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 Bufo & Spallanzani

Bufo & Spallanzani

Titel: Bufo & Spallanzani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rubem Fonseca
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redete.
    »Maria und Jose. Maria verbrachte ihre Vormittage im Reitklub und ritt ihre Pferde, worin sie größtes Talent besaß.«
    Ich war sehr nervös, als ahnte ich, was bei diesem ganzen Gerede herauskommen würde. Ich rede immer viel, wenn ich nervös bin. »Beim Reiten die Beine über den Pferderücken zu spreizen, war den Frauen jahrhundertelang als etwas Obszönes, Ruchloses verboten. Und jetzt kompensieren sie diese, diese – «
    »Ich habe Ihnen einen wichtigen Anhaltspunkt gegeben«, fiel Suzy mir ins Wort. »Halten Sie ihn fest.«
    »Das habe ich«, sagte ich.
    »Jose seinerseits hielt sich an die Männlichkeitsriten. Die Reichen haben feste Riten, wie Sie wissen.«
    »Das weiß ich nicht. Sich mit den Reichen zu beschäftigen ist typisch für die Randfiguren des Großbürgertums wie Friseure, Restaurantbesitzer, Huren, Juweliere, Kartenleger et cetera.« (Mir fiel ein, was Minolta mir am Tag vor meiner Reise zum Refúgio gesagt hatte, als ich von meinen Schwierigkeiten sprach, Bufo & Spallanzani zu schreiben. »Dein Fehler ist«, hatte Minolta gesagt, »dein Fehler ist, daß du nicht schwarz und arm sein wolltest, deshalb bist du kein wirklich großer Schriftsteller geworden; du hast dich für das Falsche entschieden, du wolltest lieber weiß und reich sein, und in dem Augenblick, als du diese Wahl getroffen hast, hast du das Beste in dir zerstört.« Das sagte Minolta, meine Minolta! Das konnte nur ein Rückfall ins Hippietum sein. »Und was ist mit Machado de Assis? Er durfte Weißer sein, oder nicht?« entgegnete ich. »Aber er war arm«, erwiderte Minolta.)
    »Mich zu provozieren ist sinnlos«, sagte Suzy. »Ich lasse mich nicht auf Ihr Spiel ein.«
    »Dann erzählen Sie weiter.«
    »Der schönste Körper verliert seine Verführungskraft, wenn er zur Schau gestellt wird. Sie als Schriftsteller wissen das besser als jeder andere. Die Liebe verzehrt uns wie eine Flamme. Darf ich Ihnen etwas vorlesen?« Sie zog ein Blatt Papier aus der Tasche und las: »Ich befand mich in dieser Avenue, als sie mir entgegenkam und an mir vorüberging. Es dauerte nur wenige Sekunden. Sie trug ein leichtes, sehr fließendes schwarzes Kleid, wie aus Acetatseide. Ihr Körper war athletisch, groß und schlank, ihre schwarzen glatten Haare à la garçonne geschnitten. Das Kleid und der Körper waren untrennbar zu einem Ganzen verschmolzen, das sich in verwirrend geschmeidigem Gang bewegte. Das tief ausgeschnittene Kleid war ärmellos, und die Frau auf hohen Absätzen trug keinerlei Schmuck. Ihre Schönheit war unvergeßlich. Ich hatte das Gefühl, mich an der Begegnung mit ihr verbrannt zu haben.«
    Suzy steckte sich noch eine Zigarette an. »Ich trage das bei mir, als wäre es ein Gebet. Wissen Sie, wer das geschrieben hat?«
    »Von Baudelaire gibt es ein wunderbares Gedicht über die Frau, die vorübergeht«, sagte ich.
    »So würde kein Mann schreiben, nur eine Frau kann so über eine andere Frau schreiben«, sagte Suzy. (Später fand ich heraus, daß dies eine Passage aus einem Interview mit M. Duras war.) »Und ich habe Ihnen das vorgelesen, weil es genau das war, was ich empfand, als ich zum erstenmal … Maria sah. Damals habe ich nicht begriffen, was ich empfand, aber es war dieses Gefühl, als hätte ich Feuer gefangen.«
    Suzy schloß die Augen und schien ihre Leidenschaft in Gedanken nachzuerleben.
    »Es kam wie immer – jetzt nehme ich meine kleine Geschichte wieder auf –, der Mann betrog sie. Oh, ja, vielleicht hat er sie geliebt, daran zweifle ich gar nicht, Männer können zur gleichen Zeit lieben und betrügen. Die Frau wollte ihn nicht töten, aber der Pakt mußte eingehalten werden. Sie stellte sich mit einem Revolver in der Hand vor ihn, das Bild des vor ihr knienden Mannes, den sie liebte, von ihren Tränen verschleiert, und sagte, ich will dich nicht töten, ich liebe dich. Aber trotzdem drückte sie ab. Wissen Sie, was sie dazu brachte, abzudrücken? Erbarmen. Hätte sie ihn betrogen, hätte sie nicht mehr leben können; sie glaubte, er sei genauso anständig wie sie und wolle sterben, um seine grauenvolle Tat zu sühnen.«
    »Was geschah mit ihr?« (Meine Stimme zitterte. Ach, wie meine Stimme zitterte.)
    »Sie floh. Dieser Teil ist interessant. Ich habe einmal in ihrer Hand gelesen – damals, als ich mich in sie verliebte – und in groben Zügen vorausgesehen, was geschehen würde. Dann habe ich sie eine Zeitlang nicht gesehen, aber wir konnten nicht fern voneinander sein, das ist Schicksal, und

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