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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymund Krauleidis
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perfekte Büroleben – wäre da nicht diese permanente Angst, dass sie eines Tages einen dahergelaufenen Diplom-Vollprofi-Kollegen zur Seite gestellt bekommen, der ihr mühsam errichtetes Lügengebäude zum Einsturz bringt und sie als das entlarvt, was sie in Wahrheit sind: faule, dilettantische Blender, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als Online-Poker zu spielen, powerzunappen oder sich immer wieder neue Arbeitsvermeidungsstrategien auszudenken.
    Diagnose:
    Hauptsächlich erkennen Sie die Erkrankten daran, dass sie die Frage, was sie eigentlich den ganzen Tag machen, nur ausweichend oder so kryptisch beantworten, dass es niemand versteht. Teilweise behaupten sie auch, für Geheimprojekte tätig zu sein, die so streng vertraulich sind, dass nicht einmal der Vorstand davon Kenntnis hat. Wer sie eingestellt hat und wofür, weiß meistens keiner mehr so richtig.
    Verwandte Krankheiten:
    Platzhirscherei, Somnus interruptus
    Behandlungsmöglichkeit:
    Geheim
    [Krankheitsverzeichnis]
    Projektitis
    (gr. malakia sisyphos)
    Beschreibung:
    Durch gelangweilte Projektmanager hervorgerufene Unart, Mitarbeiter fortwährend von ihrem Tagesgeschäft abzuhalten, gewöhnlich einhergehend mit blindem Aktionismus sowie exzessiver Papier- und Zeitverschwendung
    Krankheitsverlauf:
    Ideenfindungs-Phase: Der Projektmanager überlegt, was man zur Verbesserung der Unternehmenssituation tun könnte, um kurz darauf festzustellen, dass das Budget dafür nicht ausreicht. Anschließend überlegt er, was er mit dem vorhandenen Budget anstellen könnte, um festzustellen, dass dies zur Verbesserung der Unternehmenssituation überhaupt nichts beiträgt.
    Projektdefinitionsphase: Gründung der ersten beiden Teilprojekte. Das erste soll sich mit der Frage beschäftigen, wie man für das substanzlose Vorhaben einen offiziellen Projektauftrag von der Geschäftsführung bekommen könnte, das zweite wird mit der Aufgabe betraut, sich einen möglichst geheimnisvollen Projektnamen auszudenken (zum Beispiel »Tropensturm«, »Feuerzauber«, »Weißer Drache« oder »Agamemnon«). Dazu gibt es Kekse.
    Projektplanungsphase: Mittels hochkomplexer Methoden (zum Beispiel Würfeln) werden die einzelnen Projektschritte sowie die zugehörigen Meilen- bzw. Stolpersteine detailliert vorausgeplant und in unübersichtliche Ablaufpläne oder Tabellen gepackt. Anschließend verteilt der Projektmanager diese Dokumente ohne weitere Kommentierung an die unzähligen Projekt- und Teilprojektmitglieder und beauftragt sie, mit ihren jeweiligen Arbeitspaketen loszulegen.
    Projektdurchführungsphase: Jeder macht irgendwas. In regelmäßigen Abständen trifft man sich zu Projektbesprechungen, trinkt Kaffee und redet über den Tatort vom vergangenen Sonntag.
    Projektabschlussphase: Der Projektleiter fasst die nicht vorhandenen Ergebnisse in einer ausführlichen Präsentation zusammen, um sie anschließend mit stolz geschwellter Brust der Geschäftsführung vorzustellen. Diese lobt insbesondere die außergewöhnliche Farbgebung des Charts auf Folie Nummer 134 und gibt bei dieser Gelegenheit grünes Licht für ein entsprechendes Folgeprojekt. Dazu gibt es Lachs-Kanapees.
    Warnung:
    Die Projektitis ist nicht nur eine immens teure, sondern auch eine hochansteckende Bürokrankheit! Viele Unternehmen bestehen mittlerweile zu über 50 % aus Projektmanagern und erklären selbst das Anspitzen von Bleistiften, die Auswahl der Besprechungsverpflegung oder das Ausdenken neuer Projekte zum Projekt.
    Verwandte Krankheiten:
    Sick-Off-Meeting, Arbeit
    Behandlungsmöglichkeit:
    Richtige Arbeit
    [Krankheitsverzeichnis]
    Protokollie
    (gr. stenoitis)
    Beschreibung:
    Unkontrollierbarer Zwang, in Besprechungen und Konferenzen selbst den banalsten Schwachsinn mitzuschreiben
    Symptome:
    Wie aktiv man an einem Meeting teilgenommen hat, zeigt sich einzig und allein am Umfang der Aufschriebe – denken zumindest die an Protokollie leidenden Kollegen. Selten verlassen sie Besprechungen, ohne nicht mindestens drei DIN -A 4 -Seiten (beidseitig) mitgeschmiert zu haben. Logisch, dass sie dem eigentlichen Geschehen dabei keinerlei Aufmerksamkeit schenken. Weshalb auch? Schließlich protokollieren sie ja alles und können es sich später in aller Ruhe durchlesen.
    Kehrt der Erkrankte kurz darauf an seinen Schreibtisch zurück, versucht er, das kraklig Geschriebene von eben zu entziffern. Außer einem Satz, der mit viel Fantasie »Hoch dem Chart das Kunde pfeilt in grün« lauten könnte, will ihm dies aber

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