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 Bufo & Spallanzani

Bufo & Spallanzani

Titel: Bufo & Spallanzani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rubem Fonseca
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wissen Sie, wo ich ihr wiederbegegnet bin? Wissen Sie, wo?«
    »Nein.«
    »Machen Sie sich auf eine Überraschung gefaßt«, sagte sie.
    »Einen Schriftsteller kann nichts überraschen«, sagte ich wieder, allerdings nicht so überzeugt wie beim ersten Mal.
    »Nein, das wissen Sie nicht. Morgen oder vielleicht auch später, am Abend, sage ich es Ihnen und allen anderen hier, wer sie ist. Für heute sage ich nichts mehr außer: ihr Mann ist nicht gestorben, sie hat ihn nicht einmal getroffen.«
    »Dann ist sie also nicht unser Mörder?«
    »Nein, sie ist nicht unser Mörder.«
    »Sie scheiden aus unserem Spiel aus, das wissen Sie, nicht? Sie haben Ihr Thema verfehlt«, sagte ich.
    »Mein Thema hieß Kröte. Kann irgend jemand, abgesehen natürlich von Ihnen, eine Geschichte über Kröten schreiben?«
    »Ich will Ihnen ein Geheimnis verraten, aber erzählen Sie es keinem, auch nicht Euridíce. Ich habe allen das Thema Kröte gegeben«, sagte ich.
    »Sie sind ein Schlawiner, was? Dennoch, Vorsicht, ich habe die Tarotkarten gelegt. Ich weiß, was geschehen ist, und auch, was noch alles geschehen wird. Die Karten lügen nie.«
     
    Wenn ich ein Buch mit Erzählungen veröffentliche, heißt es, sie sind nicht so gut wie meine Gedichte; meine Gedichte wiederum gelten als nicht so gut wie meine Romane; meine Kriminalromane sind nicht so gut wie meine Liebesromane, et cetera. Ganz zu schweigen von den Fehleinschätzungen, die man über meine Theaterstücke geschrieben hat. Die Welt der Kunst ist die Welt der Mißgunst und der Seitenhiebe. Wenn die Leute über ein Buch von mir nicht sagen können, daß es schlecht ist, sagen sie, daß ich ein Mulatte bin. Mich interessiert nicht, was andere über mich sagen oder denken, nicht einmal, was die Frauen über mich denken, solange sie weiter mit mir ins Bett gehen. Man bezeichnet mich als sexbesessen, aber was soll ich denn mit meinem Schwanz machen, wenn er ewig hart ist? Ein harter Schwanz ist dazu da, ihn Frauen in die Möse zu stecken, und umgekehrt. Das wissen sogar die Indianer. Ich habe viele Jahre lang abstinent gelebt, bin einen Meter neunzig groß und wiege über hundert Kilo, ich glaube, das habe ich schon gesagt. Außerdem, was war das eigentlich für ein Gerede? Ich brachte Ausflüchte vor, ich fühlte mich fiebrig. Wie wäre es mit einem Witz: Ich treibe keinen Sport, das habe ich noch nie gemacht, ich bin extrem faul, der einzige Sport, den ich treibe, besteht darin, den Sarggriff meiner Freunde zu halten, die Sport treiben (vgl. Churchill).
     
    Kaum war ich in meinem Bungalow, ließ ich mich ins Bett fallen. Sie hatte mit mir Katz und Maus gespielt, und die Maus war ich. Ich merkte, daß mein Körper vor Fieber glühte, der Juckreiz war schlimmer geworden.
    Im Badezimmerspiegel sah ich, daß mein Gesicht und mein Hals rot und geschwollen waren, nicht nur an den Bißstellen. Mein Körper sah noch schlimmer aus. Wahrscheinlich war ich gegen Zeckenbisse allergisch. Ich ging zum Haupthaus und suchte nach Trindade, aber er war mit den Gästen auf einem Ausritt unterwegs und wurde erst am späten Nachmittag zurückerwartet. Ich fragte Dona Rizoleta, ob sie mir irgendein Mittel geben könne. Sie sagte, sie hätten eine Spritze, aber damit könne außer Trindade keiner umgehen. Ich hatte nicht vor, auf Trindade zu warten, denn ehe der vom Ausflug zurückkam, war ich womöglich tot. Ich ließ mir von ihr das Medikament bringen, eine Ampulle Fenergan und eine Spritze mit Kanüle zum einmaligen Gebrauch. Dann spritzte ich mir das Mittel selbst in den linken Arm.
    Halb benommen ging ich zu meinem Bungalow zurück. Ich reagiere sehr stark auf Betäubungsmittel. Wenn ich ein Valium nehme, schlafe ich drei Tage lang. Die Fenerganspritze machte mich so müde, daß ich Suzy und alles andere, ja sogar das Mittagessen vergaß. Ich fiel ins Bett und schlief sofort ein.
    Am Abend wurde ich von Trindade geweckt. Nach seiner Aussage dauerte es lange, bis ich wach wurde. Ich weiß, daß ich noch halb benommen war, als ich die Tür aufmachte und er in den Bungalow stürzte und rief: »Man hat Dona Suzy umgebracht!« Anfangs begriff ich nicht richtig, was er sagte. Trindade mußte seine Geschichte mehrere Male wiederholen.
    Trindade, Carlos, Euridíce, Juliana, Orion, Vaslav und Roma waren gleich nach dem Frühstück zu einem Picknick in den Bergen aufgebrochen. Gegen vier Uhr nachmittags waren sie zum Refúgio zurückgekehrt, und Euridíce hatte Suzy nicht im Bungalow vorgefunden. Sie hatte

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