)
    Verwandte Krankheiten:
    Ziemlich viele
    Behandlungsmöglichkeit:
    Mobber-Mobbing: Lieb sein!
    Gemobbt-Mobbing: Realistisch sein!
    [Krankheitsverzeichnis]
    Monologie
    (lat. parladontose singularis)
    Beschreibung:
    Zweifelhaftes Talent, die Kollegen mittels permanenter Selbstgespräche in den Wahnsinn zu treiben
    Symptome:
    Leichte Ausprägung : Der Erkrankte kommentiert E-Mails von unliebsamen Kollegen mit Kraftausdrücken oder fasst den Inhalt getätigter Telefonate nach dem Auflegen nochmals laut zusammen (»Bin ich hier eigentlich nur von Vollpfosten umgeben?«).
    Mittlere Ausprägung : Der Erkrankte brabbelt in regelmäßigen Abständen unverständliches Zeug vor sich hin. Rückfragen von Kollegen, die sich versehentlich angesprochen fühlen, beantwortet er gereizt mit »Unterbrich mich nicht, wenn ich mit mir selbst rede!« oder »Schnauze!«. Im weiteren Verlauf der Krankheit gewöhnen sich die Kollegen an seine Verhaltensweise und ignorieren die unliebsame Geräuschkulisse weitestgehend (selbst dann, wenn sie ausnahmsweise doch einmal gemeint sind).
    Schwere Ausprägung : Der Erkrankte kommentiert jeden seiner Handgriffe und Gedankengänge detailliert und deutlich für alle Kollegen im Großraumbüro hörbar: »Erst den Computer anschalten, dann das Passwort eingeben: Mausezähnchen 1979 . Mann, sieht der Mayer heute wieder scheiße aus. Ich glaub, ich muss mal groß …«
    Psychologische Betrachtung:
    In der Psychotherapie spricht man bei derartigen Verhaltensweisen von

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