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 Bufo & Spallanzani

Bufo & Spallanzani

Titel: Bufo & Spallanzani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rubem Fonseca
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an, wie er sich vor Stolz aufbläht.«
    »Ist das Ihr Ernst? Dieses Tier hält sich für schön?« fragte ich.
    »In Wirklichkeit denkt er, daß Sie eine Schlange sind, und bläht sich auf, damit Sie ihn nicht so leicht verschlingen können.« Auf Ceressos Lippen (es waren keine richtigen Lippen, nur ein dünner Strich zwischen Nase und Kinn) lag ein spöttisches Lächeln.
    Ceresso ergriff ein Glasgefäß und begann, der Kröte das Gift aus den Drüsen abzunehmen. »Man muß die Drüsen sehr vorsichtig ausdrücken, sonst kann das Sekret bis zu fünfzig Zentimeter weit spritzen«, sagte Ceresso. Er tastete die Kröte, die unbeweglich dasaß, äußerst behutsam ab. Eine widerliche Substanz mit einem scharfen Geruch, wie ich ihn noch nie gerochen hatte, löste sich aus der Haut des Tieres. Mit einem kleinen Glasspachtel fing Ceresso das Sekret auf und sammelte es in dem Gefäß.
    »So«, sagte Ceresso, »das haben wir. Aber denken Sie daran, Sie müssen damit vorsichtig umgehen.«
    »Dr. Ceresso, ich habe Ihnen schon gesagt, ich will damit einen Verbrecher, einen Betrüger, einen Schwindler entlarven. Ich diene dem Guten.«
    »Schwindler, davon gibt’s jede Menge in Brasilien, vor allem in der Wissenschaft«, schimpfte Ceresso. »Dreiste Stümper, die durch geschickt vertuschte Aneignung fremden Geistesgutes Prestige erwerben. Diebe! Lumpenpack! Schurken!«
    Ich hörte mir Ceressos wutschnaubende Schmähungen geduldig an. Er hatte recht, dieser Situation mußte ein Ende bereitet werden.
    Nun, im Besitz des Krötengiftes und des Pyrethrum parthenium, machte ich mich schnellstens auf den Heimweg zu meinen Freunden, die mir helfen wollten, Minolta, Mariazinha und Siri.
    »Freunde«, sagte ich, »meine brüderlichen Freunde, es ist so weit. Im Verhältnis von 1 mg auf 50 mg, wie es bei den anerkannten Autoren heißt.« Mir fiel gerade nicht ein, ob es der Portugiese, der Japaner, der Amerikaner oder sonst wer gewesen war, der dieses Verhältnis bestimmt hatte. Ich war von einer fixen Idee besessen und bereit, dafür zu sterben.
    Die Sache sollte so vor sich gehen: Ich wollte die erste Dosis des Trunks zu mir nehmen, mich ins Bett legen und zehn Stunden liegen bleiben. Dann sollten sie mir mit Hilfe eines Trichters eine zweite Dosis durch den Mund einflößen, so wie Clara Estrucho es mit ihrem Mann gemacht hatte. Anschließend sollten sie einen Arzt holen. Danach sollten sie mich in eine Plastiktüte packen oder, besser gesagt, sie mir über den Kopf ziehen, damit ich weitere vierundzwanzig Stunden lang nicht atmen konnte (ein Grab auf dem Friedhof zu bekommen, war ausgeschlossen). »Du kannst dabei sterben, Mann«, sagte Minolta, »aber wenn’s für eine gute Sache ist, okay.« Zwei Betrüger zu entlarven, das war eine gute Sache.
    Bevor ich die Flüssigkeit trank, verabreichte Mariazinha mir ein Läuterungsbad. Sie streute grobes Salz in einen Eimer heißes Wasser, stellte mich nackt in die Duschbox, und bevor sie mich mit dem salzigen Wasser übergoß, sprach sie folgendes Gebet, und ich sprach es nach: »Schutzengel, Helfer und Beschützer, verströmet euren Einfluß auf mich, auf daß ich in den Besitz von Kraft, Glaube und Festigkeit des Denkens gelange und eure Schwingungen und Segnungen fühle, während ich mich dieser Waschung unterziehe. So geschehe es.«
    Ich glaubte zwar nicht an Beschwörungen, aber dieses Bad stärkte aus irgendeinem Grunde meine Zuversicht.
    Ich legte mich auf den Fußboden. Ich wollte Siri und Mariazinha nicht um den Genuß ihres bequemen Bettes bringen. Für das Ergebnis des Experimentes spielte es keine Rolle, ob ich auf dem Fußboden oder im Bett lag. »Gib mir das Zeug zu trinken«, sagte ich.
    »Hast du eine Mutter?« fragte Mariazinha.
    »Stell dich nicht so an«, sagte ich.
    »Gottes Wille geschehe«, sagte Siri.
    »Scheiße«, sagte Mariazinha, »glaubst du jetzt auf einmal an Gott?«
    »Hier geht’s jetzt um Hexenwerk«, sagte Siri, »bei allen Hexereien ist Gott im Spiel.«
    »Hast du eine Mutter?« fragte Mariazinha nochmal.
    »Warum?«
    »Falls irgendwas Schlimmes passiert, würde deine Mutter das doch erfahren wollen.«
    »Mütter wollen alles erfahren, nur keine schlimmen Sachen«, sagte Siri. »Nerv uns nicht. Mach schon, Junge.«
    Ich schluckte den Trunk.
    »Spürst du irgend etwas?« fragte Minolta.
    »Bislang nicht.«
    Ich spürte überhaupt nichts. Vielleicht dauert es, bis es wirkt, dachte ich. Und sackte weg.
     
    Ganz allmählich kam ich zu mir. Zuerst kehrte der

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