Bufo & Spallanzani
Tatsächlich war es besser, auf dem Fußboden zu schlafen als auf dem Sofa, wie ich am nächsten Morgen beim Aufwachen feststellte. { * }
Die beiden folgenden Tage verbrachte ich in qualvoller Spannung. Ungeduldig wartete ich auf eine Nachricht von Ceresso von der Brasilianischen Gesellschaft zum Schutz der Amphibien.
Währenddessen verrichtete ich meine übliche Arbeit bei der Panamericana. Ich wußte, daß Zumbano mich nicht zu einem Gespräch bestellen würde. Ich mußte ihn mit unwiderlegbaren Tatsachen konfrontieren.
Mariazinha und Siri zogen in meine Wohnung ein. Sie waren provisorisch bei Freunden in Santa Teresa untergekommen, und dann gab es irgendein Problem, und sie mußten am Tag, nachdem sie bei mir übernachtet hatten, ausziehen. Ganz arglos belegten sie mein Zimmer mit Beschlag, das im Grunde auch nicht mehr meins, sondern Minoltas war. Es blieb beim Arrangement der ersten Nacht, Minolta schlief auf dem Sofa und ich auf dem Fußboden. Aber das alles machte mir nichts aus, ich dachte nur an das Experiment, das ich machen wollte, sobald ich den Bufo marinus und das Pyrethrum parthenium bekam. Außerdem waren Mariazinha und Siri nette Leute, deren Anwesenheit mich nicht störte. Am Abend des Tages, an dem sie einzogen, erzählte ich ihnen und Minolta von dem Experiment, das ich vorhatte. Sie hörten äußerst interessiert zu. Ich fragte, ob sie mir helfen wollten und darüber hinaus meinen Versuch beobachten und dann als Zeugen den Bericht unterschreiben würden, den ich für Zumbano anfertigen wollte, gesetzt den Fall, das Resultat wäre, wie ich hoffte, positiv. Sie erklärten sich begeistert einverstanden. Mariazinha machte eine Einschränkung. »Ich will nur nicht die Kröte anfassen, davor ekle ich mich.«
»Das mach’ ich. Ich ekle mich nur vor Kakerlaken«, sagte Minolta.
»Ich helfe dir«, sagte Siri.
Ich erklärte, die Kröte brauche keiner anzufassen. Ich selbst würde dem Tier das Gift aus den Drüsen abnehmen. Dazu brauchte man nur leicht auf ihre Ohrdrüsen zu drücken. Das Problem war die Frage, wieviel von dem Gift ich nehmen mußte. Wie Ceresso von der Brasilianischen Gesellschaft zum Schutz der Amphibien mir gesagt hatte, war das Gift des Bufo marinus äußerst wirksam, und jedes Tier, dem man es einimpfte, bekam entsetzliche Krämpfe und starb anschließend. Selbst die Kröte reagierte auf ihr eigenes Gift und ging wie alle anderen Tiere auch daran ein.
»Irgendwo hab’ ich gelesen, wenn du verhindern willst, daß dein Freund dich betrügt oder verläßt, brauchst du nur eine Kröte unter dem Bett zu halten«, sagte Minolta.
»Dann verzichte ich lieber auf den Freund«, sagte Mariazinha.
Ich vermied es, mich mit Gomes in der Panamericana zu unterhalten. Ich traute ihm nicht, und zwar nicht nur im Hinblick auf die geschäftlichen Angelegenheiten, sondern auch, weil ich überzeugt war, daß er für Zilda hinter mir herspionierte. Ihre Drohung, mit der Polizei zu mir zu kommen, hatte sie nicht wahrgemacht; vielleicht führte sie etwas noch Schlimmeres im Schilde.
Endlich rief mich Ceresso von der Brasilianischen Gesellschaft zum Schutz der Amphibien an.
»Ich habe alles, was Sie haben wollen. Kommen Sie her, zur Gesellschaft.«
»Jetzt? Sofort?« Ich bemühte mich, leise zu sprechen, damit Gomes am Nachbartisch nicht hörte, was ich sagte. Trotzdem sah er mich mit gespitzten Ohren an.
»Ja, jetzt«, antwortete Ceresso.
»Ich komme sofort«, sagte ich.
Ich zog meine Jacke über und wollte hinausgehen, da stellte sich Gomes mir in den Weg.
»Ich bin dein Freund«, sagte Gomes.
»Ich hab’s eilig, ich muß mich um eine dringende Sache kümmern.«
»Du benimmst dich in den letzten Tagen sehr merkwürdig. Ist irgendwas los? Du kannst mir vertrauen.«
»Ich bin spät dran«, sagte ich, machte einen Bogen um Gomes und verließ den Raum.
Ich nahm ein Taxi und fuhr zum Büro der Brasilianischen Gesellschaft zum Schutz der Amphibien.
Ceresso erwartete mich.
»Sehen Sie sich dieses prächtige Männchen an, das ich für Sie besorgt habe«, sagte Ceresso. Es war eine riesige, grünlich-gelbe Kröte, am Bauch voller dunkler Flecken. Ihr ganzer Körper war mit Warzen bedeckt, einige von hornartigen Spitzen gekrönt. Ich merkte, daß die Kröte, je länger ich sie ansah, immer größer wurde, ihr Bauch schwoll beängstigend an.
»Diese Art ist sehr eitel«, sagte Ceresso, »und insbesondere dieses Exemplar scheint noch dünkelhafter zu sein als der Durchschnitt. Sehen Sie sich das
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