Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
 Bufo & Spallanzani

Bufo & Spallanzani

Titel: Bufo & Spallanzani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rubem Fonseca
Vom Netzwerk:
– Forellen, Barsche und Karpfen – wurden an dem Tag, an dem sie in den Kochtopf kamen, in den jeweiligen Zuchtteichen und -seen gefangen. »Sie müssen sich unsere Forellenzucht ansehen«, sagte Trindade. Ich mußte mir auch den Gemüsegarten ansehen, wo Gemüse und knackige Salate ohne Pflanzenschutzmittel gediehen. Und auch die reinrassigen Kühe, die die Milch für den Käse lieferten, den wir aßen.
    Gerade hatte ich mein Gespräch mit Trindade beendet, da erschien Roma mit ihrem Mann. Sie hatte sich umgezogen und so elegant gekleidet, als befände sie sich in einem Country Club und nicht in einsamen Bergen. Auch ihr Mann hatte sich umgezogen, sein Aufzug war auf Romas Kleidung abgestimmt, als träten sie in einer Modenschau desselben Couturiers auf. Fast zur gleichen Zeit erschienen die beiden Cousinen, das Musikerpaar und Carlos. Alle mit Ausnahme des letztgenannten, der dieselben Sachen wie auf der Fahrt trug, traten in neuer Garderobe auf, die im übrigen aussah, als würde sie an diesem Tag eingeweiht.
    Später, schon auf der Terrasse, kam mir der Gedanke, eine Notiz darüber zu machen, wie Spallanzani an dem Tag seiner Begegnung mit Bufo gekleidet war. Ich zog den Notizblock aus der Tasche und schrieb: »Eine dunkle Samthose und ein weißes, lockeres Seidenhemd mit gebauschten Ärmeln.«
    »Schriftsteller sind wohl immer an der Arbeit, was?« sagte Orion, der Maestro, und setzte sich neben mich. Unterwegs im Anhänger hatte Orion mich, nachdem er sich vorgestellt hatte, nach meinem Beruf gefragt. Ich hatte mir irgendeinen Beruf ausdenken wollen, aber in dem Augenblick war mir gerade keiner eingefallen, und so hatte ich schließlich gesagt, ich sei Schriftsteller.
    »Sie sehen die Welt ringsum, stecken ihre Nase überall hinein (das soll keine Beleidigung sein), bemächtigen sich der Seele der Leute wie ein metaphysischer Raubvogel (das soll keine Beleidigung sein), schreiben Bücher, die keiner liest.« Er fuchtelte beim Sprechen mit den Händen wie ein Dirigent ohne Taktstock und versuchte, die Unfreundlichkeiten, die er sagte, mit einem Lächeln zu überspielen.
    »Words are, of course, the most powerful drug used by mankind«, sagte ich.
    »Von wem ist das?« fragte der Maestro.
    In diesem Augenblick kamen Roma und Vaslav und die beiden Cousinen Euridíce und Suzy auf die Terrasse. Sie rückten die Liegestühle so zurecht, daß sie einen Halbkreis bildeten, und machten es sich darin bequem.
    »Kipling«, sagte ich.
    »Dann sind Schriftsteller also eine Art Drogenhändler.«
    »Wer ist ein Drogenhändler?« fragte Suzy.
    »Schriftsteller. Das hat unser Schriftsteller hier gesagt. Theoretisch, natürlich«, sagte Orion.
    »Für mich gäbe es nichts Schöneres auf der Welt als Schriftstellerin zu sein«, sagte Euridíce.
    »Das ist nicht so schwierig«, sagte Orion.
    »Es ist ein Handwerk wie jedes andere«, sagte ich.
    Inzwischen waren Juliana (die länger gebraucht hatte, weil sie sich vom Kompott, den es zum Nachtisch gab, zweimal genommen hatte) und Carlos auf die Terrasse gekommen.
    »Musik machen ist schwieriger als Literatur«, sagte der Maestro. »Hausmädchen schreiben Bücher, pensionierte Militärs schreiben Bücher, alle Welt schreibt Bücher, Bettler, Politiker, Athleten, verunsicherte Jugendliche, Kaufleute.«
    »Diebe und Versicherungsangestellte«, sagte ich und dachte an Genet und Kafka.
    »Genau. Biggs hat auch ein Buch veröffentlicht«, sagte der Maestro.
    Ein Satz von Maugham fiel mir ein: It requires intelligence to write a good novel, but not of a very high order. In der Tat, es gab nicht wenige unter meinen Berufskollegen, deren intellektuelles Niveau sehr niedrig war, aber ich dachte nicht daran, dem Maestro diese Munition zu liefern. Auch unter den Maestros gab es bestimmt Schwachköpfe.
    » Vom Winde verweht wurde von einer alten Hausfrau geschrieben, die danach nichts mehr zustande gebracht hat«, sagte Orion mit unverhüllter Aggressivität. Was mochte diese Feindseligkeit hervorgerufen haben? Meine Größe? Das passiert häufig, die kleingeratenen Männer nehmen mir übel, daß ich groß bin und die Frauen mich schön finden.
    »Orion hat beim Mittagessen gesagt, daß Sie eine Geschichte schreiben, die hier im Refúgio spielt und in der wir als Personen vorkommen«, sagte Juliana liebenswürdig; vielleicht wollte sie einen anderen Ton in die Unterhaltung bringen.
    »Ich habe gesehen, wie Sie zu uns herübergeschaut und Notizen gemacht haben«, sagte Orion.
    »Ich gebe Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher