Bufo & Spallanzani
worden war, aber abgesehen von den Polizisten war ich der einzige, der mit Appetit aß. Die Polizisten wirkten sorglos und lachten viel, wie Leute, die nach Erledigung einer schwierigen Aufgabe frei bekommen hatten.
Nach dem Mittagessen zogen die Polizisten sich in den Raum zurück, der als provisorische Amtsstube diente. Sie sahen sich die Aussagen an. Außer den Gästen waren auch mehrere Angestellte des Refúgio vernommen worden.
Aus naheliegenden Gründen forderte ich Minolta auf, sich mit mir in meinem Bungalow auszuruhen. Sie antwortete, sie wolle lieber bei den anderen auf der Terrasse bleiben und sehen, was passierte. Es herrschte eine Atmosphäre gegenseitiger Verdächtigungen, schiefe Blicke gingen hin und her. Der einzige, der gelassen wirkte, war der Polizist Guedes, der in einer Ecke der Terrasse saß und tat, als hielte er ein Schläfchen.
Schließlich kam einer der Polizisten aus dem Raum und rief nach Trindade. Sie unterhielten sich mit Trindade bei offener Tür. Dann kamen der Kommissar und Trindade zu der Gästegruppe auf die Terrasse.
»Der Kommissar hat eine Erklärung abzugeben«, sagte Trindade.
»Meine Damen und Herren. Meine Kollegen und ich haben gute Gründe zu glauben, daß wir wissen, wer Dona Suzy umgebracht hat.«
Nach diesen Worten schwieg er, wie ein Detektiv in einem spannenden Film.
»Wer war es?« fragte Juliana in dem Augenblick, als Roma den Mund aufmachte, um vermutlich die gleiche Frage zu stellen.
»Der als Einsiedler bekannte Mann«, sagte der Kommissar. Er berichtete, der Einsiedler sei von einer Angestellten der Wäscherei auf der Terrasse vor Suzys Bungalow gesehen worden. Er habe lauschend an der Tür gestanden und sich höchst verdächtig verhalten. Und es sei keiner der Tage gewesen, an denen er herkam, um Berzabum zu reiten. Es gab für ihn keinen Anlaß, zum Refúgio zu kommen.
»Ich glaube nicht, daß der Mann ein Mörder ist«, sagte Carlos.
»An der Stelle, wo die Leiche lag, befanden sich Abdrücke von Pferdehufen, die mit denen übereinstimmen, die man vor dem Bungalow festgestellt hat. Wir haben keinen Zweifel daran, daß diese Abdrücke vom Pferd des Einsiedlers stammen.«
»Woher wissen Sie, daß es keine Abdrücke eines Pferdes von der Fazenda sind?« fragte Carlos.
»Kein Pferd von der Fazenda ist in jener Gegend gewesen, und diese Abdrücke weisen eine Besonderheit auf: An einem der Hufe des Pferdes fehlt das Hufeisen. Und Alcides, unser Spurenfachmann, hat sämtliche Pferde der Fazenda untersucht, bei keinem fehlt ein Hufeisen.«
Eine Weile lang allgemeines Nachdenken.
»Und was soll das Motiv gewesen sein? Vergewaltigung?« fragte ich.
»Nein. Raub«, sagte der Kommissar. »Wie Dona Euridíce uns gesagt hat, ist Suzys Schmuck verschwunden. Wir haben noch keine vollständige Liste der gestohlenen Gegenstände, denn Dona Euridíce ist nicht vernehmungsfähig, aber es fehlen eine Goldkette mit einem Beryll, ein Collier aus massivem Gold in Schlangenform mit eingearbeiteten Edelsteinen, zwei Ringe, ebenfalls aus Gold, der eine davon mit einem großen Brillanten, und ein Armband.«
»Jetzt muß man den Mann nur noch festnehmen«, fügte der Protokollant hinzu.
»Zu diesem Zweck werde ich die Hilfe der Brigada Militar anfordern. Es wird nicht einfach sein. Seu Trindade hat mir gesagt, daß sich keiner in diesen Bergen so auskennt wie er. Aber die von der Brigada werden ihn schon kriegen. In der Brigada gibt’s Leute, die hier in den Bergen geboren und aufgewachsen sind.«
Kurz danach kam der Traktor zurück, der Suzys Leichnam weggebracht hatte. Die Polizisten stiegen in den Anhänger und fuhren so ostentativ ab, wie Polizisten auch die einfachsten Dinge gern tun. Vorher beruhigte der Kommissar Juliana mit den Worten, er glaube nicht, daß der Mörder es wagen werde, noch einmal zum Refúgio zurückzukommen.
»Was sollte denn dieser Mann mit dem Schmuck anfangen?« fragte Carlos.
»Verkaufen«, sagte Juliana.
»Da oben im Wald, wo er lebt, braucht er kein Geld«, sagte Carlos.
»Dann will er ihn wohl selbst tragen. Ohrringe stehen ihm bestimmt gut«, sagte irgend jemand. Die Atmosphäre lockerte sich allmählich. Man hatte den Schuldigen entlarvt, einen Außenstehenden. Bestimmt würde er bald verurteilt. Die Welt war wieder in Ordnung. Eine Hausangestellte brachte auf einem Tablett Kaffee in kleinen Tassen.
»Nun habe ich bei unserem Spiel mein Soll doch nicht erfüllt«, sagte Orion gutgelaunt.
»Aber ich. Ich habe meine Geschichte
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