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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymund Krauleidis
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Krawatten
    Verbreitung:
    Häufig bei Führungskräften, eher seltener bei Personen weiblichen Geschlechts

    Symptome:
    Obwohl man sie teilweise auch schnippisch »Kompetenzverstärker« nennt – Krawatten bewirken mitunter exakt das Gegenteil! Ist der Knoten zu straff, drosselt die Halsbinde die Luftzufuhr und sorgt somit für eine Sauerstoffunterversorgung des Gehirns. Die Folgen: Das Membranpotenzial der Nerven- und Gliazellen sinkt, die intrazelluläre Osmolalität steigt, und eine als Exzitotoxizität bezeichnete Hyperexzitabilität tritt auf. Anders formuliert: Der Kollege redet Blödsinn.
    Umgang mit den Erkrankten:
    Schlipsträger brauchen unser Mitgefühl – selbst wenn es manchmal schwerfällt! Helfen Sie den Erkrankten in besonders schlimmen Fällen beim Lockern des Krawattenknotens, und stellen Sie sie für mindestens zehn Minuten an ein geöffnetes Fenster.
    Verwandte Krankheiten:
    Verbaler Durchfall
    Behandlungsmöglichkeit:
    Casual Friday
    [Krankheitsverzeichnis]
    Schnappstuss
    (lat. morbus albus, engl. facebook disease)
    Beschreibung:
    Unsitte, die Kollegen nach dem Urlaub mit unzähligen Ferienbildern zu langweilen
    Erscheinungsformen:
    Leichte Form:
    Die Betroffenen versuchen in Phase 1 , ihren kürzlich verbrachten Urlaub möglichst beiläufig in Flur-Unterhaltungen einzubauen (ob sie dabei in Salzgitter oder Sydney waren, spielt bestenfalls eine untergeordnete Rolle). Scheint das Interesse des Gegenübers geweckt, folgt Phase 2 : Mit einer geschickten Handbewegung wird das Smartphone aus der Hosentasche gefischt und Phase 3 mit dem Satz »Willste mal sehen?« eingeläutet. Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnet der Erkrankte das Fotoalbum seines Handys und hält es dem hilflosen Kollegen unter die Nase: »Schau mal, das bin ich im FKK -Bereich …«
    Mittlere Form:
    Von: Frank Fetzer
    An: Alle Mitarbeiter
    Betreff: Back again!
    Hallo zusammen!
    Mit dieser E-Mail melde ich mich aus meinem Urlaub zurück. Die drei Wochen auf den Malediven waren echt der Oberhammer! Der Strand war feinsandig, das Essen top, und die Hotelzimmer haben ihre fünf Sterne wirklich verdient! Damit auch ihr an alldem teilhaben könnt, habe ich einmal die besten Bilder zusammengestellt.
    Viel Spaß damit und liebe Grüße,
    Frank
    PS : Teil 2 kommt morgen …
    Anhang: Malediven_ 2012 .ptt (Größe: 37 , 9 MB )
    Schwere Form:
    Der Erkrankte reserviert den größten Besprechungsraum im Firmengebäude und präsentiert seine Urlaubsimpressionen im Rahmen einer pompösen multimedialen Show. Neben den optischen Impressionen kommen auch informative Wortbeiträge über Land, Leute und die jeweilige Kultur nicht zu kurz. Die gesamte Belegschaft ist eingeladen, es gibt Sekt und Schnittchen. Im Vorprogramm spielt Lady Gaga.
    Verwandte Krankheiten:
    Kinderwahn, Vertreterie
    Behandlungsmöglichkeit:
    Urlaubssperre
    [Krankheitsverzeichnis]
    Schnorritis
    (lat. parasitose)
    Beschreibung:
    Pathologischer Leihzwang; betrifft in der Regel Geld und andere persönliche Habseligkeiten.
    Symptome:
    Zugegeben: Man kann ja mal etwas vergessen oder verlegen. Die beharrliche Regelmäßigkeit, mit der es die Betroffenen tun, ist aber im wahrsten Sinne des Wortes krankhaft. Sei es der Geldbeutel, der wieder einmal zuhause geblieben, die Zigarettenschachtel, die gerade nicht auffindbar ist, oder der Regenschirm, der im Wagen der Frau spazieren fährt. Typische Sätze der Erkrankten beginnen deshalb regelmäßig mit »Hätte mal jemand …« oder »Könnte ich mir bis morgen …«, wobei »morgen« aus ihrem Munde meistens »irgendwann in drei Monaten« bzw. »nie« bedeutet.
    Werden sie von ihren Kollegen mehrere Tage oder Wochen später auf die Leihgabe angesprochen, reagieren die Erkrankten oft überrascht bis empört und behaupten, ihre Schulden doch längst beglichen zu haben. In leichteren Fällen der Schnorritis kommen sie ihren Verpflichtungen allerdings noch weitestgehend nach. Dafür leihen sie sich die entsprechenden Beträge oder Gegenstände einfach von anderen Kollegen.
    Umgang mit den Erkrankten:
    Im frühen Christentum galt »Almosen geben« als Werk der Gerechtigkeit. Heute hingegen ist es reine Dummheit – zumindest, wenn es um die an dieser Bürokrankheit lei(h)denden Menschen geht. Sollten Sie sich dennoch dazu breitschlagen lassen, den betroffenen Kollegen aus der Patsche zu helfen, lassen Sie sich den Empfang unter Zeugen quittieren, und verlangen Sie Sicherheiten.
    Verwandte Krankheiten:
    Kleptomanie,

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